Tim Allen fährt Radrennen aus und mit Leidenschaft

Tim Allen (rotes Trikot) fährt wieder einmal vorne weg. In ihrer ersten Saison ist das dem Hattinger und seinem heimischen „Team Champion System X-Seven“ gleich mehrfach bis ins Ziel geglückt. In der Eliteklasse und damit nur eine Klasse unter Profi-Niveau fuhr das Team vier Siege ein, wurde Bezirksmeister in Düsseldorf, gewann den internationalen Westfalenpreis in Dortmund und sicherte sich außerdem noch weitere 40 Top-Ten-Platzierungen. alle Fotos: CoffeeRide.de
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  • Tim Allen (rotes Trikot) fährt wieder einmal vorne weg. In ihrer ersten Saison ist das dem Hattinger und seinem heimischen „Team Champion System X-Seven“ gleich mehrfach bis ins Ziel geglückt. In der Eliteklasse und damit nur eine Klasse unter Profi-Niveau fuhr das Team vier Siege ein, wurde Bezirksmeister in Düsseldorf, gewann den internationalen Westfalenpreis in Dortmund und sicherte sich außerdem noch weitere 40 Top-Ten-Platzierungen. alle Fotos: CoffeeRide.de
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Alle reden von Doping im Radsport – Tim Allen auch. Nur ist der 25jährige Hattinger Radsportler keiner dieser Profis, die die Tour de France unbedingt gewinnen wollen. Daher besteht er auf der Feststellung, dass im Amateurbereich höchstens die ewig Gestrigen und jetzt schon altersbedingt am Ende ihrer Laufbahn stehenden Pedalritter vereinzelt zu „Muntermachern“ greifen.

„Bei uns sind es eher die Senioren ab 48 Jahre, bei denen so etwas mal vorkommt“, erzählt der Student des Vertriebsingenieurwesens, der kurz vor dem Diplom steht. „Die lösen zwei Aspirin in Cola auf und mischen das mit Red Bull. In den jüngeren Leistungsklassen gibt es das nicht.“
Was allerdings die Diskussion um den Gebrauch verbotener leistungssteigernder Substanzen im Profi-Bereich Amateurfahrern wie ihm „beschert“ hat, das ist die noch größere Schwierigkeit an unbedingt notwendige Sponsoren zu kommen. Zwar werden er und sein „Team Champion System X-Seven“ bereits auch von Hattinger Unternehmen unterstützt, doch könnten es mehr sein.
In die Waagschale zu werfen haben die mittlerweile zehn Fahrer im Alter zwischen 18 und rund 30 Jahren – hauptsächlich aus Hattingen, Sprockhövel und Umgebung – so einiges seit ihrer Team-Gründung 2011. So fuhren die in der Eliteklasse und damit nur eine Klasse unter Profi-Niveau startenden Radsportler in ihrem ersten Jahr vier Siege ein, wurden Bezirksmeister in Düsseldorf, gewannen den internationalen Westfalenpreis in Dortmund und sicherten sich außerdem noch weitere 40 Top-Ten-Platzierungen.
Tim Allen: „Für einen Sieg bekommt man ungefähr 200 Euro. Den teilen wir unter uns im Team auf. Im Radsport ist Gewinnen immer auch eine Teamleistung. In der Hinsicht haben wir in unserem ersten Jahr viel gelernt. Ich habe für einen Sieg in Belgien aber auch schon mal 25 Pfund Parmaschinken bekommen. Dabei bin ich Vegetarier. Zum Glück konnte ich den in einer Kneipe verkaufen und hatte so doch noch genug Geld zum Tanken für die Rückfahrt im Auto.“
Wegen der sportlichen Erfolge bekommt das „Team Champion System X-Seven“ inzwischen sogar Anfragen von Fahrern, die gern dabei wären. Doch dazu zu stoßen, das ist nicht ganz so einfach, wie Tim Allen erklärt: „Unser Team besteht aus Freunden, denn sich für einen Freund im Rennen aufzureiben, das ist schon etwas anderes als für einen Fremden. Es geht um das Fahren im Windschatten, das Kräfte spart, einer kümmert sich um Getränke, ein anderer passt auf Ausreißer auf. Wir siegen und verlieren immer gemeinsam.“
Auch außerhalb der Rennen wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Immer wieder wird etwas gemeinsam unternommen. Auch Urlaube mit dem Team seien wichtig, beschreibt Tim Allen, allein schon der Regeneration wegen: „Wir haben einen unheimlich guten Teamgeist. Da gibt es nur ganz wenig Konkurrenzdenken untereinander.“
Und schon kommen wir in diesem Zusammenhang wieder auf Sponsoren.
Denn auch Trainingslager beispielsweise in der Eifel müssen bezahlt werden, um weiterhin vorne mitfahren zu können. Zwar stecken die Aktiven selbst fast jeden Cent in ihren Sport, aber das Budget dafür ist bei in erster Linie Studenten und Auszubildenden doch eher knapp bemessen.
Hinzu kommen nämlich noch – manchmal recht happige – Kosten für Verschleißteile: Ketten halten nur rund 3.000 Kilometer bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 20.000 (!) Kilometern pro Saison, also von Mitte März bis Mitte Oktober. Auch Schläuche müssen regelmäßig erneuert und immer wieder nach gar nicht so seltenen Stürzen neue Helme bezahlt werden.
Jetzt ist erst einmal das, was ein Radsportler unter Pause versteht. Also lockeres Fah­ren, so dass man sich gerade noch so unterwegs unterhalten kann. Vier bis sechs Stunden geht eine solche Einheit, bei der täglich (!) mit rund 30 Stundenkilometern geradelt wird – gemütlich für einen Radrennfahrer, der ansonsten 50 Prozent mehr Tempo gewohnt ist. Grundlagentraining nennt Tim Allen das. Je näher der Saisonstart rückt, desto mehr geht ein Fahrer so oft wie möglich pro Tag an seine Belastungsgrenze, macht zudem intensives Krafttraining.
Zum Fitbleiben über den Winter hat Tim Allen Querfeldeinfahren für sich entdeckt: „Dabei geht es über Felder und Feldwege, durch Schlamm und Matsch und auch schon mal mit dem Rad über der Schulter steile Treppen hoch. Solche Rennen dauern in der Regel bis zu einer Stunde und sind in Belgien und den Niederlanden mancherortes beliebter als Fußball.“
Um neben seinem Studium auch noch sein kostenintensives und Material mordendes „Hobby“ zu finanzieren, jobbt Tim Allen in einem Café im Reschop Carré und träumt von weiteren Sponsoren für sein „Team Champion System X-Seven“.
Und wofür die ganze Schinderei? Darauf weiß Tim Allen mit einem Lächeln zu entgegenen: „Beim Radfahren auch gerade in dieser Jahreszeit kann man den Kopf gut frei kriegen und abschalten. Dafür ist dieser Sport geradezu ideal.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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