Ein Schuhkarton Solidarität

Dr. h.c. Hans Werner Mörs

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl – wissen Sie noch, wann das war? Es geschah im Jahre 1986, doch vorbei ist das damit verbundene Drama noch lange nicht. Zwölf Quadratmeter Risse durchziehen die Betonhülle, Vögle fliegen dort ein und aus und in der „roten Zone“ haben sich Einwanderer angesiedelt. Sie wissen nichts von Radioaktivität und erklären kann man schlecht: man sieht sie nicht, man schmeckt sie nicht, man fühlt sie nicht und hören kann man sie auch nicht. Aber man wird krank. Sehr krank.
Doch ob die Krankheit mit Tschernobyl zusammenhängt?
Einer, der die Krankheiten und die Armut nicht nur sieht, sondern seit zwanzig Jahren hilft, ist der Hattinger Dr.h.c. Hans Werner Mörs und der Verein „Hilfe für notleidende Kinder – Tschernobyl-Opfer“. Seit zwanzig Jahren gehen Transporte in das Gebiet mit Hilfsmitteln. Es gibt spezielle Aktionen zu Ostern und zu Weihnachten und jetzt steht wieder ein solcher Transport an.
„1999 haben wir elf Transporte abgewickelt. Viele Jahre haben wir medizinische Hilfsgüter mitgenommen und immer wieder Päckchen für die Kinder in Waisenhäusern und Kindergärten und Schulen“, sagt Mörs beim Besuch in der Redaktion. In diesem Jahr gab es „nur“ zwei Transporte – zu Ostern und eben jetzt. „Die Transportkosten sind unglaublich gestiegen“, erklärt er. Und außerdem könne man nicht mehr so viele medizinische Hilfsgüter mitnehmen, weil man einfach nicht mehr viele bekomme. „Was ich jetzt dringend brauche sind zwei Kinderwagen und einen Rasenmäher. Und natürlich möglichst viele Päckchen für die Kinder“. so Hans-Werner Mörs. Im letzten Jahr waren es rund 3500 Päckchen, weihnachtlich verpackt und ausgestattet mit Zahnbürste und Pasta, mit Süßigkeiten und Malsachen. Auch warme Handschuhe, Mütze oder Schal werden gerne genommen. Oder ein Kuscheltier.
Am 27. November soll der Transport losfahren. Zu diesem Zeitpunkt wird auch Mörs im Auto sitzen und die 23 Stunden nach Weissrussland fahren. Noch immer lebt der 72jährige mehrere Monate im Jahr dort. „Man kann die Hilfe besser koordinieren und hat andere Zugangsmöglichkeiten, beispielsweise zu Regierungskreisen“, erklärt er. Ähnlich wie Mörs arbeitet übrigens auch Karl-Heinz Böhm in Äthiopien.
Viele Jahre nach Tschernobyl würde die Situation immer schlimmer. „In Weissrussland gibt es 13.000 Dörfer, 900 von ihnen sind schon leer. Es gibt eine unglaubliche Landflucht vor allem der jungen Menschen, die nicht wissen, was sie machen sollen. Ich betreue einen Bezirk mit etwa 44.000 Einwohnern, strukturiert in Kolchosen. Dort herrscht große Armut und viel Krankheit. Auf zwanzig Geburten pro Monat kommen etwa 150 Sterbefälle. Viele Menschen sind krank. Beispielsweise Tumore und Probleme mit den Augen. Was haben wir nicht schon alles an Brillen organisiert! Und Rollstühle! Manche Kinder können sich überhaupt nicht bewegen. Ich kenne einen Jungen, der im Unterleib einfach nur ein großes Loch hat, keine Geschlechtsorgane. Er sitzt im Rollstuhl und muss regelmäßig natürlich gewindelt werden. Es ist einfach ein Elend und man kann sich das hier gar nicht vorstellen.“
Plutonium, so Mörs brauche 22.000 Jahre, um zur Hälfte abgebaut zu sein. Da könne man sich vorstellen, wie dringend Hilfe gebraucht würde.
Drei Abgabetermine gibt es in diesem Jahr, jeweils donnerstags am 11., 18. und 25. November, 17.30 bis 18.30 Uhr am Bunker am Reschop. Das wird in diesem Jahr zum letzten Mal die Abgabestelle werden, denn der Bunker muss aufgegeben werden wegen hoher Schadstoffbelastungen. Wie es 2011 weitergeht, weiß der Verein noch nicht. Aber das es weitergeht, ist schon sicher. „Wir müssen uns da als Verein zusammensetzen und schauen, welche Lösung wir finden. Wir brauchen ja viel Platz zum Lagern.“ Eines steht auch fest: Hans Werner Mörs wird auch 2011 wieder nach Weissrussland fahren und solange es seine gesundheitliche Situation erlaubt, für die Tschernobyl-Opfer da sein.
Ansprechpartner für die Weihnachtsaktion und andere Fragen sind Dr. H.c. Mörs, (Telefon 393534; H. Prieur, (Telefon 21802 und H. Nass, Telefon 22498.Spendenkonto: Sparkasse Hattingen, Kontonummer 87007, BLZ 43051040.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

11 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.