Stadt Mülheim sagt auch Veranstaltungen mit weniger als 1000 Besuchern ab
Ärzte warnen vor Zuspitzung der Ansteckungszahlen

Foto: pixabay/Nina Sikora

Offiziell hat die Stadt Mülheim heute eine Allgemeinverfügung erlassen, mit der alle öffentlichen und privaten Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern verboten werden. Darüber hinaus wurde bei einem Treffen des Krisenstabes mit Vertretern des Ordnungsamtes, des Gesundheitsamtes, der Kassenärztlichen Vereinigung und den beiden Mülheimer Krankenhäusern beschlossen, auch Veranstaltungen mit weniger Besuchern abzusagen.

Darunter fallen sowohl private als auch städtische Veranstaltungen. Alle Veranstaltungen, die bis Ende nächster Woche stattfinden sollten, sind bewertet worden. Davon sollen einige, auch kleinere, abgesagt werden. Alle betroffenen Veranstalter werden nun kurzfristig benachrichtigt. Informationen, welche Termine abgesagt werden, folgen.

"Die Entscheidung wurde getroffen unter Abwägung der Kriterien, die das RKI aufgestellt hat und unter der dringenden Empfehlung der Ärzteschaft, eine Ansteckungsspitze  jetzt zu vermeiden. Denn wenn die Zahlen jetzt rasant steigen würden, kollabieren die Kliniken", erklärt Stadtpressesprecher Volker Wiebels. Die Ärzte haben noch einmal betont, wie wichtig es sei, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Dabei sei es egal, ob es eine Veranstaltung mit 200 oder 1000 sind. "Wir werden jetzt viele Freizeitveranstaltungen, die nicht für das öffentliche Leben notwendig sind, absagen", so Wiebels. Veranstaltungen wie Ratssitzungen, die nötig sind, um das öffentliche Leben aufrecht zu erhalten,  werden stattfinden.

Aus den Fehlern von Italien lernen

Dr. Thomas Nordmann, Chefarzt im Marienhospital, erklärt die Dringlichkeit aus Sicht der Mülheimer Ärzte. "In den Krankenhäusern in Mülheim ist die Situation tagesaktuell entspannt. Wir sind gut vorbereitet und haben eine gute Unterstützung durch die Hilfsorganisationen und die  Ärzte. Wir haben noch die Ruhe, um uns vorzubereiten. Aber Covid-19 kann nicht medikamentös behandelt werden, und gerade die älteren Menschen laufen Gefahr, nicht nur eine milde Atemwegserkrankung zu bekommen, sondern  eine schwere virale Lungenentzündung. Sie werden dann eine starke intensive Behandlung benötigen und eine Beatmungstherapie." Damit könne man umgehen, wenn nicht zu viele Menschen auf einmal erkranken. Was dann passiert, zeigt die Entwicklung in Italien.  Dort habe man wenig getestet, wenige Veranstaltungen abgesagt, so dass sich das Virus in hoher Geschwindigkeit in den Städten verbreitet hat. Trotz guter Kliniken ist das Gesundheitssystem dort nun überfordert, weil zu viele Menschen auf einmal erkrankten.  "Wir können aus diesen Fehlern lernen und schon jetzt, in einer frühen Phase, versuchen, die Ansteckungskette zu verlangsamen", betont Dr. Nordmann. Damit gewinne man wichtige Zeit in den Krankenhäusern, um die Notfälle zu strecken.

Auch im Marienhospital mit 18 Intensivbetten mit Intermediate Care überlege man gerade, wie man noch weitere Möglichkeiten für Beatmungsplätze schaffen kann. "Was jetzt an Veranstaltungen eingespart wird, wird hinter belohnt durch geringere Ansteckungsgeschwindigkeit."

Ansonsten gilt der Erlass, der ab heute gültig ist. Zu den Veranstaltungen mit über 1000 Besuchern, die verboten werden, zählen Kultur-, Sport- und sonstige Freizeitveranstaltungen, Messen und Kongresse, Tanzveranstaltungen aller Art sowie familiäre und religiöse Veranstaltungen. Nicht als Veranstaltungen zählen insbesondere der laufende Betrieb von Bildungseinrichtungen (Unterricht, Seminare, Vorlesungen) und der Betrieb von Arbeitsstätten. Veranstaltungen ohne Zuschauer oder Publikum unterliegen nicht diesem Verbot, wenn nicht mehr als 1.000 Personen teilnehmen.

Update:
Die neuesten Entwicklungen (Stand Freitag, 13.3., 17 Uhr sowie weitere Links zu Artikeln rund um die Auswirkungen in Mülheim gibt es hier.

* Mülheim legt das öffentliche Leben lahm

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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