Nachwuchsleistungszentrum adé
RWO stellt Jugendarbeit neu auf

Max Meyer, von seinem Berater angeblich einst als "Weltklassespieler" bezeichnet, war zwischen 2002 und 2004 für die RWO-Jugend am Ball. Foto: WAZ Foto-Services/Sebastian Konopka
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  • Max Meyer, von seinem Berater angeblich einst als "Weltklassespieler" bezeichnet, war zwischen 2002 und 2004 für die RWO-Jugend am Ball. Foto: WAZ Foto-Services/Sebastian Konopka
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Durch den Aufstieg des heutigen Fußball-Viertligisten Rot-Weiß Oberhausen in die 2. Bundesliga in der Saison 2008/2009 war der Aufbau eines vom Deutschen Fußballbund (DFB) zertifizierten Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) eine von vielen Lizenzbedingungen. 2011 war es fertig. Nun ist es vorbei - etwas mehr als zehn Jahre später verabschiedet sich RWO nach eigenen Angaben "schweren Herzens" von dieser Einrichtung. Sie ist für den Verein schlicht nicht mehr finanzierbar. 

Das mittlerweile in der viertklassigen Regionalliga freiwillig geführte und mehrfach zertifizierte Nachwuchsleistungszentrum war bis zuletzt ein Aushängeschild des Vereins und der Stadt. Neben Rot-Weiß Oberhausen besitzen nur ganz wenige der aktuell 90 in der Regionalliga spielenden Vereinen ein solches Leistungszentrum. Zum Vergleich: während alle Erst- und Zweitligisten dazu verpflichtet sind, besitzen selbst in der 3. Liga nur rund die Hälfte aller Klubs ein solches Leistungszentrum.

Das NLZ konnte trotz geringfügigen Budgets in den vergangenen zehn Jahren immer wieder mal glänzen. Bei der alljährlich ausgeschriebenen Fritz-Walter-Medaille (Verleihung der besten deutschen Juniorenspieler des Jahrganges) konnte sogar einmal Gold errungen werden. Felix Passlack (27 Bundesligaspiele, aktuell Borussia Dortmund) wurde ausgezeichnet. Viele weitere Spieler, die zwischenzeitlich im RWO-Nachwuchs kickten, wurden Profispieler. Vorneweg der inzwischen "abgestürzte" Max Meyer (meist Reservist bei Fenerbahce Istanbul, einst bei Schalke 04 viermaliger A-Nationalspieler), aber auch Gideon Jung (80 Bundesligaspiele, aktuell Greuther Fürth) und Chris Führich (12 Bundesligaspiele, aktuell VfB Stuttgart) stießen bis in die höchste deutsche Spielklasse vor. 

Das alles hatte und hat seinen Preis ohne einen für den Verein nennenswerten Gegenwert. Rot -Weiß kann und will die jedes Jahr gesteigerten personellen und infrastrukturellen Anforderungen des DFB nicht mehr tätigen. Hajo Sommers, Vorstandsvorsitzender der Kleeblätter: „Die Kosten in dieser Saison belaufen sich auf über 650.000 Euro. Ohne das Wohl des Gesamtvereins nach fast zwei Corona-Saisons zu gefährden, ist das ein Ding der Unmöglichkeit! Ab der Saison 2023/24 plant der DFB eine nochmalige Reform für alle Leistungszentren. Spätestens dann wird ein kleiner Viertligist nicht mehr in der Lage sein, mit den großen Bundesligisten in einem Teich zu schwimmen.“

Aus diesem Grund haben sich der RWO-Vorstand und der rot-weiße Aufsichtsrat nach vielen kontrovers geführten Diskussionen und in enger Abstimmung mit Partner evo entschlossen, ab dem 30. Juni 2022 die von DFB geforderten personellen Anforderungen nicht mehr zu erfüllen und damit auf den Status „Zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum“ zu verzichten. Sommers: „Nach all den letzten Jahren, in denen wir in dieses Projekt sehr viel Geld, Arbeit und Mühe gesteckt haben, fiel die Entscheidung vorrangig mit einem weinenden Auge. Aber wir sind für die Zukunft voller Zuversicht, dass wir weiterhin eine hervorragende Jugendarbeit bei RWO gewährleisten können.“

Im Klartext: möglichst in den höchsten deutschen Spielklassen spielen, weiterhin nur Trainer mit den notwendigen Lizenzen beschäftigen und auch auf eine ganzheitliche Betrachtungsweise (Schule, Leben, Ausbildung, Beruf, Zukunft oder Sozialverhalten) Wert legen, und dies bei der Fußballausbildung sogar noch mehr als in den letzten Jahren. „Dass RWO im Nachwuchsbereich trotz der geringfügigen Mittel immer eine sehr gute Rolle gespielt hat, ist nicht selbstverständlich. Wir waren gut und werden jetzt nicht schlechter, aber vielleicht freier“, hofft Hajo Sommers.

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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