Tätowierer: "Hey Merkel, ich bin blank!"

Mathias Probst ruft "Hey Merkel, ich bin blank!" und unterstreicht das mit diesem Foto in Facebook. | Foto: Probst
2Bilder
  • Mathias Probst ruft "Hey Merkel, ich bin blank!" und unterstreicht das mit diesem Foto in Facebook.
  • Foto: Probst
  • hochgeladen von Lokalkompass Lünen / Selm

Mathias Probst ist Tätowierer und bald am Ende - mit den Nerven, seiner Geduld und auch mit dem Geld. "Was wir uns in zehn Jahren aufgebaut haben, hat uns die Regierung in sieben Monaten kaputt gemacht", berichtet der Selmer.

In Zeiten, in denen er nicht tätowieren darf, sitzt der Betreiber des Tattoo-Studios "Hautnah dabei" oft vor dem Fernseher, schaut den Nachrichtensender N-TV. Und Probst ist dann immer wieder fassungslos über die Entscheidungen der Politik in der Corona-Pandemie. Nun war, nach den neuesten Ankündigungen der Politik für die kommenden Wochen, für ihn das Maß voll und er zog sich aus, postete das Foto im Netzwerk Facebook. Der Slogan dazu: "Hey Merkel, ich bin blank!" Probst kann nicht verstehen, dass Friseure ab März wieder öffnen dürfen, nicht aber er mit seinem Tattoo-Studio, das er zusammen mit seiner Lebensgefährtin betreibt. "Friseure haben am Tag zehn, zwanzig oder vielleicht auch fünfzig Kunden, ich habe einen Kunden pro Tag!" Jeder Kunde füllt, so berichtet der Selmer, vor dem ersten Stich mit der Tätowiernadel einen Behandlungsvertrag aus, das sei nicht erst seit Corona so, sondern schon vor der Pandemie. "Die Kontakte bei mir im Laden kann ich so lückenlos nachvollziehen, außerdem wird für jeden Kunden der Arbeitsplatz komplett neu aufgebaut - mehr Hygiene geht nicht. Welcher Friseur wechselt nach jedem Kunden die Schere?" Das Argument der Politik, dass eine ordentliche Frisur für viele Menschen auch psychisch von enormer Wichtigkeit sei, will er ebenfalls nicht so stehen lassen. "Viele Kunden kommen zu uns, um sich ein Tattoo in Erinnerung an einen geliebten Menschen stechen zu lassen, seinen Tod zu verarbeiten. Wo also sind wir weniger wichtig, weniger relevant?"

"80 Prozent meiner Rücklagen für die Rente sind aufgebraucht"

Die Rücklagen, die in den zehn Jahren, in denen der Betrieb besteht, geschaffen wurden, sind fast aufgebraucht, erzählt Probst. Krankenkassenbeiträge, Steuern, die Miete, alles habe man durchbezahlt. Im ersten Lockdown sei das kein Problem gewesen, aber mit jeder weiteren Woche Lockdown ab dem Herbst schmolzen die Reserven weiter. "80 Prozent meiner Rücklagen für die Rente sind aufgebraucht und bald geht es selbst an die Reserven für Notsituationen, wenn etwa mal Waschmaschine oder Auto kaputt geht. Ich werde dieses Jahr 50, da bleiben noch knapp 14 Jahre bis zur Rente. In dieser Zeit wieder ordentliche Rücklagen zu schaffen, funktioniert überhaupt nicht." Die Finanzhilfen, die von der Politik kommen, seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Mathias Probst hat einen Kfw-Kredit beantragt, aber in der Schnellabwicklung dauere die Bewilligung nun schon vier Wochen. "Wir brauchen endlich Lösungen, dass wir auch mit dem Virus arbeiten können, sonst sind wir alle pleite!"

Thema "Corona-Virus" im Lokalkompass:
> Finanzen: Lockdown wird zum Problem

Mathias Probst ruft "Hey Merkel, ich bin blank!" und unterstreicht das mit diesem Foto in Facebook. | Foto: Probst
Die Tätowiernadel surrt schon seit Monaten nicht mehr im Studio "Hautnah dabei" von Mathias Probst.^Foto: Probst | Foto: Probst
Autor:

Lokalkompass Lünen / Selm aus Lünen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.