Neue Rheinfähre ist in Betrieb – Spektakulärer Empfang für das „Piwipper Böötchen“

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Nach 35 Jahren gibt es jetzt wieder eine direkte Fährverbindung zwischen Monheim und Dormagen. Mit der Taufe des „Piwipper Böötchens“ fiel am Samstagnachmittag der Startschuss. Im September wird die kleine Personenfähre zunächst im Testbetrieb zwischen den beiden Rheinseiten pendeln.

Böllerschüsse hallen über den Rhein. In der Strommitte spritzt das Feuerwehrschiff hohe Wasserfontänen. Boote der DLRG sowie verschiedene Sportboote der Rudervereine aus Monheim, Dormagen und Benrath sowie des Monheimer Kanuclubs liegen in der Kribbe. Am Ufer stehen die Menschen zu Tausenden, dicht gedrängt über eine Strecke von über 500 Metern entlang der Deichmauer und am Ufer, um das „Piwipper Böötchen“ gebührend zu empfangen.

Die Kapitäne Wolfgang Hoffmann und Bernd Voigt steuern die kleine, in den Farben Weiß, Blau und Orange gehaltene Personenfähre rheinabwärts. Nach einem kurzen Stopp an Piwipp, um dort die Dormagener Delegation abzuholen, setzen die beiden die Fahrt fort und legen am Kribbenkopf kurz vor Stromkilometer 714 gleich neben dem Aalschocker an.
Nach 35 Jahren - der Fährverkehr zwischen Monheim und der damaligen Orderstation Piwipp wurde 1977 eingestellt - gibt es nun wieder eine Verbindung zwischen den beiden Städten. Zweieinhalb Jahre hat der 2010 gegründete rheinübergreifende „Verein Piwipper Böötchen“ gebraucht, um diese wiederzubeleben.

„Das ‚Piwipper Böötchen‘ soll einen Beitrag zur historischen Tradition und zum heimatlichen Brauchtum leisten, indem es die beiden am Rhein gegenüberliegenden Städte und ihre Menschen einander näher bringt“, sagte Vorsitzender Heiner Müller-Krumbhaar in seiner Begrüßungsansprache. 200 000 Euro hat der Verein bisher investiert, über 180 Firmen und Einzelpersonen haben das Projekt mit ihrer Spende unterstützt.

Das Schwierigste waren allerdings die Genehmigungen, die bei 25 verschiedenen Behörden eingeholt werden mussten, wie Müller-Krumbhaar im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger sagte. Eine gab es sogar noch frisch am Samstagmorgen per Fax von der Schiffsuntersuchungskommission in Mainz. Damit sind nun auch ausgedehnte Längsfahrten möglich.

In seiner Begrüßungsrede erinnerte der 68-Jährige auch noch einmal an die Geschichte des Schiffes, dass 1969 als Fähre „Ruhrstahl“ in der Luxwerft in Mondorf gebaut wurde. Es brachte damals Pendler über die Ruhr zur Henrichshütte. Schließlich gelangte es an den Rhein, nach Brohl, wo es der Verein von Binnenschiffer Jürgen Maier erworben hat. Unzählige Arbeitsstunden waren nötig, um das Böötchen wieder flott zu machen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Das aus rostiger Hülle auferstandene Boot hat alle technischen Prüfungen auf Anhieb bestanden“, freute sich Müller-Krumbhaar.
Grund zur Freude hatte auch Bürgermeister Daniel Zimmermann: „Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen.“ Man müsse nun nicht länger den Blick in die Ferne schweifen lassen, sondern könne nun aufbrechen zum anderen Ufer. Zimmermann: „Ich freue mich über die Brücke, die das ‚Piwipper Böötchen‘ zwischen den beiden Städten schlägt.“ Sein Dormagener Amtskollege Peter-Olaf Hoffmann sprach von einem denkwürdigen Tag: „ Nach über 35 Jahren gibt es endlich wieder eine direkte Verbindung über den Rhein. Die ‚Schälsick‘ ist noch nie so nah gewesen.“ Er begrüßte die Möglichkeit einer völlig neuen Zusammenarbeit, von der beide Städte profitieren können. Als Geschenk der Stadt Dormagen überreichte er an Heiner Müller-Krumbhaar das große Rheinische Lotsenpatent, für „das Umschiffen aller behördlichen Klippen.“
Karl Gormanns vom Landschaftsverband Rheinland hob die Bedeutung der Verbindung für das Rad- und Wanderwegenetz hervor. Landrat Thomas Hendele sieht sie als einen wichtigen Schritt für die touristische Entwicklung im Kreis Mettmann an.

Taufpate Patrick Schwarz-Schütte kam in Vertretung seines Vaters, dem Schirmherrn Rolf Schwarz-Schütte, der zurzeit in den USA ist. „Es ist ein wichtiges Projekt für Monheim, da es die Stadt zum Rhein hin öffnet.“ Das Bötchen solle das „Trennende schmälern und das Verbindende fördern.“
Nach so vielen Wünschen und Erwartungen legten Vertreter von Brauchtum und Kirche den Grundstein für ein gutes Gelingen des Projektes. Vor der Taufe befestigte Alexander Mohr, der als Prinz der Session 2010/11 unter dem Motto: „Janz Monnem jubiliert vor Jlöck, mer krieje us Piwipp zurück“ regierte, seinen Karnevalsorden mit einem starken Magneten am Schiff.
Den Segen spendeten Pfarrer Falk Breuer als Vertreter der evangelischen Kirche und Kaplan Florian Ganslmeier von der katholischen Kirchengemeinde. Falk Breuer wünschte, dass das ökumenisch gesegnete Bötchen auch ein Ökonomisches werde und rief die Bewohner auf beide Seiten auf, es reichlich zu nutzen. Mit einer Magnumflasche Sekt taufte schließlich Patrick Schwarz-Schütte das Bötchen auf den Namen „Piwipp“ und wünschte ihm alle Zeit gute Fahrt in Gottes Namen.

Im September wird das Piwipper Böötchen samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr im Testbetrieb über den Rhein pendeln. Es können bis zu zehn Personen mitfahren. Die Überfahrt ist kostenlos, Spenden sind erbeten. Die Querung dauert rund vier Minuten - abhängig vom Schiffsverkehr. Ab Frühjahr 2013 beginnt der Fährbetrieb.

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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