Verwaltung verfügt allerdings nur über begrenzte rechtliche Mittel
Bei "Schrottimmobilien" sieht sich die Stadt Gladbeck auf dem Erfolgsweg

Noch immer thront der Bau Schwechater Straße 38 über Rentfort-Nord und ist inzwischen für viele Gladbecker zum Inbegriff für die Bezeichnung "Schrottimmobilie" geworden.  | Foto: Archiv Braczko
  • Noch immer thront der Bau Schwechater Straße 38 über Rentfort-Nord und ist inzwischen für viele Gladbecker zum Inbegriff für die Bezeichnung "Schrottimmobilie" geworden.
  • Foto: Archiv Braczko
  • hochgeladen von Uwe Rath

Gladbeck. Das Thema „Schrottimmobilien“ beschäftigt viele Städte, nicht nur im Ruhrgebiet. Im Vergleich zu den benachbarten Großstädten gibt es in Gladbeck zwar nur wenige dieser „Problemimmobilien“, sie haben aber in den meisten Fällen aufgrund ihrer Größe oder Lage eine besondere Bedeutung.

Im Rathaus am Willy-Brandt-Platz blickt man aber durchaus zufrieden auf die letzten Jahre zurück, in denen man, so die Einschätzung der Verwaltung, durchaus viele gute Lösungen habe finden können. Bürgermeister Ulrich Roland: „Wir haben in der Vergangenheit mit Hochdruck daran gearbeitet, Probleme zu lösen und neue, attraktive Stadtentwicklung zu betreiben. Wir bauen damit eine neue Stadt. Hierfür sind wir den Investoren dankbar, sie investieren viele Millionen Euro in unsere Stadt“

Zu den gelösten Fällen zählt die Verwaltung an erster Stelle das ehemalige Hertie-Haus direkt am Rathaus. Hier wird nach Abriss und Neubau im Juni „Hoch10“ eröffnen, das sich nach Meinung der Verwaltung "gut in die neugestaltete Innenstadt" einfüge und "eine Bereicherung des Geschäftslebens" sein werde.

Ähnlich positiv wird die aktuelle Lage auch an anderen Stellen im Stadtgebiet eingeschätzt. Als Beispiel wird der am Marktplatz in Stadtmitte genannt, wo die alte P&C-Immobilie einem Wohn- und Geschäftskomplex gewichen sei. Oder auch am Roten Turm, wo seit geraumer Zeit citynahes Wohnen möglich sei. Dazu sei der Wohnkomplex am Lützenkamp in Rosenhügel saniert worden und der Baubeginn auf dem ehemaligen Lueg-Gelände stehe kurz bevor. Besonders auffällig ist aus Verwaltungssicht der Wandel derzeit in Zweckel, wo die Abrissarbeiten für die baufällige Schlägel- und Eisen-Siedlung weit vorgeschritten seien und dort nun Platz für Wohnungen und ein Seniorenwohnheim entstehe.

Natürlich hat man im Rathaus aber nicht den Blick für die Realität verloren, denn trotz der genannten gibt es ja noch drei Immobilien, die Sorge bereiten. Da ist zum Beispiel der Erlenkrug-Komplex in Gladbeck-Ost. Seit über 10 Jahren tue sich hier nichts, beklagt man sich seitens der Verwaltung. Und das, obwohl es mehrere Kaufinteressenten gebe und der Eigentümer seit Jahren auch eine Baugenehmigung vorliegen habe.

Auch das ehemalige Möbelhaus Tacke in Butendorf gehört zu den Problem-Immobilien. Die Stadtverwaltung versichert, man habe den Eigentümer intensiv unterstützt, um dort Wohnraum zu schaffen. Das Land habe dazu erhebliche Wohnbauförderungsmittel zugesagt, Baugenehmigungen für mehrere Mehrfamilienhäuser würden seit Anfang 2018 vorliegen. Leider sei im Herbst 2018 das Grundstück dann aber überraschend weiterverkauft worden. Und der neue Eigentümer wolle nun - soweit bekannt - die ehemalige Tacke-Fläche nicht selbst entwickeln. Vielmehr werde das Areal offensiv auf dem Immobilienmarkt angeboten. Die Stadt habe auch schon mehrere Beratungsgespräche über eine Neubebauung mit Kaufinteressenten geführt. Offensichtlich scheitere die weitere Entwicklung an zu hohen Kaufpreisvorstellungen des jetzigen Eigentümers.

Und da gibt es noch den "Dauerbrenner" in Sachen "Schrottimmobilien" - die Schwechater Straße 38. Die Stadt hat in einem aufwändigen, deutschlandweit beachteten Verfahren zwar ein „Rückbaugebot“ erlassen. Problematisch sind nach Ausführungen der Verwaltung aber die sehr hohen Abrisskosten, die auf rund 1,5 Millionen Euro geschätzt werden. Aber auch hier sind die Gladbecker Verwaltung "Fortschritte", denn das Land NRW hat Fördermittel von 1,7 Millionen Euro zugesagt. Aktuell führt die Stadt eigenen Angaben nach konkrete Abstimmungsgespräche mit einem erfahrenen Investor, der nach Abriss ein Nahversorgungszentrum errichten möchte. Fest steht aber schon, dass auch die Stadt Gladbeck sich an den Abrisskosten beteiligen muss. Zurzeit wird eine Lösung abgestimmt, die dem Rat der Stadt möglichst noch vor der Sommerpause vorgelegt werden soll.

Bürgermeister Ulrich Roland abschließend: „Wir verstehen, dass viele Bürgerinnen und Bürger verärgert sind und die sofortige Beseitigung der Schrottimmobilien fordern. Die rechtlichen Möglichkeiten für ein Einschreiten durch die Stadt sind aber leider sehr begrenzt. Schließlich ist die Stadt nicht Eigentümerin der Grundstücke!“

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

40 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.