Mietprellerin am Rosenberg ruiniert fast die Vermieter

Kaum zu glauben, aber dies ist ein Blick in das Kinderzimmer. Hier soll tatsächlich ein Kind „gelebt“ haben! Gegenüber steht ein Bett, das rundherum ebenfalls durch Abfallsäcke zugestellt ist.alle Fotos: Römer
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  • Kaum zu glauben, aber dies ist ein Blick in das Kinderzimmer. Hier soll tatsächlich ein Kind „gelebt“ haben! Gegenüber steht ein Bett, das rundherum ebenfalls durch Abfallsäcke zugestellt ist.alle Fotos: Römer
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Von außen, da ist das Wohnhaus am Rosenberg ein wahres Schmuckstück. In seinem Inneren jedoch, da hat es Konflikte gegeben, die kein Mensch haben möchte. Doch der Reihe nach.

Das Haus mit den fünf Wohnungen gehört Marion Huff gemeinsam mit ihrem Bruder Michael Teichert. Im Gegensatz zu ihm wohnt die 62jährige allerdings darin – genauso wie zwei ihrer Töchter mit ihren Familien und ihre Mutter. Die Wohnung im Dachgeschoss wird vermietet.
Und genau das ist der springende Punkt. Bis vor wenigen Tagen wohnte hier nämlich Anke H. (Name von der Redaktion geändert). Wohnen ist in diesem Zusammenhang allerdings wohl nicht das richtige Wort. „Hausen“ passt schon besser.
Dabei fing alles so wunderbar an, erinnert sich Marion Huff im Gespräch mit dem STADTSPIEGEL: „Als die Mitte 40jährige sich bei uns vorstellte, erzählte sie uns freiwillig, sie lebe getrennt, habe vier Kinder, zwei davon bereits erwachsen, die beiden anderen im Alter von 13 und 11 Jahren. Dass sie Hartz IV bezieht, stellte für uns kein Problem dar. Durch eine Vollmacht bekommen wir als Vermieter das Geld für die Miete direkt durch das Sozialamt überwiesen.“
Schnell wurden sich die beiden Parteien einig. Ab Oktober 2009 begann das Mietverhältnis. Die neue Mieterin zeigte sich begeistert von der 70-Quadratmeter-Wohnung mit dreieinhalb Zimmern, die gerade frisch renoviert worden waren. Und selbstverständlich durfte sich Anke H. für den Anstrich sogar ihre Wunschfarbe aussuchen.
Anfangs habe auch das Zusammenleben gut geklappt. „Das Elend“, so Marion Huff, „fing etwa vor einem Jahr an, als die Miete nicht mehr überwiesen wurde. Sie hatte die Vollmacht zurückgezogen. Dabei weiß ich, dass bei Hartz IV das Geld für die Miete nicht zweckentfremdet verwandt werden darf. Aber wegen des Datenschutzes bekommen wir natürlich keine näheren Auskünfte über Anke H..“
Natürlich sprach Marion Huff ihre Mieterin darauf an. Die versicherte, dass ab sofort wieder alles richtig laufe und die Miete regelmäßig einträfe.
Aber es änderte sich nichts.
Also schaltete Marion Huff ihren Anwalt ein. Doch nicht nur den. Mittlerweile nämlich hatte die Frau sehr stark zu trinken angefangen. Eine ihrer erwachsenen Töchter, die eigentlich woanders wohnte, aber mit ihren beiden kleinen Kindern (vier und ein Jahr alt) manchmal tagelang ebenfalls in der Wohnung lebte, zechte gerne mit ihrer Mutter zusammen.
Marion Huff: „Das ging manchmal nachts derartig hoch her unterm Dach, dass im Haus niemand mehr schlafen konnte. Da flogen die Brocken nur so durch die Wohnung. Deshalb mussten wir häufiger die Polizei kommen lassen. Aber auch die Beamten wurden nicht in die Wohnung gelassen, wir ja schon lange nicht mehr.“
Und noch etwas anderes machte ihr Sorgen: die Kinder. „Von Nachbarn hatte ich erfahren, dass sich die Dreizehnjährige und ihr elfjähriger Bruder manchmal bis Mitternacht draußen rumtrieben. Da haben wir auch das Jugendamt eingeschaltet.“
Sie habe von anderen gehört, dass das jüngste Enkelkind ihrer Mieterin schon einmal buchstäblich auf der Straße herumgekrabbelt sei, weil Oma zu betrunken gewesen wäre, die Haustür aufzuschließen...
Es seien noch weitere Sachen „abgegangen“, schüttelt Marion Huff den Kopf, die man sonst in einschlägigen Sendungen nur aus dem Fernsehen kennen würde.
In diesem Sommer schließlich hatten Marion Huff und ihr Bruder endgültig die Nase voll und ließen Anke H. durch den Anwalt mitteilen, dass sie auf alle Außenstände verzichten würden, wenn sie umgehend auszöge. Gleichzeitig veranlassten sie die fristgemäße Kündigung.
Reaktion: null. Daher wurde der Gerichtsvollzieher eingeschaltet. Der setzte Anke H. eine weitere Frist von vier Wochen. Wieder keine Reaktion.
Als der Gerichtsvollzieher zum Pfänden kam, da gab es nichts zu holen: Anke H. hatte sich mit ihrer „Meute“, zu der neben den zeitweise sieben Menschen auch Hunde und Katzen gehörten, quasi über Nacht davon gemacht. Marion Huff: „Klar haben wir das mitbekommen, aber aus Angst haben wir nichts gemacht. Dabei haben die auch Eigentum von uns mitgehen lassen.“
Dafür aber sozusagen „im Gegenzug“ derartig viel Gerümpel zurückgelassen, dass Vermieterin Marion Huff mit Tränen in den Augen sagt: „Tausende haben uns bereits die eingereichten Rechtsmittel gekostet, uns fehlt die Miete von jeweils 485 Euro seit mindestens acht Monaten, wir mussten einen Container kommen lassen, müssen nun die Wohnung nicht nur entrümpeln, sondern vor allem auch entmüllen und anschließend erst einmal wieder alles von Grund auf renovieren. Die letzten zwei Jahre haben uns Geld weit im fünfstelligen Bereich gekostet!“
Bei einem Besuch in dem, was einmal eine vermietbare Wohnung gewesen ist, konnte sich der STADTSPIEGEL mit eigenen Augen (und der Nase!) von den unmöglichen Zuständen überzeugen.
Marion Huff macht auf eine Tür aufmerksam, die wohl mit Kot beschmiert ist, und zeigt ein Zimmer, in dem einmal ein Kind auf einer stinkenden Matratze bestenfalls gehaust haben soll. Von der stark riechenden Bettauflage wird das Kind, das manchmal stundenlang geschrieen haben soll, allerdings wenig mitbekommen haben, denn die Gerüche aus den ums Bett verstreuten gelben Säcken und den Tierfutterresten dazwischen ist so unbeschreiblich, dass der Besucher nur durch den Mund atmen kann.
Fast jeder Handbreit Boden ist hier zugestellt, mindestens einen halben Meter hoch. Fast alle Wohnungswände, die Türen, Türrahmen, das vor zwei Jahren nagelneu verlegte Laminat – alles in einem genauso katastrophalen Zustand wie die vor Schmutz starrenden Fenster, die wohl seit zwei Jahren nicht gerei­nigt wurden.
„Wenn ich das hier sehe, dann kriege ich so einen Hals“, presst Marion Huff heraus. Sie hofft auf ein gutes Gespräch mit ihrer Hausbank, denn: „Wir sind auch nur einfache Leute. So etwas wie hier bringt uns in größte finanzielle Schwierigkeiten.“
Und nicht nur das. Auch gesundheitlich hat der Stress mit der „Mieterin“ tiefe Spuren bei ihr hinterlassen. Sie erkrankte im letzten Jahr an einer seltenen und unheilbaren Autoimmunkrankheit.
Auf Anraten ihres Anwalts hat Marion Huff gegen Anke H. Anzeige wegen Betruges erstattet, damit die Frau aktenkundig wird. Möglicherweise kann auch der Noch-Ehemann der Mieterin belangt werden: „Aber darum kümmert sich unser Anwalt. Ich bin jetzt erst einmal einfach nur froh, dass die weg ist. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“
Mit ihrer Großfamilie wird Marion Huff jetzt beginnen, die Wohnung wieder wohnlich zu machen – wie erst vor nur unglaublichen zwei Jahren. Marion Huff: „Am liebsten würde ich die Wohnung dann gar nicht mehr vermieten. Aber leider können wir uns das finanziell nicht erlauben.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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