GoodWords IT-Crash: Warum eine Bitte kein Imperativ ist!

Der Potsdamer Postkutscher wird gleich standrechtlich erschossen.
  • Der Potsdamer Postkutscher wird gleich standrechtlich erschossen.
  • hochgeladen von Anke Müller

Hallo Leute,
da bin ich wieder! Meine Computerpanne ist nicht behoben, aber es funzt wieder gut genug, um zu arbeiten. Macht es Euch bequem und lasst Euch erzählen, was sich zutrug!

Im Jahre 2017 des Herrn, um es genau zu sagen: am 4. Dezember, in der Mittagszeit, schlief mein Rechner plötzlich ein. Der Cursor blinkte nur noch im Zeitlupentempo und der Text, den ich bis dahin geschwind mithilfe von sechs Fingern eingeklackert hatte, fatschte nicht wie gewohnt das Blatt voll, sondern jeder einzelnen Buchstabe ließ sich für sein Auftauchen anständig Zeit.
Ich schnaubte und ging erst einmal aufs Klo.

Als ich nach einer Weile - begleitet von einem Pott voll Kaffee mit verschneiter Weihnachtslandschaft drauf - wieder an meinem Schreibtisch aufkreuzte, hatte es gerade der letzte Satzzeichen-Punkt von vorhin geschafft, sich schnaufend auf den Monitor zu hieven.
Ich kratzte mir den Kopf. Was war da los?

Nach einem Blick auf die Uhr entschied ich, das Mittagessen zuzubereiten. Gegen später Nachmittag, als alle meine Leute abgefüttert, bemeckert und besprochen waren, erinnerte ich mich meines Tagwerks.
Ich setzte mich an den Rechner - da wollte der immer noch nicht! Verflixtundzugenäht! Was hatte die blöde Kiste für ein Problem?

Und auf einmal entdeckte ich das Übel im Maileingang! Da hatte mir so eine Hirni eine riesengroße Mail mit unglaublichen 42 MB geschickt! Der Absender war mir bekannt, also klickte ich drauf und schaute mir die Sache an: Fotos.
Jetzt wäre das ja so weit auch okay gewesen, doch im Text stand, dass ich diese Mail an drei Leute weiterleiten sollte, weil dem Absender die Adressen nicht vorlagen. Ich krauste die Stirn. Zwei von denen führen Webmail, da gibt es normalerweise Volumenbeschränkung. Was macht man da? Kurz überlegte ich, ob ich die Bilder verkleinern sollte und dann erst abschicken. Das verwarf ich jedoch gleich, weil von so was habe ich keine Ahnung und es würde viel Zeit draufgehen, bis ich das erledigt hätte.
Also tat ich das in meinen Augen einzig Richtige: Ich setzte die Empfängeradressen dazu, drückte auf „Weiterleiten“ – und ging einkaufen.

Als ich am Abend zurück kam, war mein Rechner mit dem Verschicken fertig und ich hätte nun endlich losarbeiten können. Doch ich war zu müde. Ob ich faulenze oder nicht – am Abend werd ich müd. Geht Ihnen sicher auch so. Ich beschloss, Feierabend zu machen und am nächsten Morgen Schlag sechs Uhr zu starten.

Nächster Morgen, noch vor dem ersten Hahn, saß ich mit Kaffee am Schreibtisch und hämmerte los. Die Bildermail von gestern hatte ich vergessen, draußen war es finster und ich schrieb in den aufziehenden Morgen. Die Amseln stimmten ein und jodelten mir einen vor, es war echt beschaulich.

Wenn ich so früh loslege, kriege ich auch früh Hunger. Gerade holte ich mir ein paar Wurststullen aus der Küche, als mir der Bing-Ton an meinem Rechner die Ankunft einer Mail verkündete. So was hebt mich erst mal nicht an, die Mail läuft ja nicht weg. Während ich noch mit der Kaffeemaschine hantierte und eines ihrer Bedürfnisse nach dem anderen befriedigte - gerade war ich bei „BOHNEN NACHFÜLLEN!“ - klingelte der Posteingang erneut. Anschließend verlangte die Maschine: „TRESTER LEEREN!“ - das Gematsche aus Kaffeesatz und alter Kaffeebrühe ist immer eine besondere Sauerei. Nach dem Massaker säuberte ich das Spülbecken mit einem Zewa, als der Rechner erneut klingelte. Als ich endlich auf „KAFFEEBEZUG“ drückte, schließlich noch einmal: „Bing!“

Ich gebe zu, ein wenig trieb mich die Klingelei zur Eile, denn ich hatte Pläne für den Tag. Ich wollte mir meine Struktur heute nicht schon wieder von außen durcheinanderbringen lassen!
Stöhnend setzte ich mich also an meinen Arbeitsplatz, klickte die Mails auf – War das ein Scherz??
Der Maileingang voll mit dem hier:

Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
Mail delivery failed: returning message to sender
.
.
.

War mein Account gehackt worden?
Breitet sich so was aus?
Was tut man da?

„Bing!“

Während ich geschockt auf mein Postfach starrte, wieder: „Bing!“ Ich schüttelte den Kopf und klickte die erste Mail auf: Eine der Gmail-Adressen der Bildergeschichte von gestern teilte mir darin mit, dass die Mail zu groß sei und deshalb nicht zugestellt werden konnte.
Die Mail darunter war gleichen Inhalts und die noch eins drunter auch. Ich mutmaßte, dass es sich beim gesamten Aufkommen um einunddieselbe Information handelte. Pro Minute erreichten mich zwei dieser Tauben, eine gute Frequenz, damit auch der dümmste Depp schnallte, dass mit seiner Postzustellung was schiefgelaufen war.

Vielleicht war ja auch beim Provider was durcheinandergekommen. Vor einem Jahr gab es da schon einmal ein Problem: Damals war mein Posteingang im zehn Minuten-Takt mit sämtlichen Mails, die ich jemals seit dem Jahr 1999 verschickt hatte, teil- und rückgeflutet worden. Innerhalb von zwei Tagen hatten die das aber in den Griff bekommen, urplötzlich war mein Briefkasten wieder aufgeräumt und sauber sortiert, ohne dass ich etwas dazu beigetragen hatte.

Auf solche Art von Panne hoffte ich auch heute. Zumindest die erste Woche lang.
Addieren wir kurz zusammen, wie es nach dieser Zeit postmäßig bei mir ausschaute:
2 Delivery-failed-Botschaften in der Minute,
macht 120 Stück in der Stunde
und 2.880 Stück am Tag.
In acht Tagen ergibt das die stolze Menge von 23.040 Mails - die ich alle von Hand löschte.

Danach platzte mir allerdings der Kragen. Keine Minute zu früh, denn endlich kam mein Mann von seiner Reise zurück. Weil er auch keine Idee hatte, wie sich der Scheiß abstellen ließ, denn der empörte Briefkasten gab (wohl damit man ihn nicht mundtot machen konnte) keine eindeutige Adresse preis - und weil mein Mann zum Jahresende immer besonders den Kopf voll hat, richtete er einen Filter ein: Der pfiff die faulen Eier ungesehen in den Müll. Leider funktionierte der nur am Rechner, nicht aber am Handy, was auch der Grund ist, warum ich seit Anfang Dezember nur noch halbtags auf Emails reagierte, oder eben gar nicht, weil da ging schon mal was schief.

Dann kamen die Weihnachtsfeiertage, Silvester und Neujahr und mit ihnen jede Menge Ablenkung und Aufregung und irgendwie hatte ich mich danach an den Zustand gewöhnt. Mein Laptop wohl auch - ich leerte nun halt täglich den Papierkorb. Das tut man mit dem Leibhaftigen ja auch so.

Seit letzter Woche Montag habe ich aus Projektgründen aber nun einen anderen Rechner: Riesengroß, selbst wenn ich vier Seiten gleichzeitig auf dem Schirm ziehe, lässt sich alles gut erkennen. Ein Traum!

Allerdings verträgt sich der Neue nicht mit meines Mannes Filter. Ungefähr 20 taube Nüsse schlüpften im Laufe des Dienstags durch die Wall. Am Mittwoch schafften das schon 200 - und in der Nacht kamen weitere 600 dazu.
Am Donnerstagfrüh brach der löcherige Damm dann endgültig entzwei und seitdem flutet die Scheiße ungebremst rein.
Jede Minute zwei Würste, ich dreh bald durch!

Wie es der Teufel will: Seit der Invasion ist mein Mann wieder unterwegs. Auch richtig schön weit weg, er hört mich nicht toben. Zum Glück endet auch die längste Reise irgendwann und so kommt mein Mann heute Abend zurück!
Ich mach ihm jetzt was Feines zu Essen und stöpsel das Telefon aus. Soll sich keiner unterstehen, meinen Mann heute Abend abzulenken! Der hat heute zu tun!
Und wenn der das hinkriegt, dann komm ich auch endlich dazu, vom versprochenen Tatort aus dem Wald zu erzählen! Ich krieg jetzt noch Gänsehaut, wenn ich nur daran denk …

Aber eines weiß ich jetzt schon, egal wie das mit der Technik heute ausgeht: Wenn mich noch mal einer bittet, was weiterzuleiten, wo ich Bauchschmerzen bei hab – das lass ich künftig bleiben!!

Autor:

Anke Müller aus Mülheim an der Ruhr

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