Große Trauer
Wesels Ehrenbürger Ernest Kolman verstorben

Ernest Kolman ist am 11. Januar im Alter von 94 Jahren in London verstorben. | Foto: Stadtarchiv Wesel
  • Ernest Kolman ist am 11. Januar im Alter von 94 Jahren in London verstorben.
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Ernest Kolman ist am 11. Januar im Alter von 94 Jahren in London verstorben. Die Stadt Wesel trauert um ihren Ehrenbürger, geboren am 1. Juni 1926 in Wesel als Ernst Kohlmann.

„Ernest Kolman gehört zu den bedeutendsten Söhnen unserer Stadt. Als Kind musste er vor den Gräueltaten der Nationalsozialisten fliehen. Dennoch hat er uns seine Hand gereicht – damit sich ein solches Leid wie das, das die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erlitten haben, niemals wiederholt", sagt Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. 

Auch der Jüdisch-Christliche Freundeskreis zeigt sich sehr betroffen. „Ernest Kolman ist eine Institution in Wesel. Er mahnte uns ein um das andere Mal, sehr emotional, wozu Hass und Antisemitismus führen. Dabei gelang es ihm immer, seine Zuhörerinnen und Zuhörer mitzunehmen“, erzählt Wolfgang Jung, Vorsitzender des Jüdisch-Christlichen Freundeskreis.

1988, zum 50. Jahrestag der Novemberpogrome, folgte Ernest Kolman einer Einladung der Stadt Wesel. Zum Gedenken an die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Wesel wurde seinerzeit am Willibrordi-Dom ein Mahnmal eingeweiht. Aus diesem Anlass hatte die Stadt die noch lebenden ehemaligen jüdischen Weseler Bürger eingeladen - 16 von ihnen folgten der Einladung. Seit diesem Zeitpunkt kam Ernest Kolman regelmäßig nach Wesel. Bis zu seinem Tod hat er seine Heimatstadt mehr als 30 Mal besucht.

Kolman leistete Aufklärungsarbeit

In dieser Zeit hat Ernest Kolman sich mit großem Engagement der Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit in Wesel gewidmet. Als Zeitzeuge berichtete er von der Verfolgung in der NS-Zeit und von der Geschichte der Juden im Dritten Reich. Er besuchte Schulen, Museen, Vereine und viele andere gesellschaftliche Gruppen. Vor allem mit jungen Menschen sprach er intensiv, um die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten. Ernest Kolman wurde nicht müde, über das Schicksal seiner Familie und das der Juden zu berichten, aufzuklären und zu mahnen.

Im Juni 2016 wurde er in einer Sondersitzung des Rates, zu seinem 90. Geburtstag, zum Ehrenbürger der Stadt Wesel ernannt. Es ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt Wesel zu vergeben hat.

Online-Kondolenzbuch ist eingerichtet

Ernst Kohlmann, so sein ursprünglicher Name, wurde am 1. Juni 1926 in Wesel geboren. Hier besuchte er die Volksschule. Nach dem Umzug der Familie nach Köln 1934 war er Schüler der Städtischen Israelitischen Volksschule in der Lützowstraße. Anschließend besuchte er das Jüdische Realgymnasium Jawne in Köln. Am 18. Januar 1939 kam er mit dem ersten Kindertransport, den das Jawne-Gymnasium organsiert hatte, nach England und entging so dem Konzentrationslager. Seine Eltern sah er nie wieder. Sie wurden am 4. Dezember 1941 aus Köln deportiert und im Juli 1944 in Riga ermordet. Seine ältere Schwester Margrit überlebte verschiedene Konzentrationslager. Sie ging nach Amerika und lebte bis zu ihrem Tod 2016 in Chicago.

Ernst Kohlmann anglisierte seinen Namen in Ernest Kolman und nahm 1947 die britische Staatsangehörigkeit an. Er machte sich als Maler und Dekorateur selbstständig und bekam mit seiner Frau Eva einen Sohn und eine Tochter. Die Familie lebte in London. Seine Ehefrau starb im Jahr 2013. Bis zu seinem Tod lebte Ernest Kolman in seinem Haus in London.

Ein Online-Kondolenzbuch wurde auf der städtischen Internetseite www.wesel.de eingerichtet.

Autor:

Lokalkompass Wesel aus Wesel

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