Roman

Beiträge zum Thema Roman

Kultur

Milena Busquets' Roman „Meine verlorene Freundin“
Der Name der Toten

Welch furioser, aber auch beklemmender Romaneinstieg: „Gema ist für mich immer der Name einer Toten gewesen. Oder nicht immer, aber seit gut dreißig Jahren, und das ist fast dasselbe. Sie starb mit fünfzehn. Zwei Jahre später starb mein Vater.“ Die 50-jährige Autorin Milena Busquets, die nach ihrem Archäologiestudium in London in Barcelona lebt und arbeitet, nimmt einen thematischen Faden aus ihrem Bestseller „Auch das wird vergehen“ (2016) wieder auf. Hier wie dort geht es um den Verlust eines...

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  • 14.07.22
  • 1
Kultur

Katharina Korbachs Romandebüt „Sperling“
Das Mädchen aus dem Gemälde

"Sie hatten beide lange nichts gesagt, dem Regen gelauscht. Von draußen war trübes Licht ins Zimmer gefallen, das über die Wände zog, wann immer ein Auto vorüberfuhr. Illuminierte Quadrate, durchschnitten von den Bahnen der Tropfen auf den Fensterscheiben. Ein Schattentheater." Es geht ausgesprochen unaufgeregt im Romandebüt der 27-jährigen, in Berlin lebenden Autorin Katharina Korbach zu, die mit einigen Erzählungen bereits auf sich aufmerksam gemacht hatte. Im Mittelpunkt der Handlung stehen...

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  • 27.05.22
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Kultur

Kristine Bilkaus Roman „Nebenan“
Verstörendes Kleinstadtbiotop

"Es geht um das soziale Miteinander und die Orte, an denen es passiert. Oder wie Orte unser soziales Miteinander prägen können und umgekehrt, unser Miteinander sich in die Orte einschreibt", hatte Autorin Kristine Bilkau kürzlich in einem Interview mit dem NDR über ihren dritten Roman erklärt. Dieser von vielen subtilen Beobachtungen geprägte Roman droht den Leser mit seinem breiten Themenspektrum beinahe zu erschlagen. Es geht um zwei auf unterschiedliche Weise unglückliche Paare, um das...

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  • 11.05.22
  • 1
Kultur

Katharina Hackers Roman „Die Gäste“
Wenn die Ratten barfuß gehen

„Ich war neugierig, was mir meine Großmutter, die vor siebzehn Jahren gestorben war, wohl ausrichten wollte", denkt die Protagonistin Friederike an ihrem 50. Geburtstag, als sie einen Brief des Rechtsanwalts Kolk erhält, der sie in seine Kanzlei bittet. Es geht um eine folgenschwere Erbschaft. Autorin Katharina Hacker, die 2006 für ihren Roman "Die Habenichtse" mit dem Deutschen Bücherpreis ausgezeichnet wurde, hat schon einmal in einem Vorgängerwerk eine ungewöhnliche Erbschaft als Plot...

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  • 15.04.22
  • 1
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Kultur

Judith Kuckarts Roman „Café der Unsichtbaren“
Eine Prinzessin bei Shakespeare

„Ich wusste, wenn es mal nicht mehr weitergeht, kann ich mich für 20 Pfennig dahin wenden. Und gerade hier in der Gegend erlebte ich diesen Kontrast der Stadt immer sehr stark, das Glitzernde und das abgrundtief Hässliche“, hatte Schriftstellerin Judith Kuckart kürzlich in einem Interview über ihre persönlichen Erfahrungen im Berlin der frühen 1980er Jahre berichtet. In ihrem neuen Roman stehen sieben ehrenamtliche Mitarbeiter eines Berliner Sorgentelefons im Mittelpunkt und deren Arbeit am...

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  • 08.03.22
  • 1
Kultur

Gerda Blees' Roman „Wir sind das Licht“
Wenn die Socken sprechen

Eine Frau verhungert, und drei ihr nahestehende Personen schauen ihr dabei zu. Das ist der beklemmende Handlungsrahmen des Romans „Wir sind das Licht“ aus der Feder der 37-jährigen niederländischen Schriftstellerin Gerda Blees. Bisher waren lediglich eine Sammlung von Kurzgeschichten und ein schmaler Lyrikband aus der Feder der in Haarlem lebenden Autorin erschienen. Und nun dieser mit dem Preis des niederländischen Buchhandels und des Europäischen Literaturpreises ausgezeichnete Roman, der uns...

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  • 24.02.22
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Kultur

Annika Büsings Romandebüt „Nordstadt“
Stärker als das Schicksal

„Ich liebe dich, sage ich.“ Der erste Satz im Romanerstling von Annika Büsing kann leicht in die Irre führen. Hier geht es überhaupt nicht um Schmetterlinge im Bauch, um romantische Süßholzraspelei oder eine abenteuerliche Romanze. Im Debüt der in Bochum lebenden Gymnasiallehrerin für Deutsch und Religion stehen zwei Figuren im Mittelpunkt, denen das Schicksal ganz übel mitgespielt hat. „Sie ist stärker als dieses Schicksal“, hat die Autorin kürzlich im NDR-Kulturjournal über ihre Protagonistin...

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  • 21.02.22
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Kultur

Mieko Kawakamis Anti-Mobbing-Roman „Heaven“
Schwäche hat einen Sinn

Der erste Satz liest sich noch recht unverfänglich: „Eines Tages Ende April steckte zwischen den Bleistiften in meinem Federmäppchen ein mehrfach gefaltetes Stück Papier.“ Doch dann zieht uns die 45-jährige japanische Schriftstellerin Mieko Kawakami, die mit ihrem Roman „Brüste und Eier“ (dt. 2020) einen internationalen Bestseller gelandet hatte, sogartig in diesen Roman hinein. „Wir gehören zur selben Sorte“, steht in Druckbuchstaben auf dem Zettel, den der namenlose 14-jährige Ich-Erzähler...

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  • 15.01.22
Kultur

Stefanie vor Schultes vorzügliches Romandebüt
Leichen tropfen von den Bäumen

Es gibt sie doch noch, die so rar gewordenen Momente, wenn man aus dem immer unüberschaubarer werdenden Berg an Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt auf ein echtes Juwel stößt, wenn man die berühmt-berüchtigte Stecknadel im Heuhaufen ausfindig gemacht hat. Die 47-jährige, mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Marburg lebende Stefanie vor Schulte hat uns mit ihrem Romanerstling einen solchen Glücksmoment beschert. „Warum muss er finden, was niemand finden will. Warum muss er wissen, dass die...

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  • 04.01.22
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Kultur

Marieke Lucas Rijnevelds zweiter Roman
Weil ich der Teufel bin

Dieser Roman ist ausgesprochen mutig, er ist beklemmend und im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Er schickt den Leser auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle und lässt ihn am Ende tief erschüttert zurück. Die 30-jährige niederländische Autorin Marieke Lucas Rijneveld, die für ihren halb autobiografischen Erstling (dt.: „Was man sät“) gemeinsam mit der Übersetzerin Michele Hutchison 2020 mit dem International Booker Prize ausgezeichnet worden ist, hat sich in ihrem zweiten Roman auf...

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  • 21.12.21
Kultur

Elizabeth Strouts Roman „Oh William“
Im Kern ein Geheimnis

Es gibt handlungsarme Romane, in denen nicht viel geschieht, die aber dennoch fesseln, weil sie den Leser auf der emotionalen Ebene gefangen nehmen. Dies ist auch die große Kunst der 65-jährigen Amerikanerin Elizabeth Strout, die schon für ihren 1998 erschienenen Erstling „Amy und Isabelle“ preisgekrönt wurde, die später viele Jahre als Dozentin für kreatives Schreiben tätig war und 2009 für ihren Roman „Olive Kitteridge“ (deutsch: „Mit Blick aufs Meer“) den Pulitzer-Preis erhalten hat. Der...

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  • 30.11.21
Kultur

Julia Francks Erinnerungsbuch „Welten auseinander“
Überwinden der Scham

„Das Instrument des Überwindens der Scham ist das Schreiben“, bekannte die Schriftstellerin Julia Franck kürzlich in einem Interview über ihr neues Buch, das vom Verlag bewusst nicht als Roman etikettiert wurde und eher als auto-fiktionales Erinnerungsbuch daher kommt. Für „Die Mittagsfrau“ (2007), in mehr als 30 Sprachen übersetzt und mit mehr als eine Millionen verkaufter Exemplare ein wahrer Bestseller, war die inzwischen 51-jährige Autorin mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden....

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  • 29.10.21
Kultur

Irene Disches Roman „Die militante Madonna“
Chevalier in Frauenkleidern

„Ich wollte ihn hinters Licht führen, wie ich alle Menschen hinters Licht führte“, lässt Irene Dische ihre Romanhauptfigur Chevalier d'Eon de Beaumont sagen. Der Protagonist ist eine reale Figur aus der Geschichte, lebte von 1728 bis 1810, war ein enger Vertrauter des französischen Königs Ludwig XV und der wahrscheinlich erste bekennende Transvestit. Die überwiegend in Berlin lebende amerikanische Schriftstellerin Irene Dische, die 1989 mit ihren Erzählungen „Fromme Lügen“ hierzulande den...

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  • 21.10.21
  • 1
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Kultur

Natascha Wodins Roman „Nastjas Tränen“
Klavier spielen auf dem Cello

„Die Treppe herauf kam eine sehr schmale, schüchtern wirkende Frau, die etwa fünfzig Jahre alt sein mochte, aber aussah wie ein Mädchen. Sie trug Jeans und einen Rucksack auf den Schultern.“ So beschreibt die inzwischen 76-jährige Schriftstellerin Natascha Wodin die Protagonistin ihres neuen Romans. Wodin, deren literarisches Werk durchgehend einen autobiografischen Background hat, war vor vier Jahren für ihren Roman „Sie kam aus Mariupol“ mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet...

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  • 29.09.21
Kultur

Jenny Erpenbecks hochambitionierter Roman „Kairos“
Doppeltes Aus

Ein Staat liegt in seinen letzten Zügen, und eine Liebesbeziehung geht in die Brüche. Die Rede ist von der DDR und von einem unkonventionellen Paar, das die 54-jährige Berlinerin Jenny Erpenbeck ins Zentrum ihres neuen Roman gestellt hat. So wie die DDR einst mit großen Ansprüchen angetreten ist, so außergewöhnlich und leicht elitär ist auch die Liaison zwischen dem Schriftsteller Hans (Anfang 50) und der Bühnenbildnerin Katharina (19), deren Vita einige Parallelen zu der ihrer Schöpferin Jenny...

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  • 08.09.21
Kultur

Antje Ravik Strubels Roman „Blaue Frau“
Schreiben, um nicht umzukommen

„Man hat ohnehin schon das Problem der Scham und des Schuldgefühls, wenn einem so etwas widerfährt. Überhaupt diese Schwelle zu überwinden, davon zu erzählen. Und dann wird man noch damit konfrontiert, dass einem der Vorwurf der Lüge gemacht wird. Das ist eine sehr heikle Situation. Das fand ich wichtig, darüber zu schreiben“, erklärte die in Potsdam lebende Autorin Antje Ravik Strubel über die gedankliche Vorgeschichte ihres neuen Romans, in dem sexualisierte Gewalt eine zentrale Rolle spielt....

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  • 31.08.21
Kultur

Eva Menasses Roman „Dunkelblum“
Nicht das Ende der Geschichte

„Ich wollte keinen historischen Roman schreiben, sondern eine paradigmatische Menschheitsgeschichte, wie sie eben immer wieder passiert“, erklärte die Schriftstellerin Eva Menasse über ihren opulenten Roman „Dunkelblum“. Die 51-jährige Menasse, Halbschwester des Schriftstellers Robert Menasse und Ex-Ehefrau des Erfolgsautors Michael Kumpfmüller, hatte 2005 mit ihrem opulenten und verdientermaßen hochgelobten Debütwerk "Vienna" gleich für reichlich Furore gesorgt. Vor acht Jahren hatte sich die...

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  • 23.08.21
Kultur

Sigrid Nunez' vorzüglicher, empathischer Roman „Was fehlt dir“
Traurig und glücklich

„Wenn die Leute fragen, warum ich mich so hingezogen fühle zum Thema Sterblichkeit, dann will ich immer antworten, dass es doch eher so ist, dass die Sterblichkeit mich zu sich heranzieht“, erklärte die kürzlich 70 Jahre alt gewordene amerikanische Autorin Sigrid Nunez, die erst 2018 mit ihrem später mit dem National Book Award ausgezeichneten Roman „Der Freund“ den literarischen Durchbruch geschafft hatte. Nunez, die äußerst lesenswerte semi-fiktive Bücher über Virgina Woolf und Susan Sontag...

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  • 03.08.21
  • 1
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Kultur

Johanna Adorjáns ambitionierter Zeitgeist-Roman „Ciao“
Feuilleton und digitaler Wandel

Wenn eine bekannte Feuilletonistin in ihrem Roman über eine männliche „Edelfeder“ des Metiers schreibt, einen Blick in den inneren Zirkel einer großen Zeitung wirft und vehement verneint, dass es sich um einen Schlüsselroman handelt, dann birgt dies jede Menge Stolperfallen, und es ist äußerste Vorsicht geboten. Autorin Johanna Adorján, die gerade ihren 50. Geburtstag gefeiert hat, war 15 Jahre für das Feuilleton der FAZ tätig, ehe sie 2016 zur Süddeutschen Zeitung wechselte. Vor allem ihre...

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  • 09.07.21
Kultur

Leila Slimanis großartiger Roman „Das Land der Anderen“
Zu keiner Seite gehören

Sie wird im Oktober erst vierzig Jahre alt, hat bereits 2016 den renommierten „Prix Goncourt“ erhalten und nun schon drei bedeutende Romane vorgelegt. Die Rede ist von der in Rabat geborenen und seit vielen Jahren in Paris lebenden Leila Slimani. Ihr 2017 in deutscher Übersetzung erschienener, preisgekrönter Roman „Dann schlaf auch du“, in dem ein Kindermädchen zur Mörderin wird, wurde in Frankreich im ersten Jahr gleich 350.000-mal verkauft. In ihrem dritten Roman hat die Tochter aus...

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  • 31.05.21
  • 1
  • 1
Kultur

Judith Hermanns Roman „Daheim“
Die zersägte Frau

Um die Suche nach einer geografischen wie auch geistigen Heimat befinden sich die Figuren in Judith Hermanns zweitem Roman „Daheim“. Mit der inzwischen 51-jährigen Autorin sind auch ihre Protagonisten gealtert. Vor 23 Jahren hat Hermann mit ihrem literarischen Debütwerk „Sommerhaus, später“ gleich einen grandiosen Erfolg gefeiert. Der Band avancierte zum Bestseller, und der Name Judith Hermann galt fortan beinahe als Synonym für das mediale Phänomen „Fräuleinwunder“. Als „Stimme ihrer...

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  • 07.05.21
Kultur

Mareike Krügels Roman „Schwester“
Fifty ways to leave your lover

„Sie brauchte einen Moment ganz ohne Informationen und Eindrücke, sonst würde es passieren, hier und jetzt, es würde das passieren, was sie immer schon befürchtet hatte: Sie würde verrückt werden“, geht es Iulia durch den Kopf, eine der Hauptfiguren im neuen Roman der 44-jährigen, in Schleswig-Holstein lebenden Schriftstellerin Mareike Krügel, die 2017 mit ihrem Roman „Sieh mich an“ auf beachtliche Resonanz gestoßen war. Krügel hat ihren vielschichtigen Roman in jener Gegend angesiedelt, die...

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  • 29.04.21
Kultur

Juli Zehs höchst aktueller Roman „Über Menschen“
Das Zauberwort „trotzdem“

„Weitermachen. Nicht nachdenken.“ Gleich zweimal finden sich diese markigen Worte auf der ersten Seite von Juli Zehs neuem Roman, der sich ganz nah am Zeitgeist bewegt und dessen Handlung zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 spielt. Diese zeitliche Nähe und auch das Abarbeiten von landläufigen Klischees ist für einen Roman nicht unproblematisch, aber die routinierte Erfolgsautorin Juli Zeh, die 2002 für ihren inzwischen in 35 Sprachen übersetzten Debütroman "Adler und Engel" den...

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  • 25.03.21
Kultur

zum 25. Todestag der Schriftstellerin Marguerite Duras am 3. März
Täglich ins Schreibbüro

„Ich schreibe, um mein Ich ins Buch zu verlagern. Um meine Bedeutung zu verringern“, hatte Marguerite Duras einmal ihren Schreibimpuls zu erklären versucht. Ihre Produktivität war beinahe beängstigend. Seit Anfang der 1940er Jahre hatte sie über 50 Bücher unterschiedlichster „Couleur“ veröffentlicht. Bis 1985 war allerdings nur der Roman "Hiroshima mon amour" in deutscher Übersetzung erhältlich, der 1958 von Alain Resnais für die Leinwand inszeniert wurde. Dann löste der Erfolg des Romans "Der...

  • Wattenscheid
  • 24.02.21
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