Mit Video: Der zweite Tag in der Bergkamener Notunterkunft
Bewohner sind erschöpft und hoffen auf neue Informationen

Bettina Marschall findet die Zustände untragbar. Fotos: Anja Jungvogel
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Der zweite Tag in der städtischen Notunterkunft für die Bewohner der geräumten Häuser in Bergkamen ist fast geschafft. In ein paar Stunden bricht für 16 Menschen die dritte Nacht im „Provisorium“ an der Fritz-Husemann-Straße an.

Ehepaar Rita und Günter Luft, die seit dreißig Jahren Eigentümer in der Töddinghauser Straße sind, haben die letzten Nächte schlecht geschlafen und sind stark angespannt. „Wir werden mit unseren Sorgen so ziemlich allein gelassen“, meint der 74-Jährige, dem es neben einer bequemen Matratze vor allem an Informationen fehlt. „Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll, wie lange wir hierbleiben müssen und welche Kosten auf uns zukommen.“

Nach der OP in die Notunterkunft

Die Unterkunft sei zwar neu, aber auch gerade deshalb fehle es an vielen kleinen Dingen. „Es gibt keine Rollos für die Fenster, der Herd war nicht angeschlossen und im Bad fehlt die Toilettenrolle“, klagt Hartmut Strack, der eine Etage über Familie Luft ein kleines Apartment bezogen hat.
Hartmut Strack ist gestern, nach einer Schulter-OP, aus dem Krankenhaus entlassen worden und hat von seiner Nachbarin von der Räumung erfahren. In der 16-Quadratmeter-Behausung, die ihm die Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt hat, könne er sich nicht erholen. „Ich darf nicht Auto fahren und soll linksseitig eine Schonhaltung einnehmen. So muss ich umständlich mit dem Bus immer hin und her, um meine Sachen nach und nach zu holen.“

Mit einer Fremden Zimmer teilen

Noch schlimmer hat es wohl Bettina Marschall und ihre 86-jährige Nachbarin getroffen. Obwohl sie weder verwandt noch befreundet sind, haben sie zu zweit ein kleines Zimmer in der 2. Etage zugewiesen bekommen. „Ich bin psychisch krank, meine Nachbarin kann schlecht laufen und kommt kaum die Treppe hinauf“, so Bettina Marschall, die diese Zustände unzumutbar findet. „Ich brauche meine Ruhephasen. Jetzt bin ich gezwungen, Tag und Nacht mit einer fremden Person zusammen zu sein.“

Räumungsmaßnahme übertrieben?

Sie hält die Räumungsmaßnahme für übertrieben und meint, dass man eine Beseitigung der Brandschutzmängel auch hätte vornehmen können, ohne die Bewohner zu verjagen. Die Erschöpfung ist der 51-Jährigen geradezu anzusehen. „Als das Gebäude geräumt worden ist, hatte ich noch nicht einmal Zeit, mich vernünftig anzuziehen. Ohne Strümpfe musste ich dann viereinhalb Stunden draußen warten.“
Warum es zur Räumung kam, erfahren Sie HIER!

Wer trägt die Kosten?

Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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