150 Menschen finden Notaufnahme in Kleve - Bürger können helfen

Die Klever Verwaltungsspitze hat ziemlich stressige Stunden hinter sich. Innerhalb weniger Stunden stampften die Mitarbeiter eine Notunterkunft für 150 Flüchtlinge aus dem Boden.
  • Die Klever Verwaltungsspitze hat ziemlich stressige Stunden hinter sich. Innerhalb weniger Stunden stampften die Mitarbeiter eine Notunterkunft für 150 Flüchtlinge aus dem Boden.
  • hochgeladen von Annette Henseler

Kleve. Als am Mittwoch Morgen gegen halb neun das Telefon des Klever Bürgermeisters klingelte, hatte er mit vielem, aber sicher nicht damit gerechnet: Der Vizepräsident der Bezirksregierung Arnsberg ersuchte den Klever Bürgermeister um Amtshilfe. Ob in der Stadt Kleve 150 Flüchtlinge Freitag Abend Aufnahme finden könnten, lautete die Frage.

Schnell waren sich der Bürgermeister, der erste Beigeordnete, Willibrord Haas, und der Technische Beigeordnete, Jürgen Rauer, alle auf dem Weg nach Düsseldorf, einig, dass das Ersuchen zunächst geprüft werden solle. Rund 1400 Flüchtlinge kommen zur Zeit täglich nach NRW. Die Erstaufnahmeeinrichtungen sind voll. In rund 70 Städten des Landes wurden inzwischen Notaufnahmen eingerichtet.

Die Verwaltungsspitze wurde informiert, ein Arbeitsstab gebildet. „Das ist für uns ja völliger Alltag“, witzelte Theo Brauer während der Pressekonferenz am späten Donnerstag Nachmittag, als die meiste Arbeit getan, die Vorbereitungen getroffen und der Bezirksregierung Arnsberg mitgteilt worden war, dass Kleve Amtshilfe leisten werde. Die Verwaltungsspitze organisierte, die Fraktionsspitzen signalisierten ihre Unterstützung. „Wir wollten nicht nur Amtshilfe leisten, sondern die Notaufnahme möglichst gut vorbereiten, wollten Rahmenbedingungen schaffen, wie sie die Flüchtlinge aus Klever Sicht erfahren sollten“, so Theo Brauer. Donnerstag Nachmittag um 15 Uhr kamen die Mitarbeiter der Verwaltungsspitze zur Abschlussrunde zusammen.

Bis dahin mussten viele Dinge geklärt werden. Die Flüchtlinge werden in der Dreifachturnhalle in Kellen Unterkunft finden. „Dort werden in zwei Feldern die 150 Feldbetten aufgestellt werden, das dritte Feld dient dem Wohnen und Aufenthalt“, erklärt Thomas Mutz vom Gebäudemanagement. Annette Wier, Fachbereichsleiterin Schule, Sport und Kultur nahm Kontakt zu den Schulleitern des Konrad-Adenauer-Gymnasiums und der Konrad-Adenauer-Hauptschule auf, informierte die Vereine vom Sachstand. Bettina Keysers, Fachbereichsleiterin Bürgerservice, machte auf die den Flüchtlingen drohende Obdachlosigkeit aufmerksam, die gedroht hätte, wenn die Stadt Kleve dem Ersuchen aus Arnsberg nicht hätte aktiv werden wollen.

Neben Betten, Stühlen, Decken und Kissen wurde für Windeln und Wickelauflagen gesorgt. Denn: „Wir wissen bis jetzt nicht, wer kommt. Wir wissen auch nicht, woher die Flüchtlinge kommen, ob Familien und Kinder unter ihnen sind“, so Brauer.

In Kellen stimmten die Rahmenbedingungen, die sanitären Anforderungen können erfüllt werden. Freitag Abend wird auch das Kreisgesundheitsamt die Anstrengungen der Stadt Kleve unterstützen. „Eine Amtsärztin und zwei niedergelassene Ärzte werden die Erstuntersuchung durchführen“, soSonja Northing, Fachbereichsleiterin Arbeit und Soziales. Sie hatte sich im Vorfeld mit dem Kreis ins Benehmen gesetzt hatte.

Ein Caterer sorgt fürs Essen. „Wenn wir wissen, wer kommt, wird das Essen an den religiösen und kulturellen Bedürfnissen der Flüchtlinge ausgerichtet“, so Northing.

Die Asylsuchenden werden von Kleve aus in eine der Erstaufnahmeeinrichtungen verwiesen, bevor sie dann einer Stadt oder Gemeinde zugewiesen werden. Zur Zeit leben 401 zugewiesene Flüchtlinge in der Schwanenstadt. Gesucht werden immer wieder Wohnungen, um die Asylbewerber dezentral unterbringen zu können.

Für die jetzt nach Kleve kommenden Flüchtlinge wird um Kleidung gebeten. Caritas und Palette haben sich bereit erklärt, eine Sammelstelle einzurichten. Näheres hierzu wird in Kürze bekannt gegeben.

„Wir möchten den Menschen einen guten Empfang bieten – wir wissen zum Beispiel, dass sie in den Bussen nur unzureichend mit Wasser versorgt werden. Deshalb wird es morgen Abend erst einmal ausreichend Wasser geben“, so Sonja Northing. Auch das den Flüchtlingen zustehende Taschengeld wird ausgegeben.

Sicherheitspersonal, Sozialarbeiter, medizinische Fachangestellte, Müllentsorgung, Dolmetscher – für all' das wird morgen Abend gesorgt sein. Auch ehrenamtliche Helfer stehen in den Startlöchern. „Aber wir möchten, dass die Menschen zunächst einmal in aller Ruhe hier ankommen“, ist sich die Verwaltungsspitze einig.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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