Nilgans
Eine Gans, die polarisiert

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Nil- und Kanadagänse kann man  am Niederfeldsee zu fast jeder Zeit antreffen. Beide Arten sind Neozoen. So bezeichnet man  nach dem Lexikon der Biologie eine "in einen Lebensraum  direkt oder indirekt über anthropogene Aktivitäten eingeführte, eingeschleppte  oder eingewanderte Tierart." Ob diese Neubürger gleichzeitig auch  bei den Menschen  willkommen sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander , wie am Beispiel der Nilgans gezeigt werden soll.

Nilgänse brüten erst seit 1986 in Deutschland. Als Parkvogel sind sie jedoch schon seit dem 17.Jahrhundert aus Großbritannien bekannt.Ihre Verwilderung aus einer Gefangenschaft in Holland heraus gilt als wahrscheinlich. Seitdem haben sie sich erfolgreich ausgebreitet und ihre Anzahl soll sich allein zwischen 2009 und 2017 mehr als verdoppelt haben. Verlässliche aktuelle  Zählergebnisse habe ich jedoch nicht gefunden.2016/2017 wurden aber allein 9400 Tiere geschossen.
Im Gegensatz zur Kanadagans wurde die Nilgans von der EU 2017 in die Liste der invasiven Arten aufgenommen, d.h. sie gilt zwar als eingebürgert, aber nicht als europäische Art und damit entfällt jedweder besondere Schutz. Invasive Arten sollen unerwünschte Auswirkungen auf andere einheimische Arten haben und mit ihnen in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen stehen. Wegen des Klimawandels , der hohen Vermehrungsrate und und der intensiven Landwirtschaft, die die Gänse auf Grünflächen und Weiden Nahrung im Überfluss finden lässt, gehört sie in der Tat zu den Arten, die sich derzeit mit am stärksten ausbreiten. Bestandsmanagement und Bejagung sollen dem entgegenwirken. In Presseberichten wird teilweise die Aggressivität der Tiere in ihrem Brutrevier (auch gegenüber Menschen) und die hygienische Gefahr durch Gänsekot in Parks und auf Liegewiesen betont.
Befürworter des Neuankömmlings haben ihre Argumente, die das oben Gesagte entkräften sollen.  Natürlich ist Bejagung in Städten verboten, zumal dadurch (versehentlich?) auch andere Arten betroffen werden. In Städten verbietet sie sich und ist nur mit Ausnahmegenehmigungen an wenigen Orten erlaubt. Bejagung außerhalb geschlossener Ortschaften führe lediglich dazu, dass sich die Tiere an den jagdfreien städtischen Gewässern konzentrieren würden. Außerdem wird die Effektivität der Jagd bezweifelt, denn sobald ein Brutplatz frei wird, rückt ein anderes Paar nach. Ob Nilgänse andere einheimische Arten verdrängen, sei zudem nicht bzw. nicht hinreichend belegt.  Andere Wasservogelarten würden sogar von der Wachsamkeit der Gänse profitieren. Der Kot der Nilgänse besteht fast ausschließlich aus mechanisch zerkleinertem Gras.  Gesundheitsgefährdung für Menschen bestünde nicht.  Die Befürworten sehen in der Nilgans eine Bereicherung des Artenspektrums.
Am Niederfeldsee ist die Bestandsdichte noch nicht so groß, dass hier Managementmaßnahmen erforderlich wären.  Es reicht vielfach bereits aus, wenn extensive, langgrasige Grünflächen angelegt werden, da diese von den Tieren gemieden werden, weil sie Feinde dort schlechter bemerken.
Ich fürchte, dass die Städte die Problematik mit den invasiven Arten in den nächsten Jahren noch stärker beschäftigen wird. Aber wie die obige Definition der Neozoen bereits beinhaltet, sind dies Probleme, die der Mensch selbst geschaffen hat.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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