Aus dem Leben von Oma Emmi (25)
Im Winter kein Schulbesuch möglich
Oma Emmi steht hier stellvertretend für all die Damen aus dem Vorort Brambauer, die mir eine ihrer fantastischen Geschichten erzählt haben und nicht namentlich erwähnt werden möchten.
Schuhe kauft man nicht einfach so:
Als Oma Emmi ein kleines Mädchen war, ging man nicht einfach in ein Schuhgeschäft und erwarb ein neues Paar Schuhe, weil die alten Schuhe zu klein geworden waren. Die meisten Familien hatten dafür kein Geld. So auch die Eltern von Oma Emmi, die noch mehrere Geschwister hatte. Da wurden die Schuhe der älteren Geschwister aufgetragen oder man musste barfuß laufen.
Eines Winters konnte Oma Emmi für ein paar Tage die Schule nicht besuchen, denn es hatte geschneit, es war kalt draußen und ihre Schuhe waren auseinandergefallen, also musste sie zu Hause bleiben, denn mit den Holzpantinen ging es nicht.
Wieder in der Schule:
Wieder in der Schule, entschuldigte sich Oma Emmi bei ihrer Lehrerin und erklärte, dass der Schulbesuch an dem fehlenden Schuhwerk gescheitert war. Es geschah etwas Unglaubliches, denn die Lehrer und Lehrerinnen aus dieser Zeit sind vor allem dafür bekannt, dass sie ihre Schüler und Schülerinnen noch verprügeln durften.
Die Lehrerin sah Oma Emmis Holzpantinen und nach Schulschluss suchte sie mit ihr einen Schuster auf und kaufte ihr ein Paar Schuhe.
Oma Emmi hat diese Geschichte oft ihren Kindern und Enkeln erzählt, vor allem wenn diese mal wieder "keinen Bock" auf Schule hatten.
Auch später wäre Oma Emmi liebend gern weiter zur Schule gegangen statt in den Rieselfeldern zu arbeiten. Aber Lehrstellen und auch das Geld waren damals sehr knapp, so dass ihr Wunsch, Näherin zu werden, nicht in Erfüllung ging.
Diese "Oma Emmi" hätte heute ihren 102. Geburtstag gefeiert.
Zur nächsten Geschichte gelangen Sie hier:
Zum ersten Teil der Geschichten von Oma Emmi gelangen sie hier:
Autor:Martina Seeliger aus Lünen |
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