MARLER BÜRGERSTIFTUNG ERKLÄRT STRASSENNAMEN
Otto Hue: "bestgehasster Mann an Rhein und Ruhr"

Als „bestgehassten Mann an Rhein und Ruhr“ betitelte man ihn wegen seines Einsatzes für die Bergmänner und gegen die Industriebarone. Seit vergangener Woche hängen neue Legenden- schilder, die an den Namensgeber der Otto-Hue-Straße erinnern. Aufgehängt hat sie die Marler Bürgerstiftung, gespendet wurden sie vom Marler Jörg Marx.

Die Otto-Hue-Straße verläuft mittel durch Hüls, an Jahnstadion und Ernst-Immel-Realschule vorbei direkt zu auf den alten Haupteingang zum Bergwerk Auguste Victoria 1/2. Diese Verbindung von Bergbau und Namensgeber besteht nicht nur örtlich, sondern auch ideell: Otto Hue war einer der bedeutendsten Bergarbeiterführer des Ruhrgebiets. Neue Schilder erinnern in Marl in seinem 100. Todesjahr an ihn.

Hue, 1868 in Dortmund geboren und gelernter Schlosser, betätigte sich früh gewerkschaftlich. His- toriker Matthias Pothmann zu Hues Wirkungskreis: „Obwohl er nie im Bergbau gearbeitet hat, wurde der Kampf für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kumpel zu seiner eigentlichen Beru- fung. Als Redakteur des Bergarbeiterverbands war Otto Hue um die Jahrhundertwende und danach „das“ Sprachrohr der tausenden Arbeiter unter Tage.“

Die von Otto Hue formulierten Ziele wie eine moderne Betriebsführung, Mitbestimmung der Mitar- beiter oder eine ausreichende materielle Ausstattung galten bis zum Ende des Ruhrbergbaus 2018 als immerwährender Antrieb gewerkschaftlicher Arbeit. „Dass seine Worte Gehör fanden, sieht man daran, welche politische Karriere Otto Hue gelang“, so Pothmann. Zunächst Reichstagsmitglied für Gelsenkirchen, bekämpfte er in Berlin das damalige Drei-Klassen-Wahlrecht. Später wurde er Mit- glied der Weimarer Nationalversammlung. Als ausgewiesener Bergbau- und Wirtschaftsexperte stieg Hue zum Reichskommissar für den rheinisch-westfälischen Kohlebergbau auf. Zur Zeit der nachkriegsbedingten Armut und Kohlennot war er eine Schlüsselfigur sowohl für das Ruhrgebiet als für die deutsche Wirtschaft insgesamt. Sogar als Wirtschaftsminister der Weimarer Republik wurde er gehandelt, doch Hue lehnte aus Gesundheitsgründen ab.

Der Marler Jörg Marx ermöglichte durch eine Spende die neuen Legendenschilder. Wie er berichtet, verbinden ihn mit dem Namensgeber Ziele und Ideale. „Dass Gewerkschaften parteipolitisch unab- hängig agieren und sich in erster Linie für die Interessen von uns Arbeitnehmern einsetzen sollen, war eine zentrale Forderung von Otto Hue – und dieser kann ich mich anschließen!“, so Jörg Marx. Hue habe eine besondere Ehrung für seine Verdiente um die Kumpel verdient, ist sich der Spender sicher, weshalb er gerne die Schilder finanziell ermöglicht. „Es müssen ja nicht immer große Geld- beträge sein, schon kleine Spenden machen hier was möglich“, findet Marx.

Pothmann: „Fast unbekannt ist, dass Otto Hue eine persönliche Beziehung zu Marl hatte. Denn er war mit dem Marler Gemeindevorsteher Guido Heiland, Vater von Rudolf Heiland, bekannt und teilte ähnliche sozialdemokratische Ziele. Heiland besuchte ihn 1921, um über die Kontakte des preußi- schen Abgeordneten Hue Geld für einen Schulneubau in Marl zu akquirieren.“

1922 starb Otto Hue schwerkrank. Zu seinem Begräbnis nach Essen kamen zigtausende Menschen. Sie zeugen ebenso von Hues enormen Ansehen in der Bergarbeiterbewegung wie die zahlreichen Straßenbenennungen im Revier. So auch in Marl, wo 1947 die Blücherstraße umbenannt wurde.

Autor:

Pasch Gregor aus Marl

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