(Kultur-)Besinnliches von GALLUS: "Ende gut..."

Am Ende eines Jahres zählt es zur guten Tradition, eine Besinnungspause einzulegen und sich rückblickend zu vergewissern, was das zur Neige gehende Jahr, das einmal hoffnungsfroh als neues begrüßt wurde, eigentlich gebracht hat. Dies möchte ich hier im Hinblick auf das Hattinger Kulturjahr 2011 tun.
Es war das Jahr eins nach dem Mega-Event der „Kulturmetropole Ruhr 2010“. Vollmundig war da von Innovation, Vernetzung und Nachhaltigkeit die Rede. Die meisten der lokalen Projektideen wurden von der Auswahlkommission abgelehnt. Viele der zumeist teuer eingekauften „Leuchtturmprojekte“ wurden realisiert.
Was ist nun nach einem Jahr von den regionalen und lokalen Heldentaten geblieben?
Exemplarisch wirft die protzig-pompöse Herkulesfigur in Gelsenkirchen ihren Schatten auf die „am Boden liegende“ Kulturlandschaft – und das in der Tat nachhaltig. Viele Ruhrgebietsstädte sind von drastischen Haushaltskürzungen betroffen, die wiederum in aller Regel einen Abbau der kulturellen Angebote, der so genannten „Freiwilligen Leistungen“ zur Folge haben.
Auch in Hattingen ist es zu einem kleinen „kulturellen Erdrutsch“ gekommen; das Personalkarussell im Bereich Kultur und Weiterbildung hat sich 2011 derart kräftig gedreht, dass einigen nachhaltig schwindlig geworden sein muss.
So hat es das gesamte Kulturbüro jetzt ins Stadtmuseum nach Blankenstein befördert, die bisherige Museumsleiterin ist nun VHS-Mitarbeiterin. Die Gesamtleitung des Stadtmuseums ist so aufgeteilt worden, dass die künstlerische Leitung des Stadtmuseums nun in Händen eines leitenden Mitarbeiters des Märkischen Museums in Witten liegt. „Auf Augenhöhe“ kooperiert er ab 2012 mit dem jetzigen Inhaber der Fachbereichsleiterstelle „Weiterbildung und Kultur“.
Bis jetzt liegt übrigens noch kein kompletter Ausstellungsplan für 2012 vor.
Bedenken des Fördervereins des Stadtmuseums an dieser personellen und konzeptionellen Regelung wurden im Kulturausschuss zwar verständnisvoll entgegengenommen, doch der Beschluss zur interkommunalen Zusammenarbeit zwischen Witten und Hattingen, einer „Ehe auf Probe“, wurde mit Hinweis auf die unabweisbaren Sparzwänge gefasst.
So gleicht die städtische Kulturlandschaft nach diesen Einschnitten noch mehr einem „Flickenteppich“.
Immerhin konnten aber alle „Stadttor-Projekte“ (in einem offiziellen Faltblatt selbst als „Stadttor-heiten“ bezeichnet) einschließlich des Kunstspielobjekts in der oberen Heggerstraße realisiert werden.
Diese Fragen seien erlaubt: Was macht eigentlich die kulturelle Identität einer Stadt aus? Welche Hattinger Künstler bzw. Kulturakteure waren 2010 und 2011 an größeren Projekten beteiligt? In den letzten Wochen gab es dann noch neben der Auseinandersetzung mit dem Kunstverein auch noch den Disput unter den Hattinger Chören.
Bei solchen Meldungen darf man sich doch nicht wundern, dass die positiven kulturellen Ereignisse und Leistungen des Jahres glatt in Vergessenheit geraten, so etwa die Verleihung des 21. Hattinger Förderpreises für Junge Literatur am 18. September und der Zusammenschluss des Fördervereins des Stadtmuseums mit der KUBISCHU als gelungenes Beispiel einer Bündelung von Energien.
Bei all dem ist es doch nur allzu verständlich, dass manche sagen, wir müssen nach vorne schauen, weil sie die Folgen der Entscheidungen der vergangenen Monate nicht mehr mit ansehen wollen, vielleicht auch, weil sie diese selbst mit verursacht haben…
Es soll Stimmen geben, die davor warnen, dass ganz am Ende der Kürzungen der kulturellen Leistungen nur noch ein „Streichkonzert“ übrig bleibt.
Um auch sprichwörtlich zu enden: Von wegen „Ende gut, alles gut“: „Am Ende weiß man erst, wie viel es geschlagen hat.“
Oder: „Das dicke Ende kommt noch.“
Ob „abwarten und Tee trinken“ bis dahin die richtige Lösung ist, fragt sich sicher nicht nur GALLUS

Autor:

Gallus aus Hattingen aus Hattingen

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