BÜRGERSTIFTUNG ERKLÄRT STRASSENNAMEN
Straßenschild: Dieser Mann begründete die Hauptschule

Anwohner (Mitte) waren zur Schildenthüllung gekommen. | Foto: MBS
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  • Anwohner (Mitte) waren zur Schildenthüllung gekommen.
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Die Franz-Knauschner-Straße liegt im Schatten der Kirche St. Georg. Mit ihren rund 40 Metern Länge dürfte sie zwar eine der kürzesten Straßen der Stadt sein, doch ehrt sie einen bedeutenden Politiker Marls und NRWs.

Benannt wurde die Straße in Alt-Marl nach dem Lehrer und Politiker Franz Knauschner (1899 – 1968). Er wurde in Böhmen (heute Tschechien) geboren, besuchte das Gymnasium im Komotau und diente im Ersten Weltkrieg in der österreichisch-ungarischen Armee. Nach dem Krieg studierte er in Prag und wurde Volks- und Mittelschullehrer. Historiker Matthias Pothmann hat sich näher mit seiner Biografie befasst: „Knauschner war ein sehr engagierter und umtriebiger Lehrer. Ihm gelang zunächst eine Karriere als Schuldirektor, später wurde er Bezirksschulinspektor. Sein Wille zur Mit- gestaltung von Gesellschaft und Bildungssektor ließ ihn ins Politische wechseln, sodass er 1922 in die sozialdemokratische Partei von Tschechoslowakien eintrat. Unter den Nationalsozialisten wurde Knauschner verfolgt, aus Politik und Beruf wurde er vertrieben.“ Auch im Zweiten Weltkrieg wurde Franz Knauschner zum Dienst an der Waffe verpflichtet. Er kämpfte an der Ostfront und geriet schließlich in britische Kriegsgefangenschaft.

Pothmann weiter: „Über mehrere Zwischenstationen kam er 1948 nach Marl, wo er am 1. September sein Amt als Schulrat antrat. Knauschner, der selbst Sohn eines Lehrers war, muss seinen Beruf geliebt und gelebt haben. Er übernahm zugleich die Schulratsverwaltungen in Dorsten und Bottrop und war überdies in der Lehrerausbildung in Marl und Recklinghausen aktiv. Den Schul- und Bildungssektor prägte er maßgeblich, nicht zuletzt auch auf Landesebene.“ So war er in den 60er Jahren Mitglied des Landtags und Kulturausschusses. Dort arbeitete er an der Schulreform mit, mit der 1968 die Volksschule abgeschafft und in ein neues System aus Grund- und Hauptschule über- führt wurde. Noch mitten in der Umstrukturierung des Schulsystems starb Franz Knauschner am 9. März 1968 an einem Schlaganfall.

Zur Enthüllung waren fast alle Anwohner der Straße gekommen. Sie freuten sich über das neue Schild und begrüßten die Initiative der Bürgerstiftung. Anwohnerin Marianne Krüger: „Ich kannte den Namensgeber meiner Straße aus Schulzeiten. Als Schülerin habe ich ihn mal persönlich gesehen, er war ja hier in Marl Schulrat.“ Dass nun mit dem Schild erklärt werde, nach welch wichtigem Bildungspolitiker diese kleine Stichstraße benannt wurde, sei eine tolle Sache, so das Credo der Anwohner bei der Enthüllung.

Anwohner (Mitte) waren zur Schildenthüllung gekommen. | Foto: MBS
Franz Knauschner | Foto: Privat
Autor:

Pasch Gregor aus Marl

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