Abzocke nimmt zu

Die Verbraucherzentrale nimmt eine immer wichtigere Stelle bei den Bürgern ein. Allein im abgelaufenen Jahr 2010 suchten knapp 20.000 Mülheimer die Geschäftsstelle an der Leineweberstraße auf.
Wer telefonisch sein Glück probiert, kommt oft nicht durch. „Wir müssen mit 1,75 Stellen alle Anfragen bewältigen“, bittet Leiterin Christiane Lersch um Verständnis. Und so wie sich die technische Welt verändert, so verändern sich auch die Probleme der Bürger.
2010 war es vor allem die Abzocke im Internet, die vielen Ratsuchenden zu schaffen machte. Angeblich kostenlose Angebote auf Internetseiten entpuppen sich als gebührenpflichtig, da Preisangaben oft versteckt oder nicht erkennbar sind. Abgemahnt wird dann schriftlich, oft durch Inkassounternehmen. „Eine große Stresssituation für die Betroffenen, auch wenn sie wissen, dass es sich um Abzocke handelt“, weiß Lersch. Das sei ein unglaublich lukratives Geschäft. Pro Woche gingen 160.000 Anschreiben bundesweit raus, jeder Zehnte bezahlt. Das sollte man aber nicht tun. Man kann die Mahnungen ignorieren, meist bleibt das folgenlos. Oder man widerspricht schriftlich innerhalb von 14 Tagen und verhindert damit auch einen möglichen Schufa-Eintrag. Wenn aber statt Mahnungen ein Mahnbescheid vom Gericht kommt, muss man reagieren. Hier hilft die Verbraucherzentrale weiter.
Ein anderes stark nachgefragtes Thema ist die Werbung am Telefon. Hier bekommt man Gewinnspiele „angedreht“, auch wenn man eigentlich keine haben will, manchmal reicht schon, persönliche Daten herauszugeben. Oft werden Adressen weitergegeben. Wenn man am Telefon einem Gewinnspiel zugestimmt hat, werden dann mehrere abgebucht. Eine schriftliche Bestätigung gibt es in der Regel nicht, die Abbuchungen erfolgen oft über die Telefonrechnung. Daher rät Beraterin Karin Bordin, nicht nur Kontostände, sondern auch Telefonrechnungen regelmäßig zu prüfen. „Auch wenn die Anrufe an sich nicht erlaubt sind, sind die Verträge, die dadurch entstehen bindend“, erklärt Bordin die Tücke des Geschäfts.
Eine weitere Kostenfalle droht bei den Smartphones. So beantragen viele Besitzer eine Flatrate, deren Einrichtung aber manchmal Tage dauert. Bis dahin wird das Internet fleißig genutzt, und schon sitzt man auf hohen Kosten. Manche Handys wählen sich auch automatisch ins Internet ein, um nach Up-Dates zu suchen, ohne dass der Besitzer es merkt. Die Verbraucherzentrale rät, auf jeden Fall Internetflats zu buchen, ansonsten muss das Handy so eingerichtet werden, dass kein Internetzugang möglich ist.
Ausgeweitet wird bei der Verbraucherzentrale die Beratung zu Rundfunkgebühren, vor allem für Empfänger von Sozialleistungen, die sich befreien lassen können. Auch hier gibt es viele Stolperfallen. Ein neues Thema ist das Pfändungsschutzkonto. Wer ein Pfändung erwartet (oder schon eine hat), kann sein Girokonto bei der Bank in ein Pfändungsschutzkonto umwandeln lassen. Damit ist das Existenzminimum geschützt. Der bisherige Weg, den Existenzfreibetrag durch einen Antrag beim Amtsgericht zu schützen, fällt Ende des Jahres weg. „Wer dann kein Pfändungsschutzkonto hat, dessen Geld ist dann womöglich weg - auch die kompletten Sozialleistungen“, warnt Christiane Lersch.
Auch präventiv ist die Verbraucherzentrale tätig. So geht Beraterin Christine Bruns regelmäßig in Schulen und informiert über Themen wie Umgang mit Geld. Neu sind 90-minütige Unterrichtseinheiten, in denen Schüler wissenswertes über die Sicherheit bei sozialen Netzwerken wie SchülerVZ lernen.
Zusätzlich zu den allgemeinen Beratungen, die kostenlos sind, bietet die Verbraucherzentrale kostenpflichtige Spezialberatungen von Fachleuten an zu Themen wie Energie, Mietrecht, Versicherungen, Recht und weiteres. Infos gibt es unter Tel. 32025 montags und donnerstags von 9 bis 14 und 15 bis 18 Uhr, dienstags und freitags von 9 bis 14 Uhr.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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