Mit Wortketten zur Geschichte

Eveline Rabczynski und Caroline Haxter-Schoppmeier vor einer Tafel mit Hinweisen zum Gestalten von Dialogen
Foto: Kosjak
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von Dino Kosjak

„Wer schreibt, sollte mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen“, rät Caroline Haxter-Schoppmeier. Anregungen biete der Alltag zur Genüge, seien es Gespräche an der Ladenkasse, die Erlebnisse von Freunden oder die Nachrichten. In ihrem Kurs „Kreatives Schreiben“, lehrt sie, welche Wege von der anfänglichen Idee zur gelungenen Geschichte führen.

Bereite der Entwurf einer Geschichte Probleme, sei es hilfreich, Wortketten zu bilden: Ein Wort, das für die Geschichte von großer Bedeutung ist, regt zu weiteren Einfällen an. Auf diese Weise vergrößert sich nach und nach der Vorrat an Ideen. Der Entwurf von Charakteren könne geübt werden anhand von Portraitfotos: Sie regen an, Aussehen und Persönlichkeit des abgebildeten Menschen glaubhaft zu beschreiben.
„Eine Geschichte lebt zudem von der Beschreibung der Umwelt“, betont Caroline Haxter-Schoppmeier. Darum lege sie großen Wert darauf, die Sinneswahrnehmung zu schulen. Hierfür lasse sie beispielsweise eine Handvoll Walderde im Kurs herumreichen. „Der Geruch der Erde erinnert mich vielleicht an einen entspannten Spaziergang, bei dem das Sonnenlicht durch die Baumwipfel drängte.“ Dieselbe Handvoll Erde könne aber auch ganz andere Szenen hervorrufen, schmunzelt sie: „Wer an einem Krimi arbeitet, stellt sich womöglich einen grausigen Leichenfund im Unterholz vor.“
Im Kurs gehe es selbstverständlich auch darum, auf die Interessen der Teilnehmer einzugehen. „Ein Teilnehmer hat große Erfahrung darin, eine Geschichte aus Sicht unterschiedlicher Charaktere zu erzählen“, sagt Caroline Haxter-Schoppmeier, „da bietet es sich an, das ausführlich zu besprechen.“
Caroline Haxter-Schoppmeier hat Germanistik und Anglistik studiert und an mehreren Universitäten als Dozentin gearbeitet. Sie ist Mitinhaberin einer Kommunikationsagentur und arbeitet als Sprachtrainerin. Es bedeute ihr viel, mit Menschen zusammen zu arbeiten, sagt sie. Und tatsächlich gebe es im Schreibkurs Augenblicke großer Nähe. „Wer mag, kann seine Geschichten vorlesen“, sagt sie, „und dabei sind auch schon Tränen geflossen.“
Der Schreibkurs im vergangenen Semester war der erste dieser Art. Ähnliche Kurse habe die Volkshochschule bereits früher angeboten, sagt Schulleiterin Petra Kamburg, zwischenzeitlich seien sie bedauerlicherweise eingestellt worden. „Unser Umgang mit Sprache ist mit das Wichtigste im Leben“, betont sie, „darum bin ich froh, dass wir dieses Angebot wieder machen können.“ Zehn Teilnehmer haben den Kurs regelmäßig besucht. „Vertreten waren fast alle Generationen“, freut sich Caroline Haxter-Schoppmeier, „von Jugendlichen bis zu Senioren.“ Besucht hat den Kurs auch Eveline Rabczynski. Von Beruf ist sie Bibliothekarin. „Aber ich schreibe schon, seit ich denken kann“, lacht sie. Vor 15 Jahren habe sie begonnen, das Hobby ernsthafter zu betreiben. Einige ihrer Geschichten sind mittlerweile in Sammelbänden erschienen. „In dem Schreibkurs hole ich mir Anregungen“, sagt sie, „und es ist schön, in so einer gemischten Gruppe zu arbeiten.“
Daneben ist Eveline Rabczynski Mitbegründerin des Hattinger Autoren-Stammtischs: Einmal im Monat kommen Hobby-Autoren zusammen, um sich über ihre Erzählungen und Gedichte auszutauschen. Auch der Autoren-Stammtisch wurde zum ersten Mal im vergangenen Semester von der Volkshochschule angeboten. „Bislang sind wir zu sechst“, sagt Eveline Rabczynski, „ein guter Anfang.“ Wichtig sei, durch sachliche Kritik voneinander zu lernen. „Und das klappt“, freut sie sich.
Für das kommende Semester zeigen sich Caroline Haxter-Schoppmeier und Eveline Rabczynski zuversichtlich. „Wir freuen uns auf neue Besucher“, sagt Caroline Haxter-Schoppmeier. Auch eine gemeinsame Lesung sei geplant. „Hier könnten sich die Teilnehmer von Werkstatt und Stammtisch untereinander austauschen.“

Die nächsten Kurse beginnen: „Kreatives Schreiben“ am 20. Februar, „Hattinger Autoren-Stammtisch“ am 1. März. Infos VHS.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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