"NIE WIEDER" Chinmayo Ausstellung

Zum Tod des Künstlers CHINMAYO - Hommage des MMKM Museum Moderne Kunst Mülheim

Während seiner aktuellen Ausstellung "DAS JETZT VERGEHT NIE" in der Mülheimer Ruhrgalerie ist der Duisburger Künstler SWAMI ALOK CHINMAYO am Wochenende nach kurzer schwerer Krankheit verstorben.

Seine Werke bleiben. Die Ausstellung ist nach Vereinbarung noch bis 28. März 2021 in der Ruhrstraße 3 / Ecke Delle in der Villa Schmitz-Scholl am Innenstadtpark "Ruhranlage" zu sehen. Eintritt und Parken frei.

Sein letztes Gedicht hatte Chinmayo in der Ausstellung auf dem Rücken einer Skulptur verewigt:

NIE WIEDER

Du steigst nie wieder in diesen Tag
nie wieder in diese Sekunde
in diesen Moment.

Sei dir dessen bewusst
dann ist jeder Tag ein Geschenk
sogar der Schmerz
ist ein Geschenk -
aus ihm wächst die Freude
wie aus der Nacht der Tag entsteht

Zwischen Freud und Leid
sind wir
auf unbekanntem Weg
Nur in der Gegenwart
wenn du tief hineingehst
erfährst du
hin und wieder
unerwartet
das Licht ewigen Seins
zu dem du gehörst
auch wenn du tausendmal
in die Irre gehst.

Sei wie der Seiltänzer
sehr bewusst und doch entspannt
hingegeben
dem Zauber des Augenblicks
jenseits der Zeit.

CHINMAYO, 2021 

Über CHINMAYO

Chinmayo (* 16. Juni 1936 als Hermann Joseph (James) Schmitz in Duisburg; † 12. März 2021 in Duisburg) war ein deutscher Maler, Objektkünstler und Schriftsteller.

Chinmayo war seit 1966 Künstler in verschiedenen kulturellen Bereichen, vor allem der Bildenden Kunst. Nach einem Atelierbesuch von Wilhelm Wiacker wurde er 1968 Mitglied der Duisburger Sezession, der er ca. 10 Jahre angehörte. Er war Mitbegründer der Interessengemeinschaft Duisburger Künstler (IG) sowie Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, der Europäischen Autorenvereinigung Die Kogge und des Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten.

Chinmayo war über 30 Jahre Mitglied im Duisburger Künstlerbund bis zum Schluss ein sehr aktives Mitglied und zeitweilig auch Vorsitzender. Im Duisburger Künstlerbund sind auch die in der Stadt Mülheim engagierten Kunstschaffenden Barbara Deblitz, Klaus Florian, Vera Herzogenrath, Joachim Poths, Ralf Raßloff, Walter Schernstein und Alexander Voß als aktive Mitglieder tätig. 

Seit 1980 legte er als Sannyasin seinen bürgerlichen Namen Hermann Joseph (James) Schmitz ab und gründete in Duisburg die ASANGA-Edition und Galerie am Meidericher Stadtpark. Swami Alok Chinmayo, so der volle Name des Künstlers, hat zahlreiche Publikationen verfasst, darunter „Für die Gegenwart bestimmt. Gedichte“ und „Maske und Feuer – Eine Textauswahl“.

1982, 1986 und 1989 nahm er am Künstleraustausch zwischen der damaligen UdSSR und Duisburg teil und erhielt den Duisburger Kunstpreis der Siemens Nixdorf AG. Er war Begründer des Langzeitprojektes „A59 VON UNTEN Natur-Skulptur“ Stadtpark Duisburg-Meiderich und ist mit zahlreichen Kunstwerken im öffentlichen Raum vertreten.
Im September 2020 erhielt Chinmayo als Auszeichnung für seine Verdienste um Kunst und Kultur die Mercator-Ehrennadel der Stadt Duisburg.

Noch bis 28. März 2021 ist seine aktuelle Werkschau  in der Stadt Mülheim an der Ruhr zu sehen.

Folgenden Text hat Chinmayo (signiert August 2018) auf dem o.g. Kunstwerk hinterlassen:

"Von der Lust
Dann trat ein Einsiedler vor, der die Stadt einmal im Jahr besucht,
und sagte: Sprich uns von der Lust.
Und er sprach:

Die Lust ist ein Lied der Freiheit, aber sie ist nicht die Freiheit.
Sie ist das Aufblühen eurer Begierden, aber nicht ihre Frucht.

Sie ist Tiefe, die nach Höhe ruft,
doch ist sie weder das Gedankenschwere noch der Höhepunkt.
Sie ist das im Käfig Eingesperrte, das sich aufschwingt;
jedoch ist sie nicht raumgreifend.

Ja, wahrhaftig, die Lust ist ein Lied der Freiheit.
Also singt es aus vollem Herzen, doch nicht so,
dass ihr eurer Herz beim Singen verliert.

Ein Teil eurer Jugend sucht die Lust, als sei Lust alles;
sie werden deshalb getadelt und verurteilt.

Ich würde sie weder tadeln noch verurteilen. Ich würde sie suchen lassen.
Denn sie werden die Lust finden, aber nicht nur sie allein.
Sieben Schwestern hat sie, und die geringste unter ihnen ist schöner als die Lust.

Habt ihr nicht von dem Mann gehört,
der in der Erde nach Wurzeln grub und einen Schatz fand?

Und einige Ältere unter euch erinnern sich Ihrer Vergnügungen mit Reue,
als wären es Untaten, in Trunkenheit begangen.
Aber Reue ist eher die Verdunklung des Geistes denn seine Läuterung.
Sie sollten sich mit Dankbarkeit ihrer Freuden erinnern, wie der Ernte eines Sommers.

Doch wenn sie Trost in der Reue finden, soll sie dies trösten.

Und es sind welche unter euch, die weder jung genug sind,
um zu suchen, noch alt genug, um sich zu erinnern.
In ihrer Angst vor dem Suchen und Erinnern meiden sie alle Freuden,
damit sie den Geist nicht vernachlässigen oder sich daran versündigen.

Doch selbst in ihrem Verzicht finden sie Vergnügen.
Und so finden auch sie einen Schatz,
obgleich sie mit zitternder Hand nach Wurzeln graben.

Aber sagt mir, wer ist es, der gegen den Geist sündigen kann?
Beabsichtigt die Nachtigall, gegen die Stille der Nacht
oder der Glühwurm gegen die Sterne zu sündigen?
Beabsichtigten eure Flammen oder euer Rauch, dem Wind etwas aufbürden?

Meint ihr, der Geist sei ein stilles Wasser, das ihr mit einem Stab aufwirbeln könnt?

Oftmals, wenn ihr euch der Lust versagt, verlagert ihr euer Verlangen in die Winkel eures Seins.
Wer weiß, ob das, was man sich heute wohl versagt, auf morgen wartet?

Euer Körper kennt sein Erbe und seine berechtigten Bedürfnisse
und möchte darum nicht betrogen werden.

Er ist die Harfe eurer Seele,
und es liegt an euch, ihr liebliche Musik oder wirre Töne zu entlocken.

Und nun fragt ihr in eurem Herzen:
"Wie sollen wir das Gute an der Lust von dem unterscheiden, was nicht gut ist?“

Geht auf eure Felder und in eure Gärten,
und ihr werdet sehen, dass es der Biene eine Lust ist, Nektar aus der Blüte zu sammeln,
aber auch der Blüte eine Lust, ihren Nektar der Biene zu geben.

Denn der Biene ist die Blüte ein Quell des Lebens,
und der Blüte ist die Biene eine Botin der Liebe.

Und beiden, Biene und Blüte, ist es zugleich Bedürfnis und Verzückung,
Lust zu geben und zu nehmen.

Ihr Menschen von Orphalese, empfindet eure Lust wie Blüte und Biene!

Aus dem Englischen von © Bertram Kottmann:

Pleasure

Then a hermit, who visited the city once a year,
came forth and said, Speak to us of Pleasure.
And he answered, saying:

Pleasure is a freedom-song, but it is not freedom.
It is the blossoming of your desires, but it is not their fruit.

It is a depth calling unto a height, but it is not the deep nor the high.
It is the caged taking wing,
but it is not space encompassed.

Ay, in very truth, pleasure is a freedom-song.
And I fain would have you sing it with fullness of heart;
yet I would not have you lose your hearts in the singing.

Some of your youth seek pleasure as if it were all,
and they are judged and rebuked.

I would not judge nor rebuke them. I would have them seek.
For they shall find pleasure, but not her alone;
Seven are her sisters, and the least of them is more beautiful than pleasure.

Have you not heard of the man
who was digging in the earth for roots and found a treasure?

And some of your elders remember pleasures with regret
like wrongs committed in drunkenness.
But regret is the beclouding of the mind and not its chastisement.
They should remember their pleasures with gratitude, as they would the harvest of a summer.

Yet if it comforts them to regret, let them be comforted.

And there are among you those who are neither young to seek
nor old to remember;
And in their fear of seeking and remembering they shun all pleasures,
lest they neglect the spirit or offend against it.

But even in their foregoing is their pleasure.
And thus they too find a treasure
though they dig for roots with quivering hands.

But tell me, who is he that can offend the spirit?
Shall the nightingale offend the stillness of the night, or the firefly the stars?
And shall your flame or your smoke burden the wind?

Think you the spirit is a still pool which you can trouble with a staff?

Oftentimes in denying yourself pleasure you do but store the desire in the recesses of your being.
Who knows but that which seems omitted today, waits for tomorrow?

Even your body knows its heritage and its rightful need
and will not be deceived.

And your body is the harp of your soul,
And it is yours to bring forth sweet music from it or confused sounds.

And now you ask in your heart,
‘How shall we distinguish that which is good in pleasure from that which is not good?’

Go to your fields and your gardens,
and you shall learn that it is the pleasure of the bee to gather honey of the flower,
but it is also the pleasure of the flower to yield its honey to the bee.

For to the bee a flower is a fountain of life,
And to the flower a bee is a messenger of love.

And to both, bee and flower, the giving and the receiving of pleasure
is a need and an ecstasy.

People of Orphalese, be in your pleasures like the flowers and the bees.

Khalil Gibran
Aus der Sammlung Der Prophet"

Über das private 1.200 Quadratmetern Ausstellungbereichen in der Ruhrtalstadt Mülheim

Das MMKM verfügt über einige herausragende Werke des Schriftstellers und Bildenden Künstlers CHINMAYO - insbesondere sein Triptychon "Anschlag von Möllm".

Von Kunstliebhabern im Jahr 2010 ins Leben gerufen und seit 2012 im Aufbau erfreut sich das neue Mülheimer Kunstmuseum immer größerer Beliebtheit. Kein Mainstream-Museum sondern ein mystischer Ort in der historischen Villa Artis, die ein Gesamtkunstwerk ist.
ÖPNV:        "Stadtmitte"
NAVI:          "Delle 54"
EINGANG: "Ruhrstraße 3 / Ecke Delle"
WLAN:       "villaartis"
TERMINE:  "Hier Wunschtermin buchen"

Über den aktiven Mülheimer Kunstverein KKRR

Der junge Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr - kurz KKRR hat seine Geschäftsstelle in der Ruhrtalstadt Mülheim "Delle 54"  im "Haus des Mülheimer Kunstvereins".
Link zur Webseite hier:

Alle Kunstevents in Mülheim finden mit der "KultAppMH.de"

Über die OSHO - Bewegung

Die Osho-Bewegung, auch bekannt als die Rajneesh-Bewegung, ist eine spirituelle Bewegung, die auf den Lehren des indischen spirituellen Lehrers Bhagwan Shree Rajneesh basiert, der später als Osho bekannt wurde. Das Symbol der Osho-Bewegung, das einen gelben Kreis auf blauem Hintergrund zeigt, hat symbolische Bedeutungen, die mit den philosophischen Prinzipien der Bewegung in Verbindung stehen. Hier sind einige mögliche Interpretationen:

Einheit von Körper, Geist und Seele: Das Symbol soll die Einheit von Körper, Geist und Seele repräsentieren. Der gelbe Kreis steht für das innere Selbst, die Sonne oder das spirituelle Bewusstsein, während der blaue Hintergrund den äußeren Raum, das Universum oder die kosmische Dimension symbolisiert. Die Verbindung zwischen diesen Elementen betont die Ganzheit des individuellen Wesens.

Harmonie mit dem Universum: Die Kombination von Sonne und Himmel kann auf die Vorstellung hinweisen, dass das individuelle Selbst in Harmonie mit dem größeren Universum existiert. Dies spiegelt möglicherweise Oshos Lehren über die Verbundenheit aller Dinge und die Notwendigkeit wider, die Dualität von Körper und Geist zu überwinden.

Symbol für Meditation und Bewusstsein: Die klaren und einfachen Formen des Symbols könnten auf die Idee der Meditation und Achtsamkeit hinweisen, die in den Lehren von Osho eine zentrale Rolle spielen. Die Konzentration auf das Symbol könnte als Mittel zur Erweiterung des Bewusstseins dienen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Symbole in spirituellen Bewegungen oft mehrdeutig interpretiert werden können, und verschiedene Anhänger können unterschiedliche Bedeutungen oder Perspektiven darauf haben. Das Symbol dient als visuelle Repräsentation der Kernideen und Werte der Osho-Bewegung für diejenigen, die sich mit dieser spirituellen Tradition identifizieren.

Swami Alok Chinmayo (1936-2021) eigentlich Hermann Joseph (James) Schmitz schloss sich 1980 aktiv der OSHO-Bewegung an.

Der Kult der Sannyasin war eine Bewegung, die in den 1970er und 1980er Jahren entstand. Osho lehrte eine Synthese aus spirituellen Praktiken, westlicher Psychotherapie und Meditation. Seine Anhänger trugen oft dunkelrote Gewänder und betonten die Bedeutung von Meditation, Freiheit und bewusstem Leben.

Die Darstellung des gelben Farbkreise - wie ein Gong -  könnte metaphorisch für die Idee stehen, dass die Gemeinschaft der Sannyasins wie ein harmonischer Kreis ist, ähnlich dem Klang eines Gongs. Der Gong wird oft in verschiedenen Kulturen als Symbol für spirituelle Erwachung und Bewusstsein verwendet.
Es ist wichtig zu beachten, dass der Kult der Sannyasin auch kontroverse Aspekte hatte, insbesondere in Bezug auf die Führung von Osho und bestimmte Ereignisse, wie den bioterroristischen Angriff in den 1980er Jahren in Oregon. Osho selbst war eine umstrittene Figur, und seine Bewegung hat verschiedene Phasen - u.a. als SEX-Guru bezeichnet -  durchlaufen.