Theater-Mitbegründer Gralf-Edzard Habben ist tot

Gralf-Edzard Habben. | Foto: Theater an der Ruhr
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Umstritten waren so manche Plakate, mit denen der künstlerische Leiter und das Team des Theaters an der Ruhr auf die Aufführungen des Theater aufmerksam machten. Dramtaurg und Thetar-Mitbegründer Helmut Schäfer, betont: „Gralf-Edzard Habben, der in Krefeld auch Grafik studiert hatte, entwarf das Gesicht des Theater an der Ruhr, von dem wirklich prägenden Logo bis hin zu den Programmheften und Plakaten, die heute mittlerweile Sammlerwert besitzen.“ Die Plakate als Aushängeschilder sind geblieben, doch der Mensch, der dahinter steht, ist tot. Gralf-Edzard Habben,1934 in Moers geboren, starb in der letzten Woche im Alter von 83 Jahren.

Habben hatte sicherlich keinen einfachen Weg, seine Vision von Kunst umzusetzen. In der Kunstschule fiel er zunächst durch und schaffte den Abschluss erst in einem zweiten Anlauf. Sein handwerkliches Geschick und seine Kreativität haben ihm später die Tür zum Theater geöffnet.

Regisseur Roberto Ciulli lernte er bei einer Zusammenarbeit in Göttingen kennen. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Helmut Schäfer gründeten sie 1981 das Theater an der Ruhr in Mülheim. In den Anfängen des Theaters gab es keine Mittel, aber viele Ideen. Das war 1981. Wer damals beim Theater an der Ruhr mitmachen wollte, durfte sich keine großen Reichtümer versprechen. Doch wer wirklich dahinter stand und dann nicht durch das Raster des Regieteams fiel, der war dabei.

Sicherlich durften in den Anfängen auch die Bühnenbilder nicht viel kosten. Das muss Gralf-Edzard Habbens Vision gewesen sein: Klare Sachlichkeit – auf den Punkt gebracht. Helmut Schäfer erinnert sich: „Habben erfand eine andere Logistik des Bühnenbaus.Er war nicht Bühnenbildner, er schuf Räume, die auch den Schauspieler im Blick hatten, um mit ihm zu spielen, also spielerische Räume, die ihre Dimensionen auch durch das Licht fanden, dessen Möglichkeiten immer vorgedacht waren.“ Das Bühnenbild musste in einen einzigen Container passen, denn in den 80er Jahren hat sich das freie Theater aus Mülheim hauptsächlich aus Gastspielen finanziert.

Gralf-Edzard Habbens war als künstlerischer Leiter Mitbegründer des Mülheimer Theaters. Er unterstützte die Theateridee bildlich, szenisch, beratend und führte damit Regie neben Roberto Ciulli und Helmut Schäfer. 50 Jahre arbeitete er nicht nur mit seinem Kollegen Roberto Ciulli - die beiden hat darüber hinaus von Anfang an eine tiefe Freundschaft verbunden. Habben gehörte bis zu seinem Tod in der vergangenen Woche im Alter von 83 Jahren zur Leitung des Theaters und war bis zum Schluss aktiv dabei. Ein Zitat von ihm anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Theaters an der Ruhr: „Es gibt kein Bühnenbild, das den Raum verlassen hat, an dem ich nicht die Finger dran hatte.“ Er hatte sein Atelier in Räumen an der Akazienallee.

Seit den 1960er Jahren arbeitete Habben an Theatern in ganz Deutschland und schuf die Bühnenbilder für Inszenierungen von zahlreichen namhaften Regisseuren. Über 450 Bühnenbilder soll er für Theater, Kino und Fernsehen erschaffen haben. Damit hat er Bilder erzeugt, die das Geschehen darum getragen haben. Zu seinen bedeutendsten Werken für das Theater an der Ruhr gehören wohl die Arbeiten zu „Elektra“ oder „Danton’s Tod“.

Autor:

Claudia Leyendecker aus Mülheim an der Ruhr

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