Alzheimer: Ein Tabuthema sucht die Öffentlichkeit

Altenpflegerin Carmen Berrischen aus dem Wohnstift Raadt. (Foto: Emons)
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Alzheimer. Das Thema macht Angst. Doch nur redenden Menschen kann geholfen werden. Deshalb machte die örtliche Alzheimer-Gesellschaft aus dem Welt-Alzheimer-Tag (21. September) jetzt eine ganze Woche, um mit dem Tabu-Thema an die Öffentlichkeit zu gehen, um Betroffenen Anlaufpunkte zu schaffen, an denen sie Rat und Hilfe finden. Auf dem Kurt-Schumacher-Platz wurde ebenso aufgeklärt, wie im Senioren-Park Carpe Diem oder in den beiden Krankenhäusern de Stadt.

"Allein zu unserem Infostand auf dem Kurt-Schumacher-Platz kamen 30 Bürger mit uns ins Gespräch", freut sich Peter Behmenburg vom Vorstand der örtlichen Alzheimer Gesellschaft. "Warum ist Omi jetzt immer so komisch?" Diese Kinderfrage aus einer Familie, die sich um ihre demenziell veränderte Mutter, Schwiegermutter und Großmutter kümmert, sieht Behmenburgs Vorstandskollegin Brigitte Mangel als beispielhaft an. "Wir dürfen nicht immer auf das gucken, was nicht mehr geht. Wir müssen darauf schauen, was noch geht", rät sie.

"Wir entlasten nicht nur die Patienten, sondern auch deren Angehörige. Für uns geht es dabei nicht mehr um mehr Lebenszeit, sondern um mehr Lebensqualität", sagt Palliativ-Fachkraft Karin Konrad mit Blick auf ihre Arbeit beim diakonischen Dienst Pflege Palliativ Ruhr. Hier bemühen sich 13 Fachkräfte und zwei auf Palliativmedizin spezialisierte Ärzte um 30 bis 40 schwerstkranke Patienten. "In Mülheim gibt es derzeit fünf Ärzte mit einer Palliativ-Ausbildung. Zwei weitere durchlaufen derzeit diese Ausbildung", erklärte Moderatorin Sabrina Bungert jetzt bei einer Informationsveranstaltung im Evangelischen Krankenhaus.

"Wir brauchen mehr Ärzte, die solch eine Qualifikation haben und nicht noch nebenbei ihre Praxis betreiben müssen. Eine sinnvolle Versorgung im Rahmen eines 24-Stundenbereitschaftsdienstes ist nur dann möglich, wenn Palliativärzte bei den auf Palliativpflege spezialisierten Pflegediensten angestellt sind", glaubt Peter Behmenburg, der selbst beim ambulanten Dienst Pflege Zuhause arbeitet.

Die Dimension der Herausforderung Demenz wird deutlich, wenn man von der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen erfährt, dass derzeit 9,9 Prozent der Bevölkerung an Alzheimer erkrankt ist. Das bedeutet für Mülheim eine Zahl von rund 3400 Personen. 

Christian Triebel, Chefarzt für Neurologie und Neuro-Geriatrie am Evangelischen Krankenhaus Mülheim weiß aus seiner Praxis: "Bewegung und soziale Kontakte stabilisieren an Alzheimer erkrankte Menschen und sorgen für einen günstigeren Krankheitsverlauf." Triebels ärztlicher Klinik-Kollege Evangelos Iakovidis rät pflegenden Angehörigen, "das oft aggressive Verhalten der Demenzkranken nicht persönlich, sondern als Ausdruck ihrer Krankheit anzunehmen." Iakovidis hat erfahren, dass Angehörige sich in der häuslichen Pflege entlasten können, wenn sie in den Alltag mit ihrem demenziell veränderten Angehörigen gezielt die Lieblingsbeschäftigungen und Lieblingsspeisen der Betroffenen einbauen.

Altenpflegerin Carmen Berrischen berichtete aus ihrer Praxis im Wohnstift Raadt, "dass sich demenziell veränderte Menschen mehr Ehrlichkeit von ihren Angehörigen wünschen." Sie plädiert dafür, mit den betroffenen Angehörigen ganz offen über ihre Krankheit zu sprechen und ihnen im Rahmen ihrer schwindenden Möglichkeiten nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Eigenständigkeit zuzutrauen. Mehr zum Thema findet man im Internet unter: www.alzheimer-muelheim.de (T.E.)  

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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