Knöllchenregen...

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Nach 35 Jahren: Polizei schreibt Knöllchen im großen Stil…

Ayse Filiz ist sehr aufgeregt. Seine Stimme überschlägt sich. „Was in der Eulerstraße passierte, ist reine Abzocke.“ Prompte Beipflichtung von Lothar Frye und Nachbarn. Seit über 35 Jahren wohnen sie hier, „noch nie gab’s Knöllchen!“ Doch am 10. Januar knallten knüppeldick auf alle Autos Strafzettel. Von der Polizei! Besonders krass traf es eine gehbehinderte 81-Jährige…

Die Eulerstraße in Altendorf, Nähe Haedenkampstraße, ist klein, sie mündet in einer Sackgasse. Das Sträßchen ist so schmal, dass „wenn rechts und links am Straßenrand normal geparkt wird, keine Feuerwehr, kein Rettungswagen - lediglich ein Rollstuhlfahrer mittig durchkommt“, beschreibt die Lage Ayse Filiz. Dafür sind die Bürgersteige beidseitig mächtig breit. „Und vor ca. 15 Jahren wurden sie sogar umgebaut. Große Platten entlang den Häusern – Achtung! - ab Mitte Gehweg die andere Hälfte unterlegt mit kleineren, farblich veränderten Steinen. „Diese Markierung zieht geradezu wie eine Parkbucht an“, sind sich die Altendorfer einig. Wiederum als Radweg ungeeignet, da in Abständen dicke Bäume im Wege wachsen…
„Kein Schild weit und breit, dass hier Parken unerlaubt ist. Die Allbauwohnungen wurden ohne Garagen gebaut. Wo sollen wir also stehen? Wir behindern keinen“, empören sich die Anwohner. Je 15 Euro müssen sie nun berappen. Doch danach? Sie haben Angst. „Wenn wir nur auf der Straße parken und der nächste Fahrer stellt sich gegenüber hin, ist der Weg dicht. Wer kriegt dann das Knöllchen? Beide?“

Lother Fryse war nach dem Strafbescheid so aufgebracht, dass er die Altendorfer Wache aufsuchte. Doch die Antwort des Beamten brachte ihn noch mehr in Rage. „Parken auf dem Gehweg ist nicht erlaubt.“ Basta. „Eine Sauerei, wie die Polizei da abkassiert. Die Stadt benötigt Geld – mir müssen wohl über übel blechen.“

Richtig zittrig ist Martha Hopp, wenn sie an Montag, 10. Januar, denkt. „Seit 13 Jahren steht mein Wagen hier auf dem „markierten“ Bürgersteig. Ich bin gehbehindert, habe einen Betreuer. Nach dem Arztbesuch stellte er das Auto wie immer vor meiner Parterrewohnung ab, führte mich ins Haus. Vom Fenster aus sah ich den Polizisten, wie er den Bußgeldbescheid anklemmte. Ich rief: Hören Sie mal, was machen Sie denn da? Er konterte: Hier darf keiner auf dem Bürgersteig stehen! Ich war fix und fertig. Der Beamte will sich wohl eine goldene Nase holen. Muss ich denn jetzt zahlen?“

Verwunderlich ist es schon, dass die Polizei sich um den ruhenden Verkehr kümmert – was sie sonst unter Hinweis auf mangelnde Personalkapazität immer zurückweist, bei entsprechenden Anrufen. Dazu erklärte Tanja Hagelüken, Polizeipressestelle: „Es ist richtig. Zuständig ist dafür das Ordnungsamt. Aber auch die Polizei kann im ruhenden Verkehr Verstöße bei Bedarf ahnden. Ferner weiß jeder, dass er sich an die Straßenverkehrsordnung halten muss.“ Ihr Rat: Handelt es sich bei der unterschiedlichen Pflasterung um Missverständnisse, könnten die Anwohner sich an die Stadt Essen wenden – wegen evtl. Park-Markierung. Die ältere Dame könnte bei ihrer Behinderung ein bevorzugter Platz mit Behindertenausweis zugeteilt werden; der müsste ebenfalls bei der Stadt beantragt werden.
Den urplötzlichen Knöllchenhagel will keinesfalls auf sich beruhen lassen, verspricht uns Wolfgang Köppen, Verwaltungsbeauftragter BV III. „Ich werde mir umgehend die Situation vor Ort ansehen, um dann mit der städtischen Verkehrsbehörde zu prüfen, ob künftig eine entsprechende Beschilderung für halbseitiges Parken auf dem Gehweg ermöglicht werden kann.“

Dafür bedanken sich jetzt schon mal die „Euler“…

Fotos: Michael Gohl / West Anzeiger

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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