Mülheim hat ein neues MPI-Institut

Prof. Robert Schlögl, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin, ist Gründungsdirektor des neuen Mülheimer MPI-Institutes.  PR-Foto Köhring/KM | Foto: PR-Foto Köhring/KM
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Wird in Mülheim die Grundlage für eine dauerhafte Energiewende in Deutschland gelegt? Das jedenfalls ist ein Ziel des neuen Max-Planck-Institutes für chemische Energiekonversion, das es seit Donnerstag gibt. Von Dienstag bis Donnerstag trafen in Düsseldorf Vertreter der Max-Planck-Gesellschaft zur jährlichen Jahreshauptversammlung. Am Donnerstag wurde ein Beschluss getroffen, der große Auswirkungen auf Mülheim hat. Das MPI-Institut für Bioanorganische Chemie wird ab sofort umgewidmet in das MPI-Institut für chemische Energiekonversion.

Damit erweitert die Max-Planck-Gesellschaft nicht nur die laufende Grundlagenforschung auf dem Gebiet der erneuerbaren Energie, sondern auch die Arbeitsgebiete des bisherigen Institutes, das deshalb auch räumlich ausgebaut werden soll (die MW berichtete). Denn das große Problem einer erfolgreichen Energiewende nach Abschaltung der Atomkraftwerke ist nicht der Ausbau des Stromnetzes, wie Gründungsdirektor Prof. Robert Schlögl erläutert, sondern die Umwandlung der Energie aus Wind, Sonne und Wasser in chemische Energie, die in großen Mengen gespeichert und transportiert werden kann.

Wenn in zehn Jahrendie Atomkraftwerke abgeschaltet werden, sollen nach dem Willen der Politik regenerative Energiequellen wie Wind, Wasser und Sonne die dann vorhandene Lücke schließen. Viele Prozesse im Zusammenhang mit der Energieumwandlung sind aber nur mangelhaft bekannt. Die nötigen Grundlagen werden im neuen MPI-Institut für chemische Energiekonversion erforscht.

Wasser, Wind und Sonne gibt es zwar unendlich, aber nicht immer in gleichmäßiger Menge. Um die nötigen Energiemengen vorzuhalten, braucht es noch Kraftwerke, die einen Grundbedarf an Energie verlässlich abdecken. Für eine langfristige Energiewende müsste es genau anders herum sein. Allerdings gelingt es noch nicht, Energie aus den regenerativen Quellen in großen Mengen zu speichern oder gar dorthin zu transportieren, wo sie gerade benötigt wird. Das wäre mit chemischer Energie wie Methangas möglich.

Wie aber wandelt man elektrische Energie in chemische um? „Unsere Aufgabe wird es sein, die Sonne in den Tank zu holen“, erklärt Prof. Robert Schlögl, Gründungsdirektor des neuen Mülheimer MPI-Institutes, plakativ. „Im Labor gelingt es uns bereits, Energie aus regenerativen Quellen in Methangas umzuwandeln - aber nur in begrenzter Menge.“ Denn es fehle der Wissenschaft das fundierte Wissen über die Grundlagen. Ist das erst mal vorhanden, könnten die Ergebnisse Fachleuten zur Verfügung gestellt werden, die daraus großtechnische Anwendungen entwickeln können.

Seit 150 Jahren gibt es die Katalyse, die Einleitung und Beeinflussung von chemischen Reaktionen durch die Beteiligung bestimmter Stoffe. Aber je kleiner die Moleküle sind, wie bei Wasserstoff oder Kohlendioxid, desto schwieriger ist das Steuern der Reaktionen, da dafür die Molekülstruktur verändert werden muss.

Deshalb wird es ein Schwerpunkt des neuen Institutes sein, sich mit Reaktionen zu beschäftigen, die entweder durch Sonnenlicht angetrieben werden oder in denen elektrische Überschussenergie gespeichert werden können. Wenn die Grundlagenforschung hier Erkenntnisse sammelt, können diese für eine erfolgreiche Energiewende angewandt werden. Dabei baut man auf dem Wissen auf, das in dem bisherigen Institut für Bioanorganische Chemie entstanden ist.

Das allerdings braucht Zeit. Immerhin, so Schlögl, habe die Natur Millionen von Jahren gebraucht, um Lösungen für solche Reaktionen zu entwickeln. „Das schaffen wir nicht in zehn Jahren, dafür braucht man drei Generationen“, ist sich Schlögl sicher. Und plädiert dafür, der Wissenschaft diese Zeit zu geben, um einen nachhaltigen Systemwechsel bei der Energiegewinnung zu erreichen. Zusätzliche Versuche, Energie zu sparen, seien hilf-, aber nicht ausreichend.

Verständliche Informationen zu den erneuerbaren Energien, dem Klimawandel und der Energiewende findet man auf www. solarify.de.

Das neue MPI-Institut wird vier Abteilungen mit insgesamt zunächst 200 Mitarbeitern haben, nach dem Endausbau bis zu 400. Spätestens 2017 soll die Instituts-Erweiterung auch baulich beendet sein.

Prof. Robert Schlögl, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin, ist Gründungsdirektor des neuen Mülheimer MPI-Institutes.  PR-Foto Köhring/KM | Foto: PR-Foto Köhring/KM
Seit Donnerstag ist das ehemalige MPI-Institut für Bioanorganische Chemie umgewidmet in das MPI-Institut für chemische Energiekonversion. | Foto: PR-Foto Köhring/KM
Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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