Das Hans-Sachs-Haus: Vom Bermuda-Dreieck zum Haus der Bürger

15 Stadtspiegel-Leser konnten sich schon einige Tage vor der offiziellen Eröffnung des Hans-Sachs-Hauses einen Eindruck davon verschaffen. Und das einhellige Fazit lautete: Einfach toll! Foto: Gerd Kaemper
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Zur ersten Pressekonferenz im nagelneuen Hans-Sachs-Haus bat in der letzten Woche Oberbürgerme

ister Frank Baranowski und die Medien ließen sich nicht lange bitten. Natürlich wollte jeder schon einmal vor der offiziellen Eröffnung am Samstag, 31. August, einen Blick hinter die alte Fassade des neuen Hans-Sachs-Hauses werfen.

Allerdings galt es, um in den fünften Stock zu kommen, in dem der Verwaltungsvorstand der Stadt Gelsenkirchen schon bald seinen Sitz haben wird, noch so manche Baustelle zu durchlaufen. So waren die Aufzüge noch nicht in Betrieb und die Journalisten kamen in den Genuss das neue Treppenhaus, das in Anlehnung an das alte Hans-Sachs-Haus gestaltet wird, zu bewundern.

Die letzten Bauarbeiter gehen und die Gäste kommen

Auch auf dem Weg zur Pressekonferenz war ersichtlich, dass noch überall kräftig Hand angelegt werden muss, ehe die Bürgerinnen und Bürger am Samstag, 31. August, und Sonntag, 1. September, ihr Hans-Sachs-Haus wieder erobern können.
Darauf freut sich auch Oberbürgermeister Frank Baranowski, denn er weiß „Jeder, der hier lebt und arbeitet kennt eine Anekdote zum Hans-Sachs-Haus. Egal ob Tanzschul-Abschlussball, Karnevalsveranstaltung oder sonstiges. Jeder hier verbindet etwas mit dem Haus und darum hätte der Leerstand nicht so bleiben können und dürfen.“

Schwierige und verwickelte Ausgangslage

Das Stadtoberhaupt erinnerte an die „schwierige und verwickelte Ausgangslage“ der eigentlich angedachten Sanierung des Hans-Sachs-Hauses mit dem Verkauf an die Investorengruppe, die Kostenexplosion und die Folgen.
„Damals kannte sich keiner von uns Verantwortlichen mit der Abwicklung einer so verfahrenen Situation aus. Sie ist aber letztendlich mit viel Arbeit und Engagement abgewickelt worden“, gab Baranowski zu bedenken.
Über das neue Verwaltungsgebäude sagte er: „Was sich jetzt hier darstellt, ist ein anderes Hans-Sachs-Haus. Dafür aber nach modernsten Standards gebaut und mit der modernsten Technik ausgerüstet. Es ist ein guter Ersatz für das alte Hans-Sachs-Haus und sicherlich eins der sehenswertesten Rathäuser im Ruhrgebiet. Und es gehört nicht irgendeiner Investment-Gesellschaft, sondern den Bürgern der Stadt.“

Mehr als 300 Arbeitsplätze konzentriert im HSH

Über 300 Arbeitsplätze wird das Verwaltungsgebäude bieten und die lokale Demokratie spielt sich schon bald wieder vor den Augen der Öffentlichkeit ab.
Im Gespräch gestand Baranowski, dass ihm die Ausgangssituation nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister so manche schlaflose Nacht kostete.
„Die ersten Gelsenkirchener, die am Samstag das Hans-Sachs-Haus „stürmen dürfen“ sind die „Gelsenkirchener Gesichter“ deren Konterfei dann als Mobilee von der Decke im Bürgerforum herabblickt“, schilderte Stadt-Pressesprecher Martin Schulmann.

Alle Türen werden geöffnet sein

Statt geführter Begehungen wird es einen vorgezeichneten Weg durch das Haus geben, auf dem es immer wieder Hinweise auf die Nutzung der jeweiligen Räumlichkeiten geben wird. Dazu werden alle Türen, die zu öffnen möglich ist, geöffnet sein.
Auch die historische Dauerausstellung des Institut für Stadtgeschichte wird dann über die Geschichte des Hauses informieren.
Sollte der Andrang aber zu groß werden, muss die Tür jeweils geschlossen werden, wenn 1.200 Besucher gezählt sind. Sobald einige Bürger das Haus wieder verlassen, erhalten die nächsten Zutritt.

Rechtsdezernent Hampe plaudert aus dem Nähkästchen

In Sachen Hans-Sachs-Haus kann auch Stadtrat Joachim Hampe so manche Geschichte erzählen. Hampe ist nicht nur für die Wirtschaftsförderung in der Stadt zuständig, sondern auch die Recht und Ordnung. Und als Rechtsdezernent und Jurist war er eingebunden in die Vertragsauflösung und den Rückkauf des Hans-Sachs-Hauses.
„In dieser Sache war ich als Jurist gefragt und ich kann sagen, die Situation wurde Schritt für Schritt sauber abgearbeitet. Das war nicht immer leicht und es ging auch mal Einer wutentbrannt aus dem Raum“, erinnert sich Joachim Hampe und der OB lenkt sofort ein: „Ich war es nicht!“.
Da gab es ein Schiedsgerichtsverfahren, das vor dem Landgericht und glimpflich für die Stadt endete. Und dann gab es da einen Donnerstagabend als Oberbürgermeister Frank Baranowski eine Anruf des Bauunternehmers Heitkamp erhielt und zu einem Spontanbesuch eingeladen wurde.
„Wir hatten gerade privaten Besuch empfangen als der Ob mich zu Hause anrief und erklärte, dass er mich bei dem Gespräch bräuchte. Also ließ ich Gäste Gäste sein und wir machten uns auf den Weg nach Wanne-Eickel wo wir in der Heitkamp-Villa bei lauwarmen Wasser über die Vertragsauflösung verhandelten“, schilderte Joachim Hampe einen erinnerungswerten Abend in seiner Karriere als Stadtrat von Gelsenkirchen.
Nun ging es um die Besitzrückübertragung. Eine „höchst anspruchsvolle Aufgabe“, wie Hampe erklärt, die aber „mit und durch ein gutes Team gestemmt werden konnte. Doch schlaflose Nächte bedeuteten die Sorgen um die Abwicklung und die damit verbundene Arbeit auch mir.“

Endlich konnte es wieder los gehen

Zum Neujahrsempfang 2006 befand sich das Hans-Sachs-Haus wieder im Besitz der Stadt Gelsenkirchen und das war es was zählte. Denn von da an konnte in die Zukunft gedacht werden.
Projektleiter Thilo Steinmann kann sich dem nur anschließen, wenn er sagt „das war ein Full-Time-Job, der locker Dreiviertel des Tages in Anspruch nahm.“ Allerdings spricht er dabei über das was auf den Vertragsaustritt folgte.
Die städtischen Mitarbeiter aus den Bereichen Architektur und Haustechnik beschäftigten sich mit dem Abriss des alten Hans-Sachs-Hauses bis auf frei Mauern und alte Betonteile, die erhalten wurden, um die Geschichte des Hauses am Leben zu erhalten.

Projektleiter Thilo Steinmann ist begeistert

Mit dem Entwurf des Architektenbüros, das den Wettbewerb gewonnen hatte, konnte sich Steinmann von Anfang an gut arrangieren. Und er zeigt sich begeistert von der Nachhaltigkeit des Rathauses, das nun mit Erdwärme geheizt wird durch eine Wärme-Rückgewinnung, wobei die Heizung durch Fernwärme unterstützt wird. Statt einer Klimaanlage gibt es einen Luftaustausch, bei dem über Nacht kühle Luft in die Räume geleitet und die verbrauchte und warme Luft abgesaugt wird. Das alles erfolgt über eine hochmoderne Bedienung und di neuesten Kommunikationstechniken im Ratssaal und mehr.
„Es war eine anstrengende Zeit, keine Frage. Sie hat mich acht Kilo Gewicht gekostet“, lachte der Architekt, der sich sicher ist, dass es noch eine Weile dauern wird, bis alle im Haus die neuen Techniken beherrschen und der auch davon aus geht, dass noch an mancher Stelle die Feinjustierung fehlen wird in den nächsten Wochen und vielleicht noch die ein oder andere Jalousie hakt.

Neue Möbel für den OB

Oberbürgermeister Frank Baranowski freut sich schon auf seine neuen Möbel, denn die bisherigen waren „Erbstücke“, die er vom letzten Oberstadtdirektor Dr. Klaus Bussfeld und dessen Nachfolgern OB Dieter Rauer und OB Oliver Wittke übernommen hatte.
„Als ich bei der Stadt angefangen habe, hatte ich Möbel aus der Gründerzeit. Da wurden dann die Schreibtische gern mal mit Backsteinen erhöht, weil die Menschen heute ja größer sind,“ erinnert sich Joachim Hampe, der sich darauf freut als Wirtschaftsdezernent, schon bald Investoren auf Augenhöhe begegnen zu können.

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Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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