Zum (abgesagten) Derby: Interview der anderen Art

Wer wäre denn der Favorit für das Derby gewesen? LSV-Trainer Christian Hampel zeigt auf BVB-Coach Marcus Reis, der ist aber angefressen, dass die Partie nun schon zum dritten Mal ausfällt.
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Lüner SV gegen den BV Brambauer: die Mutter aller Lüner Derbys. Doch dieses Fußballspiel wird zur unendlichen Geschichte. Bereits zum dritten Mal musste das Rückspiel zwischen dem Tabellen-zwölften Lüner SV und dem zweitplatzierten BV Brambauer abgesagt werden. Das Spiel sollte am Sonntag um 15 Uhr in Schwansbell stattfinden. Die Absage sorgt nicht nur bei den Fans für Frust.

Die Stadt Lünen sperrte aufgrund der wetterbedingten Platzverhältnisse alle Rasen- und Ascheplätze auf dem Stadtgebiet für das Wochenende. Das betrifft auch den Rasenplatz in der Kampfbahn Schwansbell. Zwar hat der LSV einen bespielbaren Kunstrasenplatz nebenan, „aber dieser ist nur für bis zu 200 Zuschauer geeignet. Wie zuletzt können wir aus Sicherheitsgründen diesen Platz nicht nutzen und müssen das Spiel erneut verschieben“, erklärt der technische Leiter des Lüner SV, Hasan Kayabasi.

Das Hinspiel in Brambauer hatten über 700 Zuschauer verfolgt. Da hatte der BVB das Derby extra für Samstag angesetzt. Ein neuer Spieltermin wäre der Zeitraum um Ostern, fügt Kayabasi hinzu. „Das haben wir schon mit dem Staffelleiter besprochen. Aber wir werden jetzt in aller Ruhe mit den Verantwortlichen des BVB telefonieren, um einen neuen Termin zu finden“, so der sportliche Leiter des Lüner SV.

Das Hinspiel hatte der BV Brambauer mit 3:1 bei gewonnen. Matchwinner war Dennis Stolzenhoff, der gleich drei mal für den BVB einnetzte.
Eine gemeinsame LSV-Vergangenheit haben die Trainer. LSV-Coach Christian Hampel kickte in aktiven Zeiten in der Oberliga zusammen mit dem jetzigen BVB-Coach Marcus Reis in einer Mannschaft bei den Rot-Weißen. Dazu war auch Reis schon Trainer des LSV. Wir sprachen mit beiden Trainern vor und nach der Bekanntgabe, dass das Spiel erneut ausfällt.

Nervt die Absagenserie mittlerweile?

Marcus Reis: Ich empfinde es als Frechheit. Da bereitet man die Truppe fünf Wochen auf die Partie vor und dann wieder sowas. Es ist ein Ausweichplatz da. Ich frage mich, wie man darauf kommt, dass an einem Sonntag um 15 Uhr 800 Zuschauer kommen könnten. Dem LSV passt das bei den vielen Ausfällen. Natürlich sollten beide Teams in so einem Derby in Bestbesetzung gegeneinander antreten, aber jetzt spielt man wieder irgendwann an Ostern, wo man dann wieder drei Spiele in ein paar Tagen hat. Das kann es auch nicht sein. Aber es ist halt wie es ist.

Christian Hampel: Mich nervt es und die Spieler noch viel mehr. Die sind natürlich noch viel ungeduldiger. Jetzt müssen die am Sonntag um 9.15 Uhr trainieren. Das finden die gar nicht gut. Wir stecken da in der Entscheidung nicht drin, der Rasen ist nicht bespielbar und der Kunstrasen wurde aus Gründen der Sicherheit ja schon zwei Mal ausgeschlossen.

Diese Fragen hatten wir vor der Spielabsage gestellt:
Wie ist Dein Bauchgefühl für das Spiel?

Reis: Die Pause war lang, die Jungs sind jetzt angespannt und wollen raus. Es ist schwer zu sagen, wie gut wir drauf sind. Frag mich am Sonntagabend noch mal.

Hampel: Es ist schwer einzuschätzen. Uns fehlt der Rhythmus, vier Tests sind ausgefallen, die Grippewelle hat uns erwischt und wir sind personell gebeutelt. Umso schwerer ist eine Prognose, das wird ein Kaltstart.

Beschreibe Deinen Trainerkollegen, wie er damals als Mitspieler war.

Reis: Er hatte Charakter, und war im Spiel sehr kaltschnäuzig. Er war jemand, der die Mannschaft geführt hat. Er war hängende Spitze, so eine Art 10er.

Hampel: Er war sehr mannschaftsdienlich. Ein Stürmertyp, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Im Zentrum gefährlich, relativ lauffaul. Hat aber immer Abwehrspieler gebunden und lebte von seiner guten Schusstechnik und dem starken Abschluss.

Wie würdest Du Dein Gegenüber in seiner Funktion als Trainer beurteilen?

Reis: Ich denke schon, dass er offensiv, mutig und frisch spielen lassen möchte und dass es modern ist, was er macht.

Hampel: Mit sowas tue ich mich schwer. Ich denke, er ist ein stückweit detailverliebt und auch ein emotionaler Typ. Er will modernen und guten Fußball spielen lassen. Und ist eher moderner, nicht so die alte Trainer-Schule.

Wenn Du Dir einen Bundesligaspieler für dein Team aussuchen könntest, wen würdest Du dann nehmen?

Reis: Sven Bender.

Hampel: Mario Götze. Der ist jung und dem könnte ich vielleicht noch was beibringen (bei diesem Satz schmunzelt BVB-Fan Hampel).

Du musst Dir einen Spieler des Derbygegners für Dein Team aussuchen, wen nimmst Du?

Reis: Philipp Herder oder Matthias Drees.

Hampel: Dennis Stolzenhoff oder Hanke. Ersterer tut jedem Team gut, Hanke ist jung, hat enormes Potential.

Gehen wir davon aus, dass Dein Team das Derby mit 1:0 gewinnt, wer schießt das entscheidende Tor?

Reis: Dennis Stolzenhoff.

Hampel: Raphael Lorenz.

Abseits des Derbys, wie lautet das Saisonziel?

Reis: Wir wollen das rausholen, was möglich ist. Nachfrage: Was ist denn möglich? Reis: Der Tabellenführer (Hombrucher SV) ist neun Punkte weg, wenn wir gegen den LSV gewinnen sind es nur noch sechs. Dann heißt es bis zum Duell gegen Hombruch kaum Punkte zu lassen, um zu schauen, was dann geht. Das wäre die Rechnung, um doch noch Erster zu werden. Unsere Leistungen müssen aber einfach konstanter werden, um oben anzugreifen.

Hampel: Wir wollen relativ frühzeitig den Klassenerhalt sichern. Dann so viele Plätze wie möglich hochklettern. Aber ich weiß, dass letzteres sehr schwer wird. Die Liga ist sehr ausgeglichen und man darf sich da keine Schwächephase erlauben.

Wer wäre denn der Favorit für das Derby gewesen? LSV-Trainer Christian Hampel zeigt auf BVB-Coach Marcus Reis, der ist aber angefressen, dass die Partie nun schon zum dritten Mal ausfällt.
BVB-Stürmer Dennis Stolzenhoff jubelte im Hinspiel drei Mal.
Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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