Eine erste Saison-Analyse der Iserlohn Roosters

Die Iserlohn Roosters haben in den zurückliegenden Wochen, nach
Ende der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), intensiv die
Situation des Clubs in unterschiedlichen Bereichen analysiert.

Dabei haben die Verantwortlichen den Fokus einerseits auf den sportlichen Bereich
gelegt, aber auch den Club insgesamt betrachtet. „Kurz vor dem 20.
Geburtstag unseres Vereins ist es an der Zeit, uns insgesamt zu
hinterfragen. Mit welcher Philosophie gehen wir Roosters in die kommenden
drei bis fünf Jahre? Wofür steht unser Verein sportlich und als
Aushängeschild der Region? Was gibt den Fans Gelegenheit, sich mit uns zu
identifizieren?“, fragt Wolfgang Brück, geschäftsführender Gesellschafter
der Sauerländer.

Wolfgang Brück: "Neu finden und neu definieren"

Antworten darauf will man in den kommenden Wochen und Monaten erarbeiten.
„Wir waren einmal das kleine gallische Dorf, das die Großen der Liga
geärgert hat. Dieses Image allein aber reicht nach 13 Jahren in der
höchsten deutschen Spielklasse nicht mehr aus. Für mich bedeutet das, dass
wir uns am Seilersee neu finden und definieren müssen.“ Dabei steht für
Brück fest, dass der Markencharakter, auch aufgrund der finanziellen
Möglichkeiten des Vereins, nicht durch sportlichen Erfolg definierbar ist.
„Wir werden aufgrund unseres Etats auch zukünftig nicht konstant zu den
besten sechs oder acht Mannschaften der DEL gehören können, obwohl wir bei
den Sponsoringeinnahmen auf Rang sechs des internen Liga-Rankings liegen“,
ergänzt Josef Jost, Mitgesellschafter und 2. Vorsitzender des Iserlohner
EC e.V.

SC Freiburg als Vorbild

Dennoch bleiben beide bei ihrer Aussage: Man wolle öfter die
Playoffs erreichen, als sie zu verpassen. Dazu sei es nötig, einen neuen
Iserlohner Weg zu gestalten. „Ich möchte zukünftig einen deutlich
stärkeren Fokus auf junge, hungrige Talente legen, die wir gut ausbilden,
um ihnen eine Chance zu geben, ihren Weg in den Profisport in Iserlohn zu
beginnen und mit uns gemeinsam erfolgreich zu sein. Ich glaube, dass in
diesem Punkt der SC Freiburg aus der Fußball-Bundesliga ein Vorbild sein
sollte. Deshalb habe ich ein gemeinsames Gespräch mit der sportlichen
Leitung geführt, in dem wir beschlossen haben, diesen Weg einzuschlagen.
Er wird allerdings nicht von heute auf morgen umsetzbar, sondern
langfristig angelegt sein. Sicher ist, wir werden auch unseren aktuellen
Talenten ausreichend Zeit zur Entwicklung geben und parallel die
Zusammenarbeit mit unserer Nachwuchsabteilung intensivieren.“

Schnelles Ziel: DNL-Mannschaft

Ziel ist es, schnellstmöglich eine Mannschaft in der Deutschen Nachwuchs Liga (DNL) zu etablieren. Um anschließend die Lücke zwischen dem Nachwuchsbereich und der Profiliga zu schließen, haben die Iserlohn Roosters außerdem mit dem
EV Duisburg aus der Oberliga einen neuen, starken Kooperationspartner
gefunden. „Zukünftig werden wir unseren jungen Leuten die Gelegenheit
geben, sich in einem Topverein weiterzuentwickeln und die sportliche Reife
für die DEL zu erlangen“, so Brück weiter. „Wir hoffen, dass unsere Fans
diesen sicherlich länger dauernden Weg mit uns gehen werden. Unabhängig
davon wird es weiterhin unser Ziel sein, attraktives, ehrliches und
leidenschaftliches Eishockey zu spielen, das wir auch in der vergangenen
Spielzeit über weite Strecken gezeigt haben und das von unseren Fans in
besonderem Maße honoriert worden ist.“

Höherer Etat als 2012/13

Kurzfristige Veränderungen wird es für die kommende Saison im sportlichen
Bereich geben. Um eine neue Mannschaft aufzubauen, erhält Manager Karsten
Mende einen höheren Etat als im vergangenen, aufgrund der ungeklärten
Hallen- und Fernsehsituation finanziell schwierigen letzten Sommer. „Wir
werden entgegen der vergangenen Jahre nicht mehr darauf spekulieren, spät
im August oder sogar erst zu Beginn einer neuen Saison, unseren Kader zu
komplettieren. Wir schicken eine Mannschaft mit mindestens zwei Torhütern,
drei Verteidigerpaaren und zwölf Stürmern ins Trainingslager“, so der
ehemalige Nationalspieler. Dies ist eine der Reaktionen auf die
Detailanalyse, die die sportliche Leitung der Sauerländer betrieben hat.
Zudem gelte es insbesondere in der Verteidigung, einen höheren Standard zu
erreichen. „Wir haben uns von langjährigen Spielern mit besonderem
Identifikationsfaktor getrennt, um zukünftig generell im eigenen Drittel
besser defensiv zu stehen und auch im Powerplay neue Akzente zu setzen.“

Qualität im Team stimmte nicht

Ein besonderes Augenmerk hat Mende auch auf die letzten zehn verlorenen
Partien der vergangenen Saison gelegt. „Ich habe mich gefragt, ob etwas
Außergewöhnliches passiert ist. Bis zum Düsseldorf-Spiel hatten wir einen
Schnitt von 1,4 Punkten pro Partie. Hätten wir so weitergearbeitet, hätten
wir die Playoffs erreicht. Die Niederlagen gegen Hamburg, Hannover und
München aber waren entscheidend. Qualität und Quantität des Teams, das
haben wir in diesen Partien gesehen, waren nicht hoch genug.“

Die anschließend folgenden sechs Niederlagen seien bei genauer Betrachtung
ausschließlich auf die abgefallene mentale Anspannung zurückzuführen. „Wir
waren gegen Krefeld und in Augsburg dran, haben verloren, weil Nuancen
unserer Intensität gefehlt haben. Das Saisonende ist damit enttäuschend,
verlangt aber nicht, alles in Frage zu stellen. Personalentscheidungen
waren zu treffen, das haben wir getan und von denen, die im kommenden Jahr
auch weiterhin das Roosters-Trikot tragen, werden wir erwarten, an
Durchsetzungskraft und mentaler Stärke zuzulegen. Das gilt insbesondere in
saisonentscheidenden Situationen.“

Mende betrachtet sich und Trainer Doug Mason selbstkritisch als Teil des Erfolgs und natürlich auch des Misserfolgs der vergangenen Saison. „Zu Doug Mason ist zu sagen, dass er sein Versprechen, aus den Roosters eine schlagkräftige und hart arbeitende Mannschaft zu machen, die die Fans sich gewünscht haben, eingelöst hat. Auch deshalb sagt unsere Analyse, dass es keinen Grund gibt, den Vertrag
mit Doug nicht zu erfüllen.“

Individuelle Sommere Fannstammtisch

Notwendig ist eine konsequente Weiterentwicklung der Kommunikation am
Seilersee. „Wir haben die Verantwortung, die Fans auf unserem Weg
mitzunehmen, sie an unseren Vorstellungen teilhaben zu lassen und Fragen
zu stellen“, betont Wolfgang Brück. Deshalb wird der Club auf Sommer-Tour
gehen. Ziel ist es, mit mindestens vier Fanclubs individuelle
Fanstammtische zu organisieren. Darin werden Brück, Manager Karsten Mende
und einzelne Spieler in persönlichen Gesprächen ihre Gedanken teilen und
Planungen vorstellen. Zum Abschluss findet Anfang August ein großer
Stammtisch zu Beginn der Vorbereitungszeit statt. „Wir wollen die Fans im
Rahmen dieser Gesprächsrunden auch bitten, uns ihre Gedanken mit auf den
Weg zu geben, welchen Charakter unser Verein aktuell hat und wohin wir uns
aus Sicht der Anhänger entwickeln sollen. Nur so ist es doch für unsere
Fans möglich, sich mit uns zu identifizieren und an einer neuen
Markenentwicklung teilzuhaben“, so Jost. Außerdem wird nicht der Club die
Trikots für die kommende Saison gestalten, sondern die Fans haben
Gelegenheit ihr Lieblingsdesign vorzustellen und auszuwählen. Abschließend
hat die Clubführung festgelegt, bereits in diesem Sommer einen
Festausschuss für das 20-jährige Jubiläum zu bilden, an dem auch Fans
teilhaben werden. Details zu diesen Aktivitäten werden zeitnah
vorgestellt.

Brück: "Bin bereit meine Gedanken mit Fans zu teilen"

Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle wird insbesondere für Wolfgang
Brück eines der zentralen Themen der kommenden Spielzeit sein. „Ich will
außerdem, dass sich intern alle Seiten, einem zu definierenden mittel- bis
langfristigen Ziel unterordnen. Das gilt auch für mich selbst. Ich bin
bereit, im Rahmen der Möglichkeiten, meine Gedanken intensiver mit unseren
Anhängern zu teilen und sie so auf dem Weg der Iserlohn Roosters
mitzunehmen. Die Eishockeytradition weiter zu entwickeln, ist meine
Aufgabe und der werde ich mich widmen!“

Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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