Kreuzbund, Selbsthilfe und Wege zur Unterstützung
Präsenz ist häufig wichtig – Selbsthilfegruppen leiden unter der Pandemie

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Corona hat Spuren hinterlassen, insbesondere für Menschen die sich in Selbsthilfegruppen organisiert haben, eine Zeit der starken Belastungen. Egal zu welchen Gesundheitsthemen, die Folgen der Pandemie sind schwer abzuschätzen. Sprechen wir einmal mehr über das Thema Sucht. Hilflosigkeit, Suchtdruck, Aggression und manchmal auch Gewalt sind an der Tagesordnung. Viele Selbsthilfegruppen bieten derzeit, als Ersatz für die realen Treffen, virtuelle Gespräche, Telefonate oder Einzelgespräche an. Ich habe mit Hans Ludwig aus Gladbeck gesprochen, er leitet die Öffentlichkeitsarbeit bei Kreuzbund Gladbeck.


Herr Ludwig, der Kreuzbund als eine der aktivsten im Bereich der Sucht-Selbsthilfe ist weitgehend bekannt, aber für die Leser, die sich bisher nicht mit der Thematik beschäftigt hat, können Sie den Kreuzbund in kurzen Worten vorstellen (Ursprung und Zielsetzung)?
Seit seiner Gründung 1896 hilft der Kreuzbund Abhängigen (damals in erster Linie vom Alkohol). Heute betreut und hilft und der Kreuzbund e.V. als größte eingetragene Einrichtung tausenden Abhängigen in bundesweit rund 1.400 Einrichtungen. Hier gehören aber nicht mehr nur Alkohol- sondern auch z.B. Drogenabhängige dazu.
Wen betreuen Sie und wie bekommt man Kontakt zu Ihnen?
Wir betreuen alle Abhängigen jeden Alters ohne jedwede Unterscheidung und zu uns ist es einfach Kontakt aufzunehmen. Einfach nach Kreuzbund.de im Internet schauen und schon findet man uns problemlos!
Wodurch unterscheidet sich der Kreuzbund von anderen Gruppen?
Alle Einrichtungen/Gruppen die sich um Abhängige kümmern, beschreiten unterschiedliche Wege. Im Kreuzbund haben wir auch Menschen aufgenommen, die den Eindruck hatten ihre Ziele in anderen Gruppen nicht erreichen können. Aber es ist genauso auch schon anders herum passiert. Jeder Mensch benötigt individuelle Hilfe! Gruppenarbeit in denen die Gruppen aktiv, selbständig und gemeinsam an ihren Zielen arbeiten ist uns sehr wichtig. Gruppenleitung hat bei uns eher sein Fokus in der Moderation!
In welcher Form unterstützen und/oder helfen Sie den Betroffenen?
Wir nehmen Abhängige in unsere Gruppen auf und sehen uns sehen uns dabei als wichtiges Bindeglied im System der Suchthilfe! Gerade der persönliche Kontakt innerhalb einer Gruppe ist wichtig und hilft!
Wir führen sowohl Gruppen- als auch Einzelgespräche, informieren über z.B. Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten mit Kliniken und Einrichtungen mit den wir kooperieren.
Welche Ziele und Aufgaben hat sich der Kreuzbund „auf seine Fahne geschrieben“
Im Bereich der Gesundheits- und Sozialpolitik vertritt der Kreuzbund die Interessen seiner Mitglieder, leistet Aufklärungsarbeit, fördert präventive Maßnahmen und setzt suchtpolitische Initiative um. Der Kreuzbund sieht seine Aufgabe darin, über die oft unterschätzten Folgen des Suchtmittelmissbrauchs zu informieren. Die Menschen sollen für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Suchtmitteln sensibilisiert werden.
Ein großer Schwerpunkt ist ja inzwischen der Bereich der Angehörigen. Während der Suchtkranke schnell Hilfe erhält(wenn er will), dann suchen die Angehörigen, also grundsätzlich Menschen aus dem Umfeld von Suchtkranken häufig vergebens nach Unterstützung. Was macht der Kreuzbund hier?
Im Kreuzbund gibt es nicht nur Gruppen für Abhängige! Es gibt in verschiedenen Stadtverbänden sogenannte gemischte Gruppen als auch Gruppen, in denen sich nur Angehörige von Abhängigen treffen können.
Wie sieht das regional aus?
Siehe Antwort vorher.
In meinen Veranstaltungen(www.Burkhard-thom.de )werden die traditionellen Selbsthilfegruppen häufig als antiquiert, überaltert und unmodern beschrieben. Häufig sind junge Menschen mit der Altersstruktur überfordert, trauen sich nicht sich zu öffnen und werden (leider Gottes) auch manchmal nicht ernst genommen. Inzwischen hat sich dieses Thema „rumgesprochen“ und viele Gruppen sind dabei sich zu modernisieren.
Ich habe gelesen das der Kreuzbund auch hier aktiv ist und sich „neu aufstellt“. Können Sie mir etwas mehr dazu sagen?
Viele Gruppen und Einrichtungen müssen sich den heutigen Entwicklungen anpassen. Auch wir im Kreuzbund sind zurzeit mitten im „Modernisierungsprozess“! Viele Prozesse haben wir bereits der heutigen Zeit angepasst! An anderen arbeiten wir mit vollem Engagement und großer Begeisterung!
Ja, bleibt abschließend das leidige Thema Corona.
Meine eigenen Veranstaltungen an Kliniken, in Suchtgruppen und bei der Suchthilfe sind fast zum Erliegen gekommen. Stark zugenommen haben aber die persönlichen Kontakte über die sozialen Medien und meine Homepage. Täglich kontaktieren mich zahlreiche Betroffene die Schwierigkeiten haben einen persönlichen Kontakt herzustellen. Wie geht der Kreuzbund mit Corona, der Gruppenarbeit und der Möglichkeit von direkter, also persönlicher Unterstützung um?
Die Corona Pandemie ist für alle Menschen eine schlimme Zeit! Im März letzten Jahres mussten alle Standorte schließen.
Je nach Bundesland bzw. Kreis/Gemeinde konnten wir nach und nach wieder öffnen. In manchen Städten kam es aber zu erheblichen Problemen, weil es z.B. (noch) keine behördliche Genehmigung gab, oder die Räume, abhängig vom Inhaber noch nicht wieder geöffnet werden durften.
Gladbeck z.B. hat seine Räume im Caritas Zentralgebäude, nutzt sie ausschließlich und konnte zum 01.Juni letzten Jahres mit Genehmigung der Stadt wieder komplett öffnen. Leider hatten es andere Kreuzbundeinrichtungen deutlich schwerer.
Gibt es noch Veranstaltungen?
Nein! Aufgrund der Corona Pandemie sind selbstverständlich alle geplanten Veranstaltungen u.Ä. auf unbestimmte Zeit verschoben.

Autor:

Burkhard Thom aus Velbert-Langenberg

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