Die Freie Theater-Szene fühlt sich wie beim Warten auf Godot...

„Drei alte Männer wollen nicht sterben“, hieß das Stück, das Markus Kiefer, Elmar Rasch und Ulrich Penquitt gemeinsam auf der Bühne verkörperten. Ein wenig ähnlich geht es der Freien Szene, auch sie möchte nicht sang- und klanglos abgehen. | Foto: Archiv
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  • „Drei alte Männer wollen nicht sterben“, hieß das Stück, das Markus Kiefer, Elmar Rasch und Ulrich Penquitt gemeinsam auf der Bühne verkörperten. Ein wenig ähnlich geht es der Freien Szene, auch sie möchte nicht sang- und klanglos abgehen.
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Gelsenkirchen ist in vielerlei Hinsicht viel besser als sein Ruf und auch besser als manch ein Gelsenkirchener es empfindet. Das zeigt sich in vielen Dingen, die Gelsenkirchen zur ausGEzeichneten Stadt machen, aber auch in den kleinen, aber feinen Kreisen der hiesigen Kulturtreibenden.

Die Kultur-Stadt Gelsenkirchen

Obwohl „klein und fein“ ist an dieser Stelle auch die falsche Wortwahl, denn wann immer Gäste von außerhalb, sei es nun dem Ruhrgebiet oder weiter entfernt, nach Gelsenkirchen kommen, sind sie bass erstaunt, welch kulturelle Vielfalt hier herrscht.
Da gibt es ein weit über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Musiktheater im Revier, es gibt das Kinder- und Jugendtheater Consol, das mit seinen preisgekrönten Produktionen bis nach China reist, das Kunstmuseum mit einer der bedeutendsten Kinetik-Ausstellungen der Republik und vieles mehr.
Vergessen wird dabei aber auch gern, dass zum Beispiel das Consol-Theater aus einer privaten Initiative, dem Verein „forum kunstvereint“, entstanden ist. Eine Hand voll freier Kulturschaffender traute es sich zu, das ehemalige Lüftergebäude der Zeche Consolidation in einen Kulturort umzuwandeln. Das Vorhaben gelang und das Theater feiert seit nunmehr 13 Jahren Erfolg um Erfolg.

Ein kleines Potpourri durch die ausgezeichnete Kunstszene in GE

Doch es gibt noch sehr viel mehr freie Kunstszene in Gelsenkirchen. Da gibt es beispielsweise gestaltende Künstler, deren Bilder Wirtschaftsunternehmen in China zieren und ebenso in New York und sonstwo in der Welt, wie Claudia Lüke.
Es gibt eine Chris Seidler, die mit ihrer Opera School begeistert und Igor Ustinov erfreute, der die Unterstützung der Peter Ustinov-Stiftung zusagte. Hier werden Kinder, die es sich nicht immer leisten können, an Musik, Schauspiel und Tanz herangeführt und das mit großem Erfolg.

Kultur in Wort, Bild und Klang

Hier wird Musical-Geschichte geschrieben von Komponisten wie Mario Stork, der in Gelsenkirchen die Uraufführung seiner Rockoper „Ein Lied von Freiheit“ feierte, die es inzwischen auch als CD gibt und die durch die Lande tourt.
Und dann gibt es noch die freie Theaterszene wie das Trias Theater Ruhr oder BiR, die Bühne im Revier. Mal ernst und klassisch, wie Trias bei „Der kleine Prinz“ oder „Othello“ und auch mal lustig wie „Erich Koschorrek“ der BiR und dann auch wieder dramatisch und tief religiös wie bei der „Passion“, es ist alles dabei.
Jede Gruppe für sich und auch gemeinsam bereiten die Protagonisten hinter den beiden freien Theatern, Ulrich Penquitt (Trias Theater Ruhr) und Elmar Rasch (BiR) den Menschen Freude und Unterhaltung, Ablenkung vom oft tristen Alltag und ein Entgleiten in die Welt der schönen Worte.
Haben will solche Verfechter ihres Genres jeder, doch den Raum dafür suchen sie weiter. Bereits vor zwei Monaten erläuterte Ulrich Penquitt auch im Namen der anderen Theatermacher die Problematik bei der Suche nach einer festen Bühne, doch bis heute hat sich nichts getan.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

„Wir warten darauf, dass wir etwas von Dr. Panteleit hören, der uns Hoffnung auf ein Quartier in Ückendorf gemacht hat “, schildert Ulrich Penquitt. Elmar Rasch bringt ein, dass es ja auch noch das Volkshaus Rotthausen gebe, das schon seit Jahren ungenutzt sei.
Die klamme Kasse der Stadt hat Penquitt jetzt dazu gebracht, sich von seiner Idee die Weihnachtsgeschichte in der Vorweihnachtszeit im Hans-Sachs-Haus aufzuführen, zu verabschieden. „Die finanzielle Unterstützung war mir zugesichert, aber leider nicht schriftlich. Dadurch bin ich jetzt ausgebootet, weil die Stadt den Haushalt noch einmal nachbessern und den Gürtel enger schnallen musste“, schildert der Theatermacher.
„Es ist traurig, dass alle Vorarbeiten, Absprachen und Planungen damit über den Haufen geworfen werden müssen. Auf diese Weise verlieren wir auch die Glaubwürdigkeit anderen Unterstützern gegenüber, weil wir angekündigte Veranstaltungen einfach absagen müssen. Das erweckt schnell den Eindruck, als ob wir uns damit übernommen hätten, was aber überhaupt nicht der Fall war“, ärgert sich Rasch, der ebenso wie viele andere der bereits genannten Gelsenkirchener Künstler an der Umsetzung der Weihnachtsgeschichte beteiligt gewesen wäre.

Immer den Blick nach vorne richten

Doch an Aufgeben denken beide Regisseure nicht. Ganz im Gegenteil. Im September planen sie gemeinsam die Inszenierung von Rainer Lewandowskis „Heute weder Hamlet“ und Rasch hat seine „Passion“ für die Fastenzeit 2015 auch schon in trockenen Tüchern. Ihm fehlen nur noch ein paar Rollen, die durch ein öffentliches Casting im August besetzt werden sollen.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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