„Ich nehme an Ihrem Schmerz aufrichtig Anteil.“
Gedanken zum heutigen Volkstrauertag in Mülheim an der Ruhr

Beispiel einer Todesnachricht | Foto: Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein KKRR
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"Volkstrauertag 19. November 2023: Eine Erinnerung an die schmerzliche Todesnachricht in der Nachkriegszeit"

Am Volkstrauertag gedenken wir den Opfern von Krieg und Gewalt, und es ist eine Zeit der Stille, des Innehaltens und der gemeinsamen Trauer. In diesem Jahr lenken wir unseren Blick auf eine besondere Facette des Gedenkens: die schriftliche Todesnachricht, die in den Nachkriegsjahren nach dem Zweiten Weltkrieg oft Gewissheit brachte, was Familien lange befürchten mussten.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war geprägt von Aufruhr, Wiederaufbau und vor allem von unzähligen persönlichen Tragödien. Familien waren zerrissen, und diejenigen, die in den Wirren des Krieges vermisst wurden, hinterließen eine schmerzliche Leere. Die schriftliche Todesnachricht,  eine einfache Postkarte, die die traurige Gewissheit über das Schicksal eines geliebten Menschen brachte, wurde zu einem Symbol der Trauer und des Verlustes.

„Ich nehme an Ihrem Schmerz aufrichtig Anteil.“

Beispiel einer Todesnachricht | Foto: Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein KKRR
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In vielen Familien dauerte es Monate, manchmal sogar Jahre, bis die Gewissheit über das Schicksal der Angehörigen eintraf. Die Unsicherheit und die quälende Hoffnung waren eine enorme Belastung für die Hinterbliebenen. Der Volkstrauertag erinnert uns daran, dass der Schmerz, den diese Menschen ertragen mussten, nicht in Vergessenheit geraten sollte.
Die schriftliche Todesnachricht war mehr als nur ein formaler Brief oder wie hier in unserem Beispiel eine handgetippte Postkarte. Sie war ein Dokument, das das Ende der Ungewissheit markierte und gleichzeitig eine tiefe Trauer auslöste. In vielen Fällen mussten Familien nicht nur den Verlust verkraften, sondern auch mit den Spuren des Krieges in ihren eigenen Leben umgehen. Zerstörte Städte, wirtschaftliche Nöte und das Fehlen ganzer Generationen prägten die Nachkriegszeit.
Der Volkstrauertag mahnt uns, die Geschichten dieser Familien zu hören und ihre Erfahrungen in unserer Erinnerung zu bewahren. Es ist eine Zeit, um über die Werte des Friedens und der Menschlichkeit nachzudenken, die inmitten von Kriegen oft verloren gehen. Die schmerzliche Erinnerung an die unzähligen Todesnachrichten sollte uns dazu anspornen, uns für eine Welt einzusetzen, in der Konflikte auf friedliche Weise gelöst werden und in der das Leid von unschuldigen Menschen vermieden wird.

Wenn wir am Volkstrauertag der Opfer von Kriegen gedenken, lassen Sie uns auch an diejenigen denken, die auf die Nachricht gewartet haben, in der die schmerzliche Gewissheit endlich ausgesprochen wurde. Möge ihre Geschichte uns daran erinnern, wie wichtig es ist, für Frieden und Verständigung einzutreten, damit solche Leiden in der Zukunft vermieden werden können.

Engagierte Mülheimerinnen und Mülheimer

In der Nachkriegszeit haben sich zahlreiche Bürger für Opfer von Kriegsfolgen engagiert, u.a. der in Mülheim geborene Glasfabrikant Carl Nedelmann (1867-1947).
Nachdem sich Nedelmann bereits seit 1904 als Gemeinderat in Styrum engagiert hatte, wählte man ihn nach der Eingemeindung Styrums in die Stadtverordnetensammlung der Stadt Mülheim. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs arbeitete er unentgeltlich in verschiedenen Bereichen der Kriegsversorgung. Zu seinem Verantwortungsbereich zählten die Kriegsküche, die Nähstube, die Goldankaufstelle sowie ab 1916 die Bezugscheinstelle mit angegliederter Altkleiderstelle. In Anerkennung dieses Engagements wurde Carl Nedelmann 1917 zum unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Mülheim ernannt. Dieses Ehrenamt sollte er bis 1930 innehaben.

Engagement für Kriegsopfer

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg kümmerte sich Nedelmann insbesondere um die Kleinrentnerfürsorge. Die sogenannten Kleinrentner litten stark unter der Inflation und konnten nur noch mit Mühe ihren Lebensunterhalt bestreiten. Durch den Bau des "Klönne-Stifts" in der Straße der Millionäre, Friedrichstraße 74, eines Heims für bedürftige Rentner, erwarb er sich große Verdienste.
Als gebürtiger Mülheimer beherrschte Carl Nedelmann seit seiner Kindheit die Sprache seiner Heimatstadt, das Mölmsch Platt. In diesem Dialekt verständigte er sich mit den Arbeitern seiner Glashütte oder den Schiffern, die bei ihm angestellt waren. Nedelmann wurde im Laufe der Jahre neben weiteren Vorstandsämtern in Mülheimer Vereinen auch Baas (Vorsitzender) der " Bürgergesellschaft Mausefalle ", Kommandeur des "Grubbel-Grabbel" und Leiter des "Mölmschen Kringks". Wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag verstarb Carl Nedelmann, der wie er sagte nicht aus Überzeugung später kurzzeitig Mitglied der Mülheimer NSDAP war, am 3. Februar 1947 vor seiner Villa beim Überqueren der B1.

In der Ruhrtalstadt Mülheim haben sich seither zahlreiche Bürger ehrenamtlich in der Kriegsgräberfürsorge beteiligt. Aktuell ist Bürgermeister Markus Püll Vorsitzender und Kreisgeschäftsführer des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Link: https://duesseldorf.volksbund.de/ueber-uns/kreisverbaende

Im Mülheimer Stadtarchiv lagern tausende Dokumente aus dieser bewegten Zeit (siehe Bestandsverzeichnis).

Link: https://kultur.muelheim-ruhr.de/sites/default/files/2023-02/StAMH_Bestand%201200.pdf

Autor:

Alexander Ivo Franz aus Mülheim an der Ruhr

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