RSV Unna: Über 1 500 Radrennen in 50 Jahren
Begeisterung für Rennsport wie Radtouristik

Das erste Radrennen fand 1969 in der Gartenvorstadt statt. Mit dabei Hans Kuhn (noch beim PSV Köln), Trott, Muddemann, Kuhn, Kuiper (v.r.) | Foto: RSV Unna
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  • Das erste Radrennen fand 1969 in der Gartenvorstadt statt. Mit dabei Hans Kuhn (noch beim PSV Köln), Trott, Muddemann, Kuhn, Kuiper (v.r.)
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Selbst wer so gar nichts mit Radsport zu tun hat stand häufig begeistert zwischen rund 30 Tsd. Zuschauern bei der Unnaer Radnacht oder beim "Osterrennen durch den Kreis Unna", an denen Fahrer von Weltklasse an den Start gingen. Radtouristik und Volksradfahrten sind beliebte Aktivitäten auch für Familien geworden und feste Größen im Sportkalender. Doch viel länger ist die Liste der Erfolge im Radrennsport des RSV Unna. Auf fünf Jahrzehnte blickt der Verein in diesem Jahr zurück.

Den Anlass zur Gründung des RSC Unna (später RSV) gaben einst Hans Kuhn und Hans Wulf. Beide trainierten beim RV 31 Fröndenberg, wechselten dann aber zu einem Verein in Köln. Talente an andere Clubs zu verlieren, das wollte sich der Unnaer Reinhold Böhm, selbst A-Klasse-Fahrer beim RV 31 nicht länger anschauen. Der Inhaber der „Bastler-Zentrale“ in der Hellwegstadt rief mit Sportkameraden und Sponsoren den RSC Unna ins Leben. In das Vereinsregister ist Reinhold Böhm als erster Geschäftsführer eingetragen, neben dem ersten Gründungsvorsitzenden Peltner.
Radrennen - international
Die erste Radsportveranstaltung war ein Rundstrecken-Radrennen in der Gartenvorstadt.  Bereits ein Jahr später wurde das Rennen international und stellte auch gleich mit Karl-Heinz Thiele, Wilfried Trott und Hans Kuhn die Sieger. Rund 30 Siege pro Jahr fuhr Thiele ein und schmiedete den Ruf des Vereins von Anfang an. Gleichzeitig fanden immer mehr Jugendfahrer, später auch Amateurfahrer, den Weg zum neuen Club in der Hellwegstadt. Der tastete sich an die Organisation größerer Wettbewerbe wie die Landesmeisterschaft NRW heran. Es gab viel Lob für die Veranstalter. Die Gemeinden im Kreis Unna per Rad zu verbinden war der Leitgedanke von Reinhold Böhm. Die Route für ein Straßenradrennen über 180 km wurde geplant, das erste Osterennen durch den Kreis Unna lief 1973 durch das Gebiet. Die Begeisterung der Bürger entlang der Strecke war so enorm, dass ab 1974 viele Nationen in Unna an den Start gingen, das „Internationale Osterrennen“ war geboren. Das Rennen 1975 entschied Straßenweltmeister Richard Szurkowski, der auch mit dem späteren Vereinstrainer Lucjan Liß, dem Vater von Lucas Liß, Viererweltmeister geworden war, für sich. Radsportlegende Didi Thurau gewann sein erstes Profi-Rennen im Industriegebiet Ost in Unna.
Den guten Ruf verdankt der RSV Unna auch dem vorbildlichen Engagement seiner Mitglieder. Vor 40 Jahren lag der Verein anlässlich der Deutschen Jugendmeisterschaft im Straßenfahren mit exakten Zielfotos und einer CB-Funk-Live-Übertragung ganz vorne unter den internationalen Veranstaltern.
Der Weg führte Ende der 70er Jahre auch zum Breitensport. In der Radtourenabteilung finden Interessenten heute ein vielfältiges Angebot von Schlösserfahrten bis zu Radtouristikfahrten (RTF) mit über 1000 Startern.
Erste Titel
Erster Titelträger des Rennsports war Frank Ommer, der 1983 „Deutscher Meister im Crossfahren“ und Militärweltmeister wurde. Hauptsponsor des Vereins war Radhersteller Kettler, der den Club als Plattform für seine Aluräder nutzte. Die steuerrechtliche Bewertung der Leih-Rennräder von Kettler bereitete dem RSC aber Kopfzerbrechen. Die Umbenennung in Radsport-Verein stellte schließlich das Finanzamt zufrieden. Ab 1984 übernahm dann Hans Kuhn den Vorsitz. Es ist die Initialzündung für zahlreiche Rundstrecken-Radrennen, die der RSV bis heute organisiert und die weit über die Landesgrenzen beliebt sind. Mannschaftssiege der Viererteams, besonders in der Juniorenklasse, steigern die Beliebtheit des Vereins. Über Cross-Rennen im Bornekamp und später in der City berichten TV-Sender. Gleichzeitig steigen immer mehr Freizeitradler in die Pedale bei Ausfahrten zum Möhnesee und beim Volksradfahren in Fröndenberg. Ab 1990 stellt der Verein nahezu jedes Jahr einen Fahrer im Nationalteam.
Erik Zabel
Die Ära der Osterrennen ging schließlich 1998 zu Ende, als Auflagen der Verkehrsicherheitsbehörden zu umfangreich wurden. Beim vorletzten Rennen verwies RSV-Fahrer Erik Zabel den Radstar Rolf Aldag auf Platz 2. Mit Charlotte Becker tritt eine junge Frau ins Rampenlicht des RSV Unna. Sie wird Deutsche Meisterin im Duathlon und holt einige Jahre später den WM-Titel im Team-Zeitfahren.
Das letzte 26. Osterrennen entschied bezeichnenderweise der aktuelle Bundestrainer Ralf Grabsch für sich. Und Lokalmatador Erik Zabel präsentierte sein Grünes Trikot der Tour de France 1999 in Unna. Nach dem Ende der Osterrennen machte sich Reinhold Böhm Gedanken über ein neues Highlight. Mit einem städtischen Team organisierte er mit dem RSV  im neuen Jahrtausend ein internationales Rundstreckenrennen mit Weltklasseprofis in der Innenstadt – Die Radnacht war geboren und lockte direkt 20.000 Zuschauer. Acht Mal erlebt Unna Radprofis von Weltruf bei dem Event.
Junge Fahrer
Intensiver Jugendarbeit ist zu verdanken, dass der RSV Unna bis heute fast jedes Jahr einen Fahrer in das Nationalteam schickt. Es sind derzeit: Charlotte Becker, Lucas Liß, Luca Felix Happke, Aaron Grosser, Justin Wolf, Jon Knolle, Michel Heßmann und Franziska Koch. Ein vorläufiger Höhepunkt der Vereinsgeschichte war die Drei-Länder-Meisterschaft U23 im Kreis Unna am 17. Juni d.J. Im Gedenken an Reinhold Böhm, der im Jahr zuvor verstarb, widmete der RSV Unna ihm die Veranstaltung. Und 2018 soll das erfolgreichste der Vereinsgeschichte werden. 22 Medaillen erfahren die Sportler national und international. Tatjana Paller wird Bahn-Europameisterin im Punktefahren, Lucas Liß der WM-Vize im Scratch, mit dem MTB wird Franzi Koch dreifache Dt. Meisterin, 6. in der Europa- und 5. in der Weltmeisterschaft.  Geschäftsführer Frank Schemmer: "Mehr Nachwuchsarbeit geht im Moment auch nicht, unsere Teams sind voll." 
Nachwuchsarbeit
Es sind die Früchte erfolgreicher Arbeit mit und für den Nachwuchs.
Dafür steht und damit eng verbunden ist Hans Kuhn. Das Jubiläum exakt im Jahr seines 70. Geburtstages hat für ihn eine besondere Bedeutung. Der Sportpädagoge und Schulleiter i.R. holte mit 20 Jahren den Deutschlandpokal mit dem Nationalvierer. Die Amateurklasse war sein Metier. Seit 34 Jahren lenkt er die Geschicke des Vereins im Vorstand. War Hans Kuhn früher selbst sehr aktiv, bemüht er sich heute noch stärker um die Begeisterung der jungen Generation für den Zweiradsport. Derzeit trainieren fünfzehn Sportler der U11/ U13 Klasse bei dem Verein. Als Moderator und Rennsprecher ist Hans Kuhn bis heute wegen seines Fachwissens äusserst geschätzt.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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