Bücherkompass

Beiträge zum Thema Bücherkompass

Kultur

Vor 100 Jahren wurde die Schriftstellerin Patricia Highsmith geboren (am 19. Januar)
Mord als Liebesspiel

Sie war exzentrisch und menschenscheu, hedonistisch und depressiv. Sie liebte Katzen, hasste Kinder und bezeichnete Mord als eine „Art des Liebesspiels, eine Art des Besitzergreifens“. So rätselhaft wie das Leben der Schriftstellerin Patricia Highsmith war auch ihr weltweit erfolgreiches Werk. Keine andere Krimiautorin der Welt hat es zu solch großem literarischen Ansehen gebracht wie Patricia Highsmith. Ihre psychologisch fein gesponnenen Geschichten, in denen nicht selten der Täter als...

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  • 12.01.21
Kultur

Zsuzsa Bánks Roman „Sterben im Sommer“
Im Blau verschwinden

„Ich habe versucht, Bilder dafür zu finden, wie sein Himmel aussehen könnte. Ich glaube, es ist eher ein Ort, an dem es keinen Schmerz gibt“, hatte die 55-jährige Schriftstellerin Zsusza Bánk kürzlich in einem Interview über ihren verstorbenen Vater erklärt, der im Zentrum ihres neuen Romans steht. Bánk war 2002 für ihr Romandebüt „Der Schwimmer“ mit dem Aspekte-Literaturpreis des ZDF ausgezeichnet worden, und ihr neuer Roman greift Motive aus dem Erstling wieder auf. Das Schwimmen im...

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  • 03.11.20
Kultur

Annette Mingels' Roman „Dieses entsetzliche Glück“
Was ist Glück?

Äußerst komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen sind seit Jahren das bevorzugte Sujet von Annette Mingels. Die 49-jährige Autorin, die nach vielen Jahren in der Schweiz nun seit 2018 in San Francisco lebt, knüpft erzählerisch beinahe nahtlos an ihre Vorgängerwerke „Tontauben“ (2010), "Der aufrechte Gang" (2006) und "Die Liebe der Matrosen" (2005) und deren larmoyant-melancholischen Grundton an. Entgegen der Etikettierung des Verlags haben wir es beim neuen Mingels-Buch nicht mit einem...

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  • 08.10.20
Kultur

Auf der Shortlist des Dt. Buchpreises: Dorothee Elmigers Roman „Aus der Zuckerfabrik“
Suche nach Zusammenhang

Als die nun 35-jährige Autorin Dorothee Elmiger vor ziemlich genau zehn Jahren mit dem schmalen Roman „Einladung an die Waghalsigen“ debütierte, wurde sie für ihre formale Experimentierfreudigkeit gelobt und mit dem Aspekte-Literaturpreis des ZDF ausgezeichnet. Sie hatte sich stilistisch quergestellt zum literarischen Zeitgeist und ließ in ihrem Erstling eine an Wolfgang Hilbig erinnernde apokalyptische Hintergrundmusik mitschwingen. Vier Jahre später hatte die talentierte Schweizer Autorin...

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  • 22.09.20
Kultur

Ulrike Draesners exzellenter Roman „Schwitters“
Kein Gedicht, eine Erkenntnis

„Es war ein ziemliches Abenteuer, denn ich wusste eigentlich wenig über ihn. Als ich anfing, kannte ich gerade mal seine Ursonate und ein paar Collagen“, erklärte die vielfach preisgekrönte Schriftstellerin Ulrike Draesner über ihr Verhältnis zum Schriftsteller und Collage-Künstler Kurt Schwitters (1887-1948), dem sie nun eine opulente Romanbiografie gewidmet hat. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Autorin hatte keine faktenorientierte, detailverliebte Biografie im Sinn, sondern sie hat sich...

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  • 15.09.20
  • 1
  • 1
Kultur

Manuel Vilas' vorzüglicher Roman „Die Reise nach Ordesa“
Tief in der spanischen Seele

Gleich vorweg: Den Namen Manuel Vilas sollten wir uns merken. Der 58-jährige, aus dem Aragon stammende Autor hat viele Jahre als Lehrer gearbeitet und war bisher lediglich als Lyriker in Erscheinung getreten. Sein 2018 erschienener Romanerstling, der aus 157 lose miteinander verbundenen Kapiteln besteht, hat es in Spanien im ersten Jahr auf rund 150 000 verkaufte Exemplare gebracht. Ein gleichermaßen trauriges wie lebensfrohes Buch, das einen ganz tiefen Einblick in die spanische Seele gewährt....

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  • 27.08.20
Kultur

Monika Marons politisch brisanter Roman „Artur Lanz“
Das gallige Gelächter

"Natürlich kann ich nicht sagen, mein Leben fängt erst 1990 an, aber es ordnet sich um einen anderen Mittelpunkt, und die Fragen stellen sich anders. Ich hätte ,Pawels Briefe' nicht schreiben können, solange es die DDR noch gab", bekannte die Schriftstellerin Monika Maron, die im Rückblick auf ihr eigenes Leben von einer "gemischten Biografie" spricht. Deutsch-deutsche Grenzgänge im geografischen wie im politischen Sinn spiegelten sich nachhaltig im Werk der Kleist- und Hölderlin-Preisträgerin,...

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  • 17.08.20
Kultur

Ulrike Almut Sandigs erster Roman „Monster wie wir“ (ab 21. Juli im Buchhandel)
Erinnerung wie Knete

„Ich wollte vor allem einen Roman über den Zusammenhang von gesellschaftlich strukturierter Gewalt und sexualisierter Gewalt in Familien herstellen“, hatte Ulrike Almut Sandig wenige Tage vor Erscheinen ihres ersten Romans in einem Interview erklärt. Vier Lyrikbände, Hörspiele, ein Musikalbum und zwei Erzählungsbände liegen bereits aus der Feder der 41-jährigen, mehrfach preisgekrönten Autorin vor. Wie ihre Protagonistin Ruth ist auch Ulrike Almut Sandig als Tochter eines Pfarrers in der...

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  • 21.07.20
Kultur

Elizabeth Strouts Roman „Die langen Abende“
Grauenvoll schwierige Frau

Sie ist wieder da, die pensionierte, stets grantelnde Mathematiklehrerin Olive Kitteridge aus Elizabeth Strouts Erfolgsroman „Mit Blick aufs Meer“, für den sie 2009 den Pulitzer-Preis erhalten hat. Sie ist älter und unförmiger geworden, ihr Mann ist gestorben und irgendwie scheint es vielen Menschen im fiktiven Städtchen Crosby im US-Bundesstaat Maine nicht besonders gut zu gehen. Um Olive herum hat die 64-jährige Autorin Elizabeth Strout einen zehn Jahre umfassenden erzählerischen Bogen mit...

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  • 15.07.20
Politik

Irina Liebmanns Roman „Die Große Hamburger Straße“
Vergessen ist auch Verrat

Man sollte gleich vorweg zwei Irrtümer ausräumen. Irina Liebmanns neues Buch ist alles andere als ein konventioneller Roman, und die „Große Hamburger Straße“ ist heute eine kleine unscheinbare Nebenstraße - rund 300 Meter westlich vom Alexanderplatz beginnend, nicht einmal 1000 Meter hinter dem Brandenburger Tor im ehemaligen Ostteil Berlins gelegen. Die 1943 in Moskau geborene Irina Liebmann nimmt einen erzählerischen Faden aus dem Jahr 1994 wieder auf, als sie diesem Viertel mit ihrem...

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  • 30.06.20
Kultur

Annette Pehnts Roman „Alles was sie sehen ist neu“
Mit den Worten spielen

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Dieses auf Matthias Claudius zurück gehende Sprichwort ließe sich äußerst treffend als Leitmotiv dem neuen Roman der seit fast 30 Jahren in Freiburg lebenden Annette Pehnt voran stellen, die kürzlich den mit 111 Flaschen Riesling und 11111 Euro dotierten Rheingau Literaturpreis erhalten hat. In ihrem siebten Roman schickt die promovierte Anglistin eine deutsche Kulturreisegruppe in ein fernes Land, das unschwer als China auszumachen ist. Im...

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  • 17.06.20
Kultur

Melitta Brezniks Abschiedschronik „Mutter“
Nur die Hand halten

„Als sie mir sagte, sie könne das Bett kaum mehr verlassen, machte ich mich ohne weiteres Zögern auf den Weg hierher“, heißt es in Melitta Brezniks schmalem Abschiedsbuch. Die Mutter hat die neunzig überschritten und ist unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt. Über die letzten sieben Lebenswochen, in denen sich Mutter und Tochter sehr nahe kamen, aber oft auch völlig fremd fühlten, berichtet die 59-jährige, in der Steiermark geborene und seit vielen Jahren in der Schweiz lebende Melitta...

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  • 04.06.20
  • 1
Kultur

Ulla Lenzes Roman „Der Empfänger“
Hübsche Frauen und der beste Jazz

„Gutes Essen, hübsche Frauen und der beste Jazz der Welt.“ So beschreibt Josef Klein, der Protagonist in Ulla Lenzes Roman „Der Empfänger“ seine Lebenswelt jenseits des Atlantiks. Als junger Mann von Anfang zwanzig war er 1925 aus Düsseldorf nach New York aufgebrochen, wo er seinen Lebensunterhalt als Drucker verdiente. Die 46-jährige, in Berlin lebende Schriftstellerin Ulla Lenze beschreibt in ihrem vierten Roman das umtriebige Leben im New York der späten 1930er Jahre sowie im völlig...

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  • 07.05.20
Kultur

Sigrid Nunez' faszinierender Roman „Der Freund“
Wenn Apollo Rilke hört

"Es stimmt, dass man nur noch verschwommen sieht, wenn man lange genug heftig geweint hat", heißt es zu Beginn des mit dem National Book Award ausgezeichneten Romans „Der Freund“ aus der Feder der bisher hierzulande noch weitestgehend unbekannten amerikanischen Autorin Sigrid Nunez. In den USA wurde das Buch ein Bestseller, obwohl es sich weitab vom schnelllebigen literarischen Mainstream bewegt. Die 68-jährige Nunez, die schon Romane über Virginia Woolf und Susan Sontag verfasste, hat ein...

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  • 27.01.20
Kultur

Judith Kuckarts neuer Roman "Kein Sturm, nur Wetter"
Die geheimnisvolle 36

"Ich kenne die Sehnsucht nach dem kleinen Leben, aber auch nach den großen Dingen. Bei wichtigen Gefühlen, auch beim Heimatgefühl, verspürt man solche Zerrissenheit immer", hatte die gerade 60 Jahre alt gewordene Autorin Judith Kuckart vor sechs Jahren in einem Interview erklärt und damit beinahe schon die innere Zerrissenheit ihrer namenlosen Protagonistin aus dem neuen Roman "Kein Sturm, nur Wetter" vorweg genommen. Im Zentrum steht eine promovierte Gehirnforscherin, die in ihrem eigentlichen...

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  • 20.07.19
  • 1
Kultur

Angela Krauß' Band "Der Strom"
An der Grenze zum Schmerz

"Ein Strom hatte begonnen, in meinem Körper zu pulsieren, an der Grenze zum Schmerz", klagt die namenlose Ich-Erzählerin, eine Dichterin fortgeschrittenen Alters, nach einer schlaflosen Nacht. Die 68-jährige Angela Krauß, die 1988 mit dem Gewinn des Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preises den künstlerischen Durchbruch geschafft hatte, ist eine Meisterin der radikalen Verknappung. Auch in ihrem neuen schmalen Bändchen, das sich auf alternierenden Zeitebenen bewegt, gibt es keine Handlung im...

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  • 11.03.19
Kultur

Einsam, ruhelos und getrieben

Zum 70. Geburtstag von Barbara Honigmann (am 12. Februar) ist der Band „Georg“ erschienen „Ein sechzigjähriger Mann in einem möblierten Zimmer!“ Dieser Satz auf der dritten Seite des neuen Buches von Barbara Honigmann schrillt wie ein Aufschrei durch den Handlungsbeginn. Es klingt nach Verzweiflung, nach Mitleid und Klage aus der Feder, der seit vielen Jahren in Straßburg lebenden Autorin, die am 12. Februar ihren 70. Geburtstag feiert. Barbara Honigmann hatte vor vier Jahren in „Chronik meiner...

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  • 01.02.19
Kultur

Eisiges Schweigen

Natascha Wodins autobiografischer Band "Irgendwo im Dunkel" "Er saß in seinem mit Kissen und Windeln ausgepolstertem Sessel, klein, grau, entrückt in die Moränenlandschaft seiner zerstörten Gefäße, in denen er dem Tropfen einer unendlichen Zeit nachzuspüren schien." So beschreibt Natascha Wodin die letzten Tage ihres 1989 verstorbenen Vaters. Vor einem Jahr war sie für "Sie kam aus Mariupol", eine literarische Annäherung an ihre Mutter, mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet...

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  • 09.11.18
Kultur

Tortilla und Pfirsichsaft

Juli Zehs Roman „Neujahr“ 2002 erhielt die Schriftstellerin Juli Zeh für ihren inzwischen in fast 30 Sprachen übersetzten Debütroman "Adler und Engel" den Deutschen Bücherpreis. Beinahe nebenbei hat sie einst das beste juristische Staatsexamen ihres Jahrgangs im Freistaat Sachsen abgelegt. Die heute 44-jährige, in einem brandenburgischen Dorf lebende promovierte Juristin hat sich seitdem zu einer literarischen Allzweckwaffe entwickelt und sowohl explizit gesellschaftskritische als auch...

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  • 19.09.18
  • 1
Kultur

Landschaften der Heimatlosigkeit

zum 65. Geburtstag der Nobelpreisträgerin Herta Müller am 17. August Es war eine handfeste Überraschung, als der Schriftstellerin Herta Müller im Oktober 2009 der Nobelpreis für Literatur zugesprochen wurde. „Sie zeichnet mittels der Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“, hieß es damals in der Begründung des Stockholmer Komitees. Die seit vielen Jahren in Berlin lebende Schriftstellerin hat sich in ihren sprachlich ausgefeilten, bisweilen lyrisch...

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  • 14.08.18
Kultur

Vom Schreibrausch erfasst

Neuer Roman zum 80. Geburtstag von Joyce Carol Oates (am 16. Juni)  Unendlich viel hat Joyce Carol Oates schon geschrieben - allein mehr als 60 Romane, und in den letzten Jahren ist sie immer wieder als heiße Nobelpreiskandidatin gehandelt worden. Mit ihrem neuen Roman, der kurz vor ihrem 80. Geburtstag erschienen ist, hat sie noch einmal ein völlig neues thematisches Terrain betreten. Ähnlich wie ihr vor knapp vier Wochen verstorbener Landsmann Philip Roth ist auch für Oates das Schreiben ein...

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  • 14.06.18
Kultur

Drei Frauen und ein Mord

Margriet de Moors Roman „Von Vögeln und Menschen“ "Das einzige Leben, das zählt, ist das normale Leben. Je normaler, umso wunderbarer, je alltäglicher, umso prachtvoller“, heißt es im neuen Roman der 76-jährigen niederländischen Schriftstellerin Margriet de Moor, die in der Vergangenheit auch hierzulande mit "Der Herzog von Ägypten" (1997), "Die Verabredung" (2000) und mit ihrem Meisterwerk "Sturmflut" (2005) beachtliche Erfolge gefeiert hat. Von einem normalen unbeschwerten Leben sind die drei...

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  • 01.06.18
  • 1
Kultur

Hundefutter für die Krähe

Monika Marons streitbarer Roman " Munin oder Chaos im Kopf" "Ich wollte eigentlich keinen Roman über die Umweltzerstörung schreiben, sondern vor allem erzählen, was passiert, wenn jemand, in diesem Fall eine Journalistin, das tut, was sie für richtig hält: die Wahrheit zu schreiben", erklärte die Schriftstellerin Monika Maron 2009 in einem Spiegel-Interview über das Entstehen ihres in der damaligen DDR verbotenen Romans "Flugasche" (1981). Was im postfaktischen Zeitalter von der Wahrheit zu...

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  • 12.03.18
Kultur

Wenn die Landschaft Trauer trägt

Esther Kinskys für den Leipziger Buchpreis nominierter Roman „Hain“ „Jeden Morgen wache ich in einer Fremde auf“, heißt es in Esther Kinskys viertem Roman „Hain“, und das ist nicht nur geografisch gemeint. Eine Frau begibt sich an drei unterschiedlichen Orten in Italien auf Spurensuche. Als „Geländeroman“ hat die 61-jährige Autorin und Übersetzerin ihr Werk bezeichnet. Man könnte es auch Landschaftsroman nennen, doch Gelände klingt wilder, ungezügelter – und so ähnlich geriert sich auch der...

  • Wattenscheid
  • 02.03.18
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