Rezension

Beiträge zum Thema Rezension

Kultur

Matthias Polityckis Roman „Das kann uns keiner nehmen“
Hornbrillenwürschtl am Kilimandscharo

Der inzwischen 65-jährige Schriftsteller Matthias Politycki, bekannt geworden durch seinen "Weiberroman" (1997) und "Ein Mann von vierzig Jahren" (2000), hat sich zuletzt vor allem als kosmopolitischer Welterkunder betätigt. 2005 war der auf Kuba angesiedelte Roman "Der Herr der Hörner" erschienen, acht Jahre später entführte er seine Leser in „Samarkand, Samarkand“ nach Usbekistan. Nun geht es nach Afrika, genauer nach Tansania. "Schließlich hatte ich noch eine Rechnung mit diesem Berg offen...

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  • 03.07.20
Kultur

Annette Pehnts Roman „Alles was sie sehen ist neu“
Mit den Worten spielen

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Dieses auf Matthias Claudius zurück gehende Sprichwort ließe sich äußerst treffend als Leitmotiv dem neuen Roman der seit fast 30 Jahren in Freiburg lebenden Annette Pehnt voran stellen, die kürzlich den mit 111 Flaschen Riesling und 11111 Euro dotierten Rheingau Literaturpreis erhalten hat. In ihrem siebten Roman schickt die promovierte Anglistin eine deutsche Kulturreisegruppe in ein fernes Land, das unschwer als China auszumachen ist. Im...

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  • 17.06.20
Kultur

Benjamin Quaderers faszinierendes Romandebüt „Für immer die Alpen“
Blechtrommler aus Liechtenstein

„Mein Name war einmal Johann Kaiser. Wahrscheinlich haben Sie von mir gehört.“ Mit diesen lakonischen Sätzen eröffnet der 31-jährige, in Österreich geborene und in Liechtenstein aufgewachsene Benjamin Quaderer sein Romandebüt und zieht den Leser sogartig in einen wilden Erzählstrudel aus Thriller, Gesellschaftspanorama und Schelmengeschichte. Der junge Autor hetzt uns förmlich durch seine bisweilen aberwitzig anmutende Handlung mit all ihren Exkursen und formalen Volten. Zwischendurch schnappt...

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  • 20.05.20
Kultur

Ulla Lenzes Roman „Der Empfänger“
Hübsche Frauen und der beste Jazz

„Gutes Essen, hübsche Frauen und der beste Jazz der Welt.“ So beschreibt Josef Klein, der Protagonist in Ulla Lenzes Roman „Der Empfänger“ seine Lebenswelt jenseits des Atlantiks. Als junger Mann von Anfang zwanzig war er 1925 aus Düsseldorf nach New York aufgebrochen, wo er seinen Lebensunterhalt als Drucker verdiente. Die 46-jährige, in Berlin lebende Schriftstellerin Ulla Lenze beschreibt in ihrem vierten Roman das umtriebige Leben im New York der späten 1930er Jahre sowie im völlig...

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  • 07.05.20
Kultur

„Harte Jahre“ - der neue Roman von Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa
Verrat, Intrigen und Gewalt

„Guatemala ist wahrscheinlich eines der schönsten Länder der Welt, aber seine Geschichte, vor allem die republikanische, ist auch eine der gewaltreichsten der Welt. Ich glaube, dass man mit gewisser Berechtigung sagen kann, dass der eindeutig von der CIA organisierte Putsch gegen Árbenz damals die Möglichkeiten eines großen demokratischen Wandels in Lateinamerika stark verringert hat", erklärte Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa bei der ersten öffentlichen Präsentation seines neuen Romans...

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  • 21.04.20
Kultur

Ingo Schulzes großartiger Roman „Die rechtschaffenen Mörder“
Die Verwandlung des Antiquars

Was machen Bücher mit uns? Sind sie für uns ein Leitfaden, eine Inspiration, vielleicht sogar ein Fundament, auf dem man sein Leben einrichten kann? Oder können sie uns auch in die Irre leiten? Diese und ähnlich spannende Fragen stellt Erfolgsautor Ingo Schulze, der erzählerische Seismograf für das Nachwende-Lebensgefühl im Osten der Republik, in seinem neuen – um es gleich vorweg zu nehmen – grandiosen Roman. Auf drei Erzählebenen berichtet der 57-Jährige Schulze über den Antiquar Norbert...

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  • 23.03.20
Kultur

Michael Kumpfmüllers Roman „Ach, Virginia“
Aggression nach außen

„Liebster, ich bin mir sicher, dass ich wieder wahnsinnig werde, ich kann nicht länger dagegen ankämpfen“, lässt Michael Kumpfmüller in seinem neuen Roman seine Hauptfigur, die weltbekannte Schriftstellerin Virginia Woolf (1882-1941) klagen. Der 58-jährige Erfolgsautor Kumpfmüller, der erst im Alter von fast vierzig Jahren mit seinem von der FAZ damals vorab gedruckten Romanerstling „Hampels Fluchten“ debütiert und zuletzt mit Nachfolgewerken wie „Die Erziehung des Mannes“ (2016) und „Tage mit...

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  • 12.03.20
Kultur

Dirk Kurbjuweits Roman „Haarmann“
Der Kannibale von Hannover

„Seine Hoffnung war der nächste Fall, dass dieser eine Spur offenbarte, ihm eine Leiche lieferte, irgendwas, an das er anknüpfen konnte. Abscheulicher Gedanke, aber wahr“, heißt es über den jungen Kriminalkommissar Robert Lahnstein in Dirk Kurbjuweits Dokufiction „Haarmann“, die um den brutalen Massenmörder aus den frühen 1920er Jahren kreist. Autor Dirk Kurbjuweit, seit mehr als 20 Jahren in leitender Funktion beim „Spiegel“ tätig, lässt die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion bewusst...

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  • 10.03.20
Kultur

John von Düffels Roman „Der brennende See“
Lebende Altlasten

„Ich glaube, dass sich das Thema in sehr kurzer Zeit massiv zuspitzen wird, und damit werden wir auch einen schärferen Generationenkonflikt erleben“, hatte der Schriftsteller John von Düffel kürzlich im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ erklärt. Gemeint ist die aktuelle und äußerst kontroverse Diskussion um die „Fridays for future“-Bewegung, die auch im Mittelpunkt des neuen Romans des 54-jährigen Autors steht, der seit vielen Jahren als Dramaturg am Deutschen Theater in Berlin arbeitet. Ganz...

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  • 14.02.20
  • 1
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Kultur

António Lobo Antunes' faszinierend-verstörender Roman „Für jene, die im Dunkeln sitzt und auch mich wartet“
Wirbelstürme im Kopf

Wenn im Herbst das Rätselraten um die Nobelpreiskandidaten in die heiße Phase geht, wird seit fast zwei Jahrzehnten sein Name stets ganz besonders hoch gehandelt: der 77-jährige portugiesische Schriftsteller António Lobo Antunes, der lange als Chefarzt einer psychiatrischen Klinik in Lissabon arbeitete. Im neuen Roman steht eine demente Schauspielerin im Mittelpunkt. Lobo Antunes hat immer schon höchst assoziativ geschrieben. Nun hat er sich durch seine Figur die Legitimation verschafft, alles...

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  • 11.02.20
Kultur

Zum 80. Geburtstag des Literatur-Nobelpreisträgers J.M. Coetzee am 9. Februar erscheint der Roman „Der Tod Jesu“
David muss sterben

„Vergessen braucht Zeit. Wenn du erst einmal richtig vergessen hast, wird dein Gefühl der Unsicherheit weichen und alles wird einfacher werden“, hieß es im Vorgängerroman („Die Kindheit Jesu“, 2013) des Literaturnobelpreisträgers John Maxwell Coetzee. Ein Mann und ein Kind kommen darin nach einer langen Schiffsüberfahrt in einem fremden Land an, in dem Spanisch gesprochen wird und die Uhren etwas anders ticken. Fortgesetzt hatte Coetzee, der seit 2002 in Adelaide lebt und seit 2006...

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  • 28.01.20
Kultur

Sigrid Nunez' faszinierender Roman „Der Freund“
Wenn Apollo Rilke hört

"Es stimmt, dass man nur noch verschwommen sieht, wenn man lange genug heftig geweint hat", heißt es zu Beginn des mit dem National Book Award ausgezeichneten Romans „Der Freund“ aus der Feder der bisher hierzulande noch weitestgehend unbekannten amerikanischen Autorin Sigrid Nunez. In den USA wurde das Buch ein Bestseller, obwohl es sich weitab vom schnelllebigen literarischen Mainstream bewegt. Die 68-jährige Nunez, die schon Romane über Virginia Woolf und Susan Sontag verfasste, hat ein...

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  • 27.01.20
Kultur

Paulus Hochgatterers facettenreicher Roman „Fliege fort, fliege fort“
Menschen, die niemals lachen

„Dieses Buch ist einerseits ein Buch über Menschen, die niemals lachen. Mehr noch, es ist ein Buch über Menschen, die andere, Kinder nämlich, so behandeln, dass sie am Ende nichts mehr zu lachen haben“, heißt es im Nachwort von Paulus Hochgatterers neuem, unter die Haut gehenden Roman, der auf subtile Weise um den Mikrokosmos einer fiktiven niederösterreichischen Gemeinde kreist. Der 58-jährige Hochgatterer, der im Hauptberuf das Landesklinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Tulln leitet,...

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  • 14.01.20
Kultur

Hanns-Josef Ortheils Roman „Der von den Löwen träumte“
Magische Kräfte der Lagune

„Viele Details habe ich bereits wieder vergessen, so dass mich manche Passagen durchaus zum Staunen bringen. Wie kam dieser oder jener Einfall denn in den Text? Keine Ahnung! Der Roman hat begonnen, sich vor mir zu verschließen und sich auf seine eigene Sprache und sein eigenes Denken zurückzuziehen“, erklärt Hanns-Josef Ortheil in seinem Blog über seinen gerade erschienenen Hemingway-Roman. Es geht darin um den Venedig-Aufenthalt des späteren Nobelpreisträgers, um eine tiefe Lebenskrise, eine...

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  • 24.10.19
Kultur

Gregor Sanders Roman „Alles richtig gemacht“
Das Vergehen der Zeit

"Es interessiert mich beim Erzählen: das Vergehen von Zeit. Und was es mit Menschen macht“, bekundete der 51-jährige Schriftsteller Gregor Sander kürzlich in einem Interview über seinen nun erschienenen dritten Roman. Nach einer Schlosserlehre hatte er zunächst in Rostock Medizin studiert und war dann (wie seine Protagonisten) nach Berlin gezogen und zur Germanistik und Philosophie gewechselt. Sander erzählt über einen Zeitraum von rund einem Vierteljahrhundert die Lebensläufe zweier...

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  • 17.10.19
Kultur

Ernst-Wilhelm Händlers Roman „Das Geld spricht“
Ich habe die Macht

Ernst-Wilhelm Händler ist ein absolut singulärer Typ im deutschsprachigen Literaturbetrieb. Der 66-jährige studierte Philosoph und Ökonom leitete bis 2001 in Regensburg ein Familienunternehmen für Elektrotechnik und hat – sozusagen im Nebenjob – später acht Romane verfasst – u.a. „Der Überlebende“ (2013), ein dystopisches Werk über die Auswüchse des Turbo-Kapitalismus und dessen selbstzerstörerische Kräfte. Händler setzt nun noch eins drauf, macht aus dem Geld ein sprechendes und denkendes...

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  • 18.09.19
  • 1
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Kultur

„Auf dem Seil“ - der neue Roman von Georg-Büchner-Preisträgerin Terézia Mora
Alles vergessen

„Wenn ich jetzt versuchen würde, von außen meine Werke zu betrachten, so tauchen doch immer und immer wieder diese bedrängten und ohnmächtigen und suchenden und traurigen Figuren auf, weil es offensichtlich das ist, was ich am besten verstehe von den Phänomenen der Welt“, hatte Terézia Mora kürzlich ihre überaus erfolgreichen Romane selbst zu erklären versucht. Als sie im letzten Jahr mit dem Georg-Büchner-Preis quasi den literarische Ritterschlag bekam, lobte die Darmstädter Jury:...

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  • 18.09.19
Kultur

Hendrik Otrembas fesselnder Romans "Kachelbads Erbe"
Das Ende der Menschheit erleben

"Ich möchte das Ende der Menschheit erleben. Ich möchte einem Anfang beiwohnen", wünscht sich der Schriftsteller Shabbatz Krekov in Hendrik Otrembas zweitem Roman "Kachelbads Erbe." Die Crux daran: Krekov ist bereits 1956 in Mexico gestorben, und die Romanhandlung ist in den 1980er Jahren angesiedelt. Autor Hendrik Otremba, 1984 in Recklinghausen geboren und auch als bildender Künstler und Sänger der Band "Messer" erfolgreich, beschäftigt sich auf erzählerisch äußerst geschickte Weise mit dem...

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  • 27.08.19
Kultur

Burkhard Spinnens Roman "Rückwind"
Aufstieg und Fall

"Unser Alltag ist ganz im Wesentlichen die Methode, die Kunst, mit dem Scheitern fertig zu werden", heißt es im neuen Roman von Burkhard Spinnen, der 1991 für "Dicker Mann am Meer" den Aspekte-Literaturpreis des ZDF erhalten hat und seitdem nicht nur kontinuierlich Romane und Essays veröffentlicht, sondern auch als Literaturvermittler reüssierte. Von 1997 bis 2000 war der 62-Jährige Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, überdies kam er mehr als zehn Jahre als Juror beim...

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  • 21.08.19
Kultur

Norbert Gstreins Roman „Als ich jung war“
Von Tirol nach Wyoming

Der 58-jährige Norbert Gstrein gehört längst zu den wichtigsten Stimmen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Der Österreicher ist bekannt dafür, dass er literarisch gern Tacheles redet und keinen großen Bogen um brisante Themen macht. Nach dem Balkankrieg („Das Handwerk des Tötens“) und einer gegen Suhrkamp-Chefin Ulla Berkéwicz gerichteten Roman-Persiflage („Die ganze Wahrheit“) hatte er sich zuletzt in „In der freien Welt“ (2016) mit dem Nahostkonflikt und in „Die kommenden Jahre“...

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  • 07.08.19
Kultur

Judith Kuckarts neuer Roman "Kein Sturm, nur Wetter"
Die geheimnisvolle 36

"Ich kenne die Sehnsucht nach dem kleinen Leben, aber auch nach den großen Dingen. Bei wichtigen Gefühlen, auch beim Heimatgefühl, verspürt man solche Zerrissenheit immer", hatte die gerade 60 Jahre alt gewordene Autorin Judith Kuckart vor sechs Jahren in einem Interview erklärt und damit beinahe schon die innere Zerrissenheit ihrer namenlosen Protagonistin aus dem neuen Roman "Kein Sturm, nur Wetter" vorweg genommen. Im Zentrum steht eine promovierte Gehirnforscherin, die in ihrem eigentlichen...

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  • 20.07.19
  • 1
Kultur

Fernando Aramburus Roman „Langsame Jahre“
Eisen weint nicht

Viele Schriftstellerbiografien könnten auch als reizvoller Romanstoff taugen. So auch die des wichtigsten zeitgenössischen baskischen Schriftstellers Fernando Aramburu, der seit 35 Jahren in Hannover lebt, aber literarisch immer wieder zu seinen Wurzeln ins Baskenland zurück kehrt. Der 60-Jährige Autor, dessen Bestseller-Roman „Patria“ (2016) in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt wurde, hat die Beschreibung des baskischen Lebensgefühls zu seinem großen Thema gemacht. Im nun vorliegenden,...

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  • 03.07.19
Kultur

Javier Marias' grandioser Roman "Berta Isla"
Zerstörerisches Doppelleben

Welch ein Romaneinstieg! "Es gab eine Zeit, da war sie sich nicht sicher, ob ihr Mann ihr Mann war." Damit sind Zweifel und Misstrauen gesät, die wie in einer Endlosschleife als permanente Hintergrundmusik die mehr als 600 Seiten umfassende Handlung des neuen Romans des großen spanischen Autors Javier Marías begleiten. "Je älter ich werde, desto weniger Gewissheiten habe ich", erklärte Marías vor einigen Jahren in einem Interview. Über sechs Millionen Exemplare seiner in 34 Sprachen übersetzten...

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  • 03.06.19
Kultur

Ian McEwans neuer Roman „Maschinen wie ich“
Nur die Beatles zum Leben erweckt

„Der erste wirklich funktionsfähige, künstliche Mensch mit überzeugender Intelligenz und glaubhaftem Äußeren, mit lebensechter Motorik und Mimik kam auf den Markt, eine Woche ehe unsere Truppen zu ihrer hoffnungslosen Falkland-Mission aufbrachen“, heißt es in Ian McEwans neuem, gleichermaßen faszinierenden wie gewagten Roman „Maschinen wie ich“. Der 70-jährige britische Autor, der ein Faible für Figuren in psychischen Grenzbereichen pflegt und uns wiederholt mit schockierenden Geschichten...

  • Wattenscheid
  • 23.05.19
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