Hörnerklang und Handgemenge bei Denkmaltafel-Enthüllung

Hörnerklänge begleiteten die Enthüllung der Denkmaltafel (Foto: T. Richter-Arnoldi)
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Bei sommerlichem Sonnenschein versammelten sich am 14. Oktober um 11 Uhr auf dem Leinpfad in der Nähe des Ruhrbogens um die 100 Personen, um in einer kleinen Feierstunde der Enthüllung einer Denkmaltafel beizuwohnen, mit der die Bedeutung dieses Ruhrabschnitts gewürdigt werden sollte. Doch was eigentlich eine friedliche Kundgebung angesichts der bisherigen Erfolge vom "Initiativkreis zur Erhaltung des Ruhrbogens" hätte werden können, eskalierte zwischenzeitlich zu einem handfesten Streit mit unbeteiligten Radfahrern.

Dabei hatte alles so harmlos angefangen: Drei Jagdhörner ließen eine Fanfare erschallen, bevor Gerd Walther, der Vorsitzende des Initiativkreises, das Wort an die Zuschauer richtete und in wenigen Sätzen darstellte, was bisher in Sachen Ruhr-Renaturierung geplant gewesen war bzw. verhindert worden ist. Nach ihm sprachen weitere Redner, unter ihnen auch Manfred Lehmann, ehemaliger Bürgermeisterkandidat der SPD, der in eindrücklicher Form die historische Entwicklung der Ruhrbogens erklärte. Besser: zu erklären versuchte. Denn hatten die zu Beginn passierenden Radler noch eine schmale Gasse vorgefunden oder waren über die Wiese ausgewichen, so versuchten jetzt andere ohne abzusteigen durch die Menge zu kommen, die sich inzwischen auf dem Weg drängte.
Was genau dabei passierte, bleibt offen, doch Herr Lehmann sah sich nun genötigt, mit den Worten "Da eskaliert gerade etwas" seine Rede zu unterbrechen und zu der Stelle zu eilen, wo sich zwischen einigen Zuschauern und den Radlern tumultartige Szenen abspielten. Aufgebrachte Rufe waren zu hören,es könnten auch Beschimpfungen gewesen sein, es wurde geschubst, ein Rad stürzte zu Boden. Jemand rief etwas von "Anzeige erstatten". Kurz: Die Situation war außer Kontrolle geraten, und es dauerte geraume Zeit, bis Herr Lehmann nach mehreren Anläufen seine Rede fortsetzen und die Aufmerksamkeit zumindest eines Teils der Zuhörer wieder zurückgewinnen konnte.

Selbstüberschätzung?

Ohne hier inhaltlich weiter auf die Veranstaltung einzugehen (das überlasse ich den Stadtspiegel-Berichterstattern), möchte ich an dieser Stelle meinen Beitrag mit ein paar Gedanken abschließen, die mich seitdem beschäftigen: Kann es sein, dass Herr Walther und der Initiativkreis durch ihre Errungenschaften so selbstbewusst geworden sind, dass sie gar mit Leuten gerechnet haben, die sich nicht hierfür interessieren, sondern einfach nur auf dem Leinpfad ihre Radtour machen wollen? Wie sonst ist es zu erklären, dass erst nach diesem unschönen Zwischenfall die Anwesenden aufgefordert wurden, den Radfahrern eine Chance zum Passieren zu geben? Dabei war doch schon vor Beginn der Veranstaltung absehbar gewesen, dass es zu Konflikten kommen könnte, als immer mehr Menschen sich auf dem schmalen Weg versammelten. Natürlich entschuldigt das nicht die Radfahrer, die trotz des blockierten Weges uneinsichtig in den Sätteln blieben, statt abzusteigen und ihr Rad vorsichtig hindurch zu schieben, doch mit ein wenig mehr Weitsicht hätte es gar nicht erst dazu kommen müssen.
Wie dem auch sei: Zwar haben die Organisatoren ihr Anliegen einmal mehr werbewirksam in die Öffentlichkeit getragen, sich dabei aber wohl etwas zu sehr um den eigenen Nabel gedreht. Die Chance, auch die radelnden Mitnutzer ihres denkmalgeschützten Stückchens Heimat von ihrer Sache zu überzeugen, haben sie jedenfalls schlecht genutzt.

Autor:

Torsten Richter-Arnoldi aus Hattingen

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