Kohl-, Blau- und Weidenmeisen am Futterplatz
Fliegender Wechsel

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Um die 20 Meisen lösen sich meist im fliegenden Wechsel zur gleichen Zeit an der Futterstation auf dem Terrassenfriedhof ab. Dabei geht es nur scheinbar chaotisch zu. Bei genauerem Hinsehen gibt es auch hier Regeln, an die sich fast alle halten.  Die Meisen besitzen wie wir Menschen ausgeklügelte soziale Netzwerke und beschissen (sorry!) wird auch, um sich einen Vorteil zu verschaffen --fast so wie bei uns.

Die Kohlmeisen dominieren zahlenmäßig die Futterstation. Unter ihnen gibt es auffällig wenige Rangeleien um das Futter. Die meisten Vögel fliegen die Futterschalen und Spender von einem Sitz in nahegelegenen Bäumen an. Sollten zu viele Artgenossen in der Nähe sein, legen sie noch einen Zwischenstopp auf einem Zweig  ein und warten bis ein Futterplätzchen für sie frei wird. Dann nehmen sich einen Samen pder eine Haferflocke und sind sofort wieder weg, um die Nahrung an einem ungestörten Platz  in der Nähe in Ruhe zu bearbeiten und zu fressen.
Unter den Kohlmeisen herrscht eine Rangordnung, bei denen die Männchen - zu erkennen an dem senkrechten breiten Bruststreifen - meist den Ton angeben und den Samen auch schon einmal direkt in der Futterschale mit den Füßen fixieren und an Ort und Stelle aufmeißeln und verspeisen.
Doch die niederrrangigeren Jungvögel und Weibchen, die sonst öfter verdrängt  werden, greifen manchmal auch zu einer List, um an die Futterquelle zu gelangen.  Ohne Grund geben  sie einen Warnruf ab, gaukeln den anderen so einen Feind vor,  und machen sich über das Futter her, wenn diese  panisch aufgeflogen sind.
Auch Blaumeisenhähne setzen sich manchmal etwas ruppig gegenüber den verwandten Kohlmeisen durch.
Oft findet man die beiden Arten aber friedlich nebeneinander bei der Nahrungsaufnahme.
Wie die Fotos zeigen, ist es am  Futterspender wegen der Gitterstäbe etwas schwieriger, an die besten  Nahrungsbrocken zu gelangen. In Großbritannien konnte nachgewiesen werden, dass die Schnäbel der Meisen in den letzten Jahrzehnten tatsächlich etwas länger geworden sind, was vorteilhaft ist, wenn man an die besten Stücke  kommen möchte. 
In den Städten sind Blau- und Kohlmeisen auf die Futtergaben und künstlichen Bruthöhlen, die ihnen die Menschen anbieten, angewiesen. Das ist nicht immer unumstritten. Und in der Tat sind die Auswirkungen der Fütterung auf die Artenzusammensetzung  wenig erforscht. Es wird geargwöhnt,  dass die beiden Meisenarten andere seltenere Vogelarten verdrängen. 
Auf dem Terassenfriedhof speisen aber Weidenmeisen und Kleiber zeitgleich neben Kohl- und Blaumeisen, ohne belästigt zu werden.
Ich hätte dem emsigen  Treiben an der Futterstation noch stundenlang zuschauen können.
Um einschätzen zu können. wie wichtig solche Nahrungsquellen, die Tierfreund*innen ihnen bieten sind, muss man sich klarmachen, dass Vögel sich in der kalten Jahreszeit keine Fettdepots anfressen können.  Um eisige Nächte zu überstehen, müssen Blaumeisen 50% und Kohlmeisen sogar 75 % des Tages unterwegs sein, um Nahrung zu suchen und aufzunehmen. Gerade in den Morgenstunden benötigen sie schnell Futter, um ihren hohen Stoffwechsel aufrecht erhalten  zu können.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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