Auf Wiedersehen!

Ösen klappern macht Spaß!
  • Ösen klappern macht Spaß!
  • hochgeladen von Eva Bock

Das Schuljahr geht dem Ende zu und die Kinder der
Theater AG wollen in die Eisdiele, als Belohnung für die gelungene Aufführung.
Nach all den verregneten Juni-Tagen scheint endlich wieder die Sonne und wir haben uns den heißesten Tag der Woche für unseren Ausflug ausgewählt.
Schon nach den ersten 50 Metern, also eigentlich noch auf dem Schulhof, jammern die Ersten: “Wie weit ist es denn noch? Es ist sooo heiß!!!“
Die Mädchen winden sich während des Gehens, die Arme verborgen unter dem T-Shirt, aus ihren Unterhemden. Die Träger machen dabei verdächtige Reiß- und Knackgeräusche.
Also halten wir kurz, damit sie sich hinter einem parkenden Auto versteckt, ausziehen können.
Die Jungen lachen laut über diese Umständlichkeiten, reißen sich einfach ihre Hemden vom Oberkörper und aller Ballast wird kommentarlos in meine Handtasche gestopft.
Verknüllte Fußballtrikots neben „Hello-Kitty“- Hemdchen.
Es ist wirklich heiß.
Wir kreuzen die Sterkrader Strasse, immer auf der Suche nach Schattenplätzen.
Die Kinder sind fröhlich, singen Fußballlieder – am Abend spielt Deutschland im Halbfinale.
Es wird fachmännisch diskutiert, dazwischen kreischt immer wieder eines der Mädchen, weil es von irgendjemand geärgert wird.
Die Musikalität nimmt ihren Höhepunkt an der Mühle, als wir uns schattenseitig zwischen der wuchernden Hecke und der Baustellenabgrenzung hindurch zwängen.
Die halbhohen Baustellenzäune haben an beiden Enden bewegliche Ösen.
Metall-Ösen machen beim Herunterklappen ein wunderbar durchdringendes Geräusch.
Als das erste Kind die schmale Gasse betritt und die Öse fallen lässt, macht es: „Klong!“
Und als das zweite Kind hinterher geht macht das Echo: „Klong – Klong!“
Beim dritten wird ein Rhythmus daraus und unüberhörbar durchschreiten schließlich
11 Kinder und ein Erwachsener mit einem: “Klong-Tsching-KlongKlong-Tsching“ den Baustellenbereich.
Ich ertappe mich wie ich beginne ihr Spiel zu reglementieren und ärgere mich gleichzeitig, weil ich mir mit dem Nörgeln selbst den Spaß an der Sache nehme.
Plötzlich aufgeregter Tumult.
Ein Dixie-Klo! Ein nicht abgesperrtes Dixie-Klo!
11 Kinder drängeln sich in der Tür, weil jeder einmal in ein solches Plastikklo hineinschauen will. Ebenso schnell wie drinnen sind sie auch wieder draußen, da es, wie sie unisono feststellen, fürchterlich stinkt. Ich schaffe es die Bande weiter zu treiben, begleitet von einer leicht nach Fäkalien riechenden Duftwolke.
Dann ist es geschafft.
Erschöpft plumpsen wir in der Eisdiele De Rocco auf die Sitze und bestellen Eis und Getränke.
Jeder darf nehmen was er möchte.
Zarte Mädchen stopfen sich mit Bergen von Spaghetti-Eis voll (Ohne Sahne. Sahne mag ich nicht!), während zu meiner Überraschung sich die Jungen mit 3 Kügelchen begnügen (Gehirnfrost!). Ich wiederrum genieße den ruhigen Moment einträchtigen Schmatzens.
Die Erfrischung weckt die Geister. Der Heimweg wird mehr gehopst als gegangen.
Da! Das Dixie-Klo (Wieder stecken sie ihre Köpfe hinein?!).
Das Klong-Klong an der Baustelle.
Gekitzel, gekreische, geschubse…
Die Kinder singen wieder, nur noch wenige Meter bis zur Schule, die Eltern warten schon und winken, eilig grabschen Kinderhände nach ihren Kleidungsstücken in meiner Tasche, ein letztes „Tschüss“, Autotüren klappen, Fahrradglocken klingeln……und sie sind weg.

Ich stehe einen Moment und höre in mich.

Alles ist gut.

Autor:

Eva Bock aus Dinslaken

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.