Virtuelle Bürgersprechstunde mit Werdener CDU-Ratsvertretern
Wo drückt der Schuh?

Simon Wehden und Alfred Kleinfeldt beim ehrenamtlichen Müllsammeln. Das ist löblich, löst jedoch das Problem nicht. 
Foto: Henschke
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Die CDU lädt ein zu einer virtuellen Bürger-Sprechstunde mit den Werdener Ratsvertretern Martina Schürmann und Yannick Lubisch. Welche Themen bewegen die Menschen in ihren Wahlkreisen?

Eine gemeinsame Sprechstunde habe sich schon deswegen angeboten, weil sich die Wahlkreise der beiden aneinander schmiegen und man oft gar nicht weiß, wo der eine aufhört und der andere anfängt: Werden, Heidhausen, Schuir, Teile Fischlakens und Kettwigs.
Das Format ist neu: Videokonferenzen sind für viele beruflich schon lange Usus, doch gerade für konservative Parteien wie die CDU eher noch Neuland. Das man nie zu alt ist, um dazuzulernen, beweist der Senior der Truppe: Der 85-jährige Hanslothar Kranz lässt sich bei der Technik ein wenig helfen, ist mit Feuereifer dabei und meldet sich zu Wort: „Immerhin war ich selbst 45 Jahre lang im Rat tätig und dort auch Ausschussvorsitzender.“ Da freue er sich umso mehr, dass wieder jemand aus Werden einen Vorsitz inne habe: „Ich beglückwünsche Martina Schürmann.“ Seit 2014 sitzt seine Nachfolgerin im Rat und ist nun mit dem Vorsitz des Ausschusses für Umwelt, Klima und Verbraucherschutz betraut worden. Lubisch ist dort zum umweltpolitischen Sprecher der CDU gewählt worden.
Die 59-jährige Martina Schürmann sagt, dass sie relativ spät in die Politik gefunden habe: „Mich ärgerte der Zustand der Schulen, der Straßen, des ÖPNV.“ So landete sie in der CDU, in der Bezirksvertretung, merkte aber, dass man dort schnell an Grenzen stößt: „Also der nächste Schritt.“ Der 25-Jährige Yannick Lubisch ist seit kurzem Ratsherr und wurde in den ÖPNV-Lenkungskreis der Stadt Essen berufen. Der Werdener Quartierbus sei ein gutes Beispiel, wie nachfrageorientierter Verkehr von morgen sein könne. Martina Schürmann wirft ein, bei ihren ersten Rundreisen habe sie die besondere Atmosphäre begeistert: „Eine ganz andere Stimmung als in den großen Bussen. Man grüßt sich und alle sind viel freundlicher.“

Müll ist ein Ärgernis

Jetzt sind die Bürger sind an der Reihe. Wo drückt der Schuh? Daniel Schwarze thematisiert die immer drängendere Parkplatzproblematik in Werden, besonders im Bereich Brandstorstraße / Bungertstraße / Wesselswerth. Zunehmend verschärften Halteverbotszonen das Problem, forciert auch durch Anwohner, die ihre Garagen zum Lagern und nicht zum Parken nutzten. Das Ordnungsamt habe in diesem Bereich gut zu tun. Schwarze moniert auch die nicht mehr zu bändige Vermüllung des Stadtteils. Im Frühling und Sommer seien Leinpfad und Brehm hoffnungslos überfüllt, da bedürfe es deutlich größerer Müllbehälter. Alfred Kleinfeldt hat mit dem Bürger- und Heimatverein für größere Behälter an der Brehmbrücke gesorgt: „Die Pizzakartons sind ein großes Problem.“ Martina Schürmann möchte mit den Entsorgungsbetrieben ins Gespräch kommen, da die bisher an drei Tagen die Woche erfolgende Leerung nicht ausreiche. Yannick Lubisch ist sieht die Arbeit der EBE kritisch: „Müll ist ein Dauerthema und ein Ärgernis.“ Der Frust der Bürger sei groß, weil die Stadt es nicht hinbekomme, den Stadtteil sauber zu halten: „Wie bekommt man das hin in Zukunft? Man sollte auch ein Pfandsystem andenken für die Gastronomie.“

Übergreifend denken

Maria Martin Casais berichtet von den Schwierigkeiten ihrer Gruppe von Eltern, für ihre erwachsenen Kinder mit vielfältigen Behinderungen ein geeignetes Gebäude für eine Wohngruppe zu finden. Zuletzt hatten sie Hoffnung, weil ein Investor die ehemalige Jugendarrestanstalt erwerben und für ihre Zwecke umbauen wollte. Doch hier soll auf studentisches Wohnen gesetzt werden. Im Löwental werde eine Kita gebaut ohne weitere Überlegungen, nun am Kardinal-Hengsbach-Haus würden Stimmen laut für ein Hotel oder erneut studentische Nutzung und ihre Gruppe werde wieder nicht berücksichtigt. Maria Martin Casais kann nicht verstehen, warum es keine Möglichkeit geben soll, übergreifend zu denken, ihr schwebe da ein Mehrgenerationenwohnen unter Einbeziehung von Behinderten vor. Martina Schürmann betont, ein Wohnprojekt für Behinderte gehöre mitten in den Ort und nicht an den Rand. Hanslothar Kranz steht im Kontakt mit dem Bistum. In Sachen Kardinal-Hengsbach-Haus sei noch gar nichts entschieden. Alfred Kleinfeldt plädiert beim früheren Priesterseminar für ein Hotel mit Versammlungssälen für die Werdener Bürgerschaft. Die Folkwang Universität könne doch die verlassene LVR-Klinik oben in Heidhausen nutzen.

Konsens aufgekündigt

Ein großes Ärgernis ist für viele Heidhauser die Bauplanung an Jacobsallee und Barkhovenallee. Alfred Kleinfeldt betont, dass der Stadtteil schon genügend zugebaut worden sei in den letzten Jahren. Und doch solle weitere Wohnbebauung entstehen, die zudem in ihrer Bauhöhe absolut nicht in die Umgebung passe. Zudem warte man sehnsüchtig auf die versprochene neue Kita und den Erweiterungsbau der Grundschule: „Diese Maßnahmen sollten doch vor dem Bau von 75 zusätzlichen Wohneinheiten erfolgen.“ Yannick Lubisch ist enttäuscht: „Da wurde von der Verwaltung ein gesellschaftlicher Konsens aufgekündigt. Das ist schade. Nachträglich wurden die kommunizierten Baupläne geändert, deswegen hat die Bezirksvertretung der Maßnahme auch nicht zugestimmt. Ich bin gespannt, was sich die Verwaltung jetzt einfallen lässt.“
Martina Schürmann und Yannick Lubisch haben sich eifrig Notizen gemacht und werden den Anliegen der Bürger Gehör verschaffen in Rat und Verwaltung. Nach dem großen Anklang dieser Premiere soll die virtuelle Sprechstunde der CDU-Stadträte bald wiederholt werden.

Simon Wehden und Alfred Kleinfeldt beim ehrenamtlichen Müllsammeln. Das ist löblich, löst jedoch das Problem nicht. 
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Wann kommt der Erweiterungsbau für die Heidhauser Grundschule an der Jacobsallee?
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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