"Der Duft der großen weiten Welt" aus Xanten
Blauer Dunst vom Niederrhein

Tabak-Bauern am Niederrhein, aus "Niederrheinische Heimat"
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Der Tabakbau am Niederrhein

zusammengetragen von Hansfried Münchberg
Von wirtschaftlich großer Bedeutung für die Niederrhein-Landschaft zwischen Xanten und Kranenburg links des Stromes, sowie rechtsrheinisch von Bislich bis Elten, war in vergangener Zeit, etwa ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Tabak-Anbau. Erst etwa 1960 wurde der Tabakanbau in unserer Region aufgegeben.
Die Broschüre „Der Regierungsbezirk Düsseldorf“ von O. Ottsen erschienen im Verlag Aug. Steiger „Mörs“ aus dem Jahr 1925 schildert ausführlich diesen Wirtschaftszweig.

An den preußischen Niederrhein kam der Tabakbau von Holland aus. Dort wurden in der Umgebung der Stadt Amersfort um das Jahr 1615 ersten größeren Anbauversuche mit Tabak gemacht.
Auf einem leichten Boden, der in passender Weise bearbeitet und gedüngt ist, gibt es die besten Erträge. Am geeignetsten für den Anbau ist demnach ein guter Sandboden.

Der sonst für die Bodenfruchtbarkeit übliche Fruchtfolge-Wechsel unterbleibt, denn der Tabakbauer weiß ,,Die beste Vorfrucht für Tabak ist der Tabak." In Wissel bei Kalkar baut man auf demselben Boden schon länger als ein Jahrhundert Tabak mit bestem Erfolge an. Gegen den Wind müssen die Pflanzungen sorgfältig geschützt werden. Zu dem Zwecke umgibt man die Felder mit Bohnen-Hecken. Kommen größere Flächen in Betracht, werden auch Hecken durch das Land gezogen, so daß 300-400 qm immer eine Umzäunung haben.

Links des Rheins, rechts des Rheins

Am Niederrhein unterscheidet man drei Tabak-Arten, die für den Anbau von Bedeutung sind. Linksrheinisch ist der Wisseler Tabak in einer groben und in einer feinen Sorte vertreten. Eigenartig ist, daß die Wisseler Tabake auf dem rechten Rheinufer im allgemeinen nicht wachsen. Hier ist der Anbau des Emmericher Tabaks üblich, der sich gegen unfreundliche Witterung widerstandsfähiger erweist als der Wisseler.
Ab Mitte Juli begann man mit der Ernte, erst wurden die unteren Blätter, später die mittleren und ganz zum Schluss die oberen Blätter geerntet. Jeweils 50 Blätter werden zu einem Bündel zusammengefasst und an daumendicken Stäben, den sogenannten Tabak-Spillen zum Trocknen aufgehängt. Ab Mitte Oktober begann die Ablieferung, wobei zur Erfassung der Tabaksteuer die Anzahl der Blätter durch Beamte sorgfältig festgestellt wurde.

Guter Verdienst

Der Ertrag für die Tabakbauern ergab für einen Morgen im Anbau etwa 900 Kg. Um die Jahre 1896 – 1905 etwa wurden für 100 Kg. je nach Qualität etwa 66 bis 88 Mark erzielt. Ein Ergebnis das mit dem Anbau anderer landwirtschaftlicher Erzeugnisse nur schwer erreichbar war.
Da die Arbeit körperlich nicht besonders schwer war, konnten viele Arbeiten von Kindern und Greisen ausgeführt werden. Für den Transport der gebündelten Tabakblätter kamen auch nach dem Krieg noch Hunde-Karren zum Einsatz. Hunde zogen hier einen mit bis zu 75 Kilogramm beladenen Karren, für die eine spezielle Zulassung notwendig war.
Die hier am Niederrhein für den Tabakbau benutzte Fläche, in die sich etwa 700 Pflanzer teilen, hat gegenwärtig eine Größe von rund 60 000 Ruten 80-85 ha. Der niederrheinische Tabak wird in ganz Deutschland zur Herstellung eines jeden Erzeugnisses der Tabakindustrie benutzt, Zigaretten ausgenommen.
Für den Tabakbau am Niederrhein werden hier um die Jahrhundertwende Gebiete folgender Größe angegeben: Kreis Cleve 96 ha, Kreis Rees 24 ha und Kreis Mörs 11 h.
Die Tabakernte des Niederrheins im Jahr 1921 erbrachte 104589 kg

Quellen: O. Ottsen, "Der Regierungsbezirk Düsseldorf" Verlag Aug.Steiger Mörs 1912
Dr. W. Rückriem "Niederrheinische heimat" Verlag Der Pflug, Angermund

Tabak-Bauern am Niederrhein, aus "Niederrheinische Heimat"
Autor:

Hansfried Münchberg aus Moers

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