Unsere Hütte: Erinnerung an die Ruhrstahl-Zeit in einer neuen Ausstellung

Harte Arbeit in großer Hitze – auch das dokumentiert die Ausstellung mit Fotos von Hans Ahlborn.
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  • Harte Arbeit in großer Hitze – auch das dokumentiert die Ausstellung mit Fotos von Hans Ahlborn.
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Am 18. Dezember 1987 endete Hattingens langer Kampf um Hochofen 3. Eine Niederlage? Heute arbeiten hier wieder rund 3.000 Menschen in über hundert Betrieben.

Das Ende vor 25 Jahren war also ein Anfang. Fast alle Wunden sind verheilt, die Tränen getrocknet. Heute ist es Zeit für einen Blick zurück, ohne Wehmut, eher mit Stolz auf das, worum noch 1987 getrauert wurde.
Der Blick führt zurück in die Jahre 1951 bis 1963, die vielen Hüttenwerkern als „goldene Ära“ der Henrichshütte galt. Es sind jene berauschenden Jahre, in denen bis zu 10.000 Menschen hier das Wirtschaftswunder täglich neu Wirklichkeit werden ließen. In Hattingen hieß dieses Wunder „Ruhrstahl Henrichshütte“.
Fotografischer Chronist dieser Ära war Werksfotograf Hans Ahlborn (1930-1975). Als Bildjournalist der Ruhrstahl AG leistete er beides: die analytische Wahrnehmung eines Reporters und die Innensicht als Mitarbeiter der Eisen- und Stahlindustrie.
In einer Sonderausstellung zum 25. Jahrestages der Stilllegung des Hochofenbetriebs erinnern das LWL-Industriemuseum Henrichshütte, IG Metall Gevelsberg-Hattingen, Sparkasse Hattingen sowie die Stiftung Ruhr.2010 anhand der Fotos von Hans Ahlborn an diese Zeit. Zu sehen ist sie von kommendem Freitag, 9. November, 18.30 Uhr, an bis zum 1. April 2013.
Die Hütte war zwischen 1951 und 1963 – weit mehr als für uns heute nachvollziehbar – eine Welt für sich. Hans Ahlborns Fotografie zeigt die Gewalt des Gigantischen, die Faszination des Feuers, aber eben auch die Hütte als Biotop, als Ort für 10.000 Biographien.
Hans Ahlborns Arbeiten prägten die innovative Werkszeitschrift „Ruhrstahl“. Sie war mehr Illustrierte für die Arbeiter als „Schwarzes Brett“ der Werksleitung und wurde in vielen Arbeiterhaushalten als Schatz bewahrt. Hans Ahlborns Bilder schrieben so über die Zeitschrift „Ruhrstahl“ mit an dem Mythos Henrichshütte, der bis heute wirkt.
Der fotografische Nachlass von Hans Ahlborn konnte durch Übernahme durch das LVR-Industriemuseum gesichert werden. Jetzt zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe einige seiner Arbeiten erstmals am Originalschauplatz.
Gerade in der dunklen Jahreszeit irritieren die 40 großformatigen Schwarz-Weiß-Drucke inmitten des Farbenspiels der erleuchteten Hochofen-Kulisse. In diesem Kontrast von gestriger Industriearbeit und heutiger Industriekultur formuliert sich zugleich die Aufgabe nach der Gestaltung von Kultur und Arbeit im Morgen.
Parallel zur Ausstellung „Ruhrstahl“ präsentiert der Förderverein Industriemuseum Henrichshütte „Meine Hütte #3“: Gerd Hehs, gelernter Former und selbst engagierter Fotograf, zeigt Bilder der Henrichshütte aus seiner Sammlung „vor und nach Ahlborn“. In der Zusammenschau beider Ausstellungen ergibt sich ein beeindruckendes Bild der Henrichshütte, das wohl ihrer Bedeutung gerecht wird.
Zur Ausstellung gibt es eine begleitende Veranstaltungsreihe, auf die der STADTSPIEGEL immer wieder rechtzeitig hinweisen wird.

Harte Arbeit in großer Hitze – auch das dokumentiert die Ausstellung mit Fotos von Hans Ahlborn.
Schweißer im Apparatebau: Auch dieses Foto und 39 weitere vom „Ruhrstahl“-Werksfotografen Hans Ahlborn ist noch bis zum 1. April 2013 im LWL-Industriemuseum Henrichshütte zu sehen.
Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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