Sind unsere Ärzte bald durch künstliche Intelligenz zu ersetzen?
Mensch und Maschine

Künstliche Intelligenz soll Fachärzten helfen, die winzigsten Details im radiologischen Bild zu erfassen. Foto: Techniker Krankenkasse Hessen
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  • Künstliche Intelligenz soll Fachärzten helfen, die winzigsten Details im radiologischen Bild zu erfassen. Foto: Techniker Krankenkasse Hessen
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In der Medizin birgt künstliche Intelligenz (KI) viele Chancen, sie ist jedoch immer noch ein Reizthema in der Gesellschaft. Für Professor Heiko Alfke, Direktor und Chefarzt der Radiologie an den Märkischen Kliniken, stellt dieser Fortschritt eine große Hilfe dar.
In der industriellen Fertigung, beim autonomen Autofahren oder auch in einigen Bereichen der öffentlichen Verwaltung gehören Roboter und komplexe Computersysteme bereits zum Alltag. Nun sollen sie zudem zur Unterstützung bei Diagnosen im medizinischen Bereich dienen. Wie hört sich das an?
Künstliche Intelligenz zu beschreiben, so Professor Alfke, sei gar nicht so einfach: "Wir verstehen darunter Computerverfahren, die es ermöglichen, komplexe Probleme zu lösen und kennen das aus dem Alltag. Ich denke da an den Navigator im Auto, der uns eine Strecke berechnet - im weitesten Sinne autonomes Fahren. Oder an den Roboter, der erlernt, sich eigenständig durch ein Gelände zu bewegen."

Für Prof. Dr. Heiko Alfke, Klinikdirektor der Radiologie am Klinikum Lüdenscheid, und seinem Team stellt Künstliche Intelligenz in der Praxis eine große Hilfe dar. Foto: Norbert Jacobs/Märkische Kliniken GmbH
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Für seinen Fachbereich sieht Alfke darin eine große praktische Hilfe. Denn täglich analysieren er und seine Kollegen an den Märkischen Kliniken jede Menge Röntgenbilder, Computertomographien oder Magnetresonanztomographien. Sie begutachten dabei Knochenbrüche, Tumore, Gefäßerkrankungen und Entzündungen. Radiologe ist ein Beruf, der viel Zeit und Konzentration erfordert. "Computersysteme sind zunehmend in der Lage, Muster oder Befunde in Röntgendatenmengen zu erkennen", so der Fachmediziner.
Klinikdirektor Alfke weist in diesem Zusammenhang auf ein Programm hin, das im täglichen Arbeitsalltag längst Einzug gehalten hat. "Es hilft uns aus dem CT-Datensatz einen Koronar-Stamm herauszurechnen. Ich bin also in der Lage, mir die Herzkranz-Arterien, die Koronarien anzuschauen."
In früheren Zeiten, erinnert der Radiologe, sei das doch ein mühsames Unterfangen gewesen, es musste alles händisch gemacht werden. Heute kommt der Computer zum Einsatz. Alles geschieht automatisch. Und das in wenigen Sekunden.
"Die künstliche Intelligenz", betont er, "ermöglicht es, automatisch die Herzhöhlen auszumessen und auch die Stärke der Herzmuskulatur auszuwerten - direkt am schlagenden Herzen. Diese Software erlaubt uns eine saubere Quantifizierung der Herzaktion. Das geht nur mit dieser KI."
Ärzte seien durch die modernen Computersysteme natürlich nicht zu ersetzen. Dennoch ist der Klinikdirektor davon überzeugt, dass sie die radiologische Arbeit verändern werden. „Wir werden zunehmend mehr Unterstützungssysteme bekommen. Diese werden uns helfen, rund um die Uhr Datenbänke auszuwerten. Dadurch wird die Befund-Qualität verbessert."

Wunderwaffe in der Medizin?

Denkende Computer machen so gut wie keine Fehler, oder? - Professor Alfke hat auch hierzu eine Meinung: "Wir wissen aus der Vergangenheit, dass nahezu jedes Programm auch gehackt werden kann. Es kann natürlich auch Probleme bei der Datenübertragung geben. Man darf daher der Technik niemals blind vertrauen. Am Ende muss der Mensch den Befund freigeben, verantworten und stets das letzte Wort haben."

Eine weitere Umfrage auf der Plattform aerzteblatt,de vergleicht die geschätzte Nützlichkeit in den Bereichen, wo KI zum Einsatz kommt.
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Was meinen die Patienten?

Einer Umfrage auf der Plattform aerzteblatt.de zur Folge, hätte KI immer noch den größten Nutzen in der industriellen Fertigung, allerdings glauben viele daran, dass diese Technik auch hilfreich sein könnte, um Krankheiten früher und sicherer zu diagnostizieren (seit November 2018 nahmen 18.504 User an dieser Umfrage teil).

Laut einer Umfrage auf der Plattform aerzteblatt,de denken die meisten User, dass KI dazu beitragen kann, Krankheiten früher und sicherer zu diagnostizieren.
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Der Stadtspiegel wollte es genau wissen und fragte Iserlohner Bürger nach ihrer Meinung, ob sie der künstlichen Intelligenz bei der Diagnose und anschließender Behandlung vertrauen. „Ja, ich denke schon, dass gerade im Mikrobereich ein Computer besser sieht als das menschliche Auge“, meint Günther Burgener (63). Seine Frau Mechthild (61) ist da eher skeptisch: „Wenn wir uns zu sehr auf die modernen Techniken verlassen, sind wir ausgeliefert. Ich sehe beispielsweise schon bei Stromausfall ein simples Problem von großer Bedeutung.“
Studentin Selina (21) schaut auf ihr Handy. Für sie sei es keine Überraschung, wenn sie eines Tages von einem Roboter sogar operiert werde. „Auch in der Pflege ist künstliche Intelligenz bestimmt hilfreich, zumal es in diesem Bereich viel zu wenig Personal gibt.“

Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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