Eine Mammutaufgabe

Dieser Mutter und ihrem Baby konnte geholfen werden. 
Foto: privat
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Die Heidhauserin Heike Asmuth engagiert sich für Krankenstationen in Ghana

Der eingetragene Verein „Ghana Rural Health Care Support“ mit Sitz in Heidhausen hat es sich zur Aufgabe gemacht, die ländlichen Krankenstationen in Ghana zu unterstützen.

Heike Asmuth ist nicht nur Vorsitzende, sondern auch Gründerin dieser karitativen Vereinigung. Die Krankenschwester arbeitet in der ambulanten Anästhesie, mit Schwerpunkt zahnärztlicher Eingriffe bei Kindern: „Von Emmerich bis Remscheid sind wir da unterwegs. Die Kleinen tun einem schon leid. Aber der Job macht viel Spaß.“
Unterwegs. Stichwort für die Heidhauserin, die von ihrer Terrasse aus über das malerische Werden blicken kann. Ihr Bruder heiratete vor rund zwölf Jahren eine Ghanaerin, die schon länger in Deutschland lebte: „Aber sie hat noch eine große Verwandtschaft in Afrika und viele Geschwister.“ Im Jahr 2016 zu einer familiären Trauerfeier eingeladen, durfte Heike Asmuth Land und Leute kennenlernen. Beeindruckend eine „Audienz“ beim örtlichen „Chief“. Der ist so eine Mischung aus Bürgermeister und König: „Richtig mit Thron, festlichem Ornat und goldenen Ringen. Alles sehr spannend.“ Doch bald war es vorbei mit touristischer Idylle. Denn die Krankenschwester musste entsetzt die Zustände im Dorf Aseseeso erleben. In der Krankenstation fehlte alles, selbst die medizinische Grundausstattung: „Da gab es nicht mal ein funktionierendes Thermometer. Auch kein fließendes Wasser. Darüber habe ich mich sehr geärgert. Denn diese Station ist von der EU gebaut worden. Aber dann hat man sich einfach nicht mehr drum gekümmert.“ Ärzte gibt es weit und breit keine, das nächste Krankenhaus ist weit weg. Heike Asmuth kam ins Gespräch mit dem örtlichen Krankenpfleger und war beeindruckt von den Kollegen: „Die machen tolle Sachen, sind gut nach WHO-Richtlinien ausgebildet. Sehr bewundernswert.“

Ein Verein wird gegründet

Es ist eine Mammutaufgabe: Betreuung der werdenden Mütter, Geburtshilfe, Prävention, Impfung der Bevölkerung, die besonders dringliche Protektion gegen Malaria und Infektionskrankheiten, umfassende Hygiene-Aufklärung und insbesondere die Behandlung von Kindern. Schnell war eine Liste erstellt mit dem Notwendigsten. Die ländlichen Krankenstationen benötigen keine „High-Tech“-Medizin, aber Fieberthermometer, Blutdruckgeräte und Babywaagen. Einen Sterilisato und einen Tank für die Wasserversorgung, um die hygienischen Voraussetzungen zu verbessern. „Ich konnte und wollte natürlich nichts versprechen. Aber zuhause habe ich alle bekloppt gemacht.“ Sie sprach Ärzte und Kollegen an, Freunde und Verwandte, um Spenden für die Krankenstation Aseseeso zu sammeln. Anfang 2017 ging es wieder nach Ghana: „Mit kleinem Budget. Einiges habe ich mitgebracht, anderes in der Hauptstadt gekauft. In Accra bekommt man eigentlich alles.“ So konnten eine medizinische Grundausstattung und der dringend benötigte Wassertank zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig entstand die Idee, einen Verein zur weiteren Unterstützung der Krankenstation zu gründen: „Ich bin aber eher ein Macher und kein Vereinsmeier. Doch nur als Verein geht es. Allerdings war die Gründung eine Herkulesaufgabe. Die Satzung musste mehrmals umgeschrieben werden.“ Der Verein ist auf seiner Homepage ghanasupport.de zu erreichen. Der Mitgliedsbeitrag beträgt zwei Euro im Monat. Spenden können bescheinigt werden.

Knallhart verhandeln

Was passiert mit dem Geld? Damit nichts versickert, hat Heike Asmuth ihren Ansatz gefunden: Material vor Ort kaufen und ansässige Handwerker beauftragen. „Das ist aber schwierig. Verabredungen und Termine einzuhalten ist nicht so deren Ding. Da muss man ein Auge drauf haben und immer am Ball bleiben. Irgendwann kommt man sich echt blöd vor. Aber anders geht es nicht.“ Immer der erste Schritt: Beim „Chief“ nachfragen. Der gibt den Rückhalt. Wenn der Chief seinen Segen erteilt hat, sputen sich seine Leute: „Dann stehen die wirklich Kelle bei Fuß parat.“ Wobei nichts mit europäischem Maßstab vergleichbar wäre: „Wenn die Elektrizität ausfällt, ist halt Stillstand angesagt. Es kann durchaus mehrere Tage dauern, bis wieder Strom da ist. Ich habe da vorsorglich Taschenlampen und Kerzen im Gepäck.“ Auch wäre so ein afrikanischer Handwerker zutiefst beleidigt, wenn vorher nicht knallhart verhandelt würde: „Um alles wird verhandelt. Das habe ich mühselig lernen müssen. Ich habe sogar ein bisserl Twi gelernt, die Landessprache.“ So kann sie dem Handwerker vor den Latz knallen: „Mach mir ja einen ordentlichen Preis. Keinen Preis für die Weißen.“ Und natürlich wird erst nach peinlich genauer Endkontrolle bezahlt. Mit ihrem Krankenpfleger-Kollegen blieb sie in Kontakt über Whatsapp: „Er ist versetzt worden und hat mir geschrieben: Hier ist auch nix!“ Also bekam die alte Post des Ortes Okorase einen Wassertank und wurde in eine Krankenstation umgebaut, mit neu eingezogenen Wänden. Auch gibt es jetzt ein Geburtsbett: „Damit die Frauen ihre Kinder nicht auf dem Boden gebären müssen.“

Im November setzt sich Heike Asmuth wieder in den Flieger. Dann werden die Krankenstationen in Asiakwa und Nkawkaw besucht, um sich dort ein Bild zu machen. Die Kosten für Flüge und Unterkunft werden selbst getragen und nicht durch Spenden finanziert. Ehrensache: „So können wir die Spenden eins zu eins weiterreichen.“ Nur Kontogebühren muss der Verein entrichten: „Da ärgere ich mich drüber. Zehn Euro sind in Afrika viel Geld.“ Heike Asmuth wird wieder unersetzliche Materialien im Schlepptau haben: „Da muss ich mich noch um den Transport vom Flughafen zum Dorf kümmern. Aber das klappt schon. In Afrika klappt immer alles irgendwie.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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