Kasperletheater im Dortmunder Rat: Schwarzrotgrüngelbe Laienschauspieler gaben "Resolution" - Sierau kündigt indirekt Rücktritt an

Der alte Bierkutscher neben dem Rathaus im Dortmunder Stadtgarten interessierte sich auch nicht sonderlich für die Aufführung "Resolution" im Rahmen des kommunalen Kasperletheaters. | Foto: Anneke Wardenbach, Stadt Dortmund
  • Der alte Bierkutscher neben dem Rathaus im Dortmunder Stadtgarten interessierte sich auch nicht sonderlich für die Aufführung "Resolution" im Rahmen des kommunalen Kasperletheaters.
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Das Sparen von rund € 500.000 dürfte schon das beste Argument für die Zusammenlegung der drei kommunalen Wahlen sein. Aber obwohl Rechtsdezernentin Jägers sowie der Regierungspräsident erklärt haben, dass ein Rücktritt des Oberbürgermeisters rechtlich nicht zu beanstanden sei, führten heute die Rathausfraktionen von SPD, CDU, Grüne und FDP/BL ein gemeinsames Kasperletheater auf. Die private Entscheidung des Oberbürgermeisters Sierau, ob er nun zurücktritt oder nicht, wurde bereits im Voraus mit zahlreichen Resolutionsentwürfen gewürdigt. Wobei um jedes Komma gefeilscht wurde.

Nun haben sich SPD, CDU, Grüne und FDP-BL auf eine gemeinsame Resolution geeinigt. Eine abschließende Entscheidung wurde von Sierau aber immer noch nicht gefällt. Allerdings kündigte er indirekt eigentlich seinen Rücktritt an.

Kasperletheater nahm seinen Lauf

Da möchte man hoffen, dass weitere private Entscheidungen des Bürgers Sierau nicht auch von weiteren Rathausresolutionen heimgesucht werden. Mal davon abgesehen, dass Resolutionen des Stadtrates sich in der Regel an die Landes- oder Bundesregierung richten, um auf Probleme zu verweisen, die man selber nicht wirklich anpacken kann. Das Kasperletheater nahm seinen Lauf, obwohl alle Rathausfraktion von SPD, CDU, Grüne, FDP/BL bis zu den LINKEN eigentlich für die Zusammenlegung der drei Wahlen sind.

Führende Sozialdemokraten mutmaßen wohl aus eigener Erfahrung, schließlich klagten SPD-Mitglieder eifrig gegen die letzte Wahlwiederholung, obwohl der Wahlbetrug der SPD ja offensichtlich war, dass die anderen Parteien ähnlich querulatorisch vorgehen könnten.

Sieraus Wiederwahl kein Selbstläufer

Spannend wäre vielleicht noch die Frage, was Herrn Sierau zu seiner kurzfristen, privaten Entscheidung bewogen hat. Letztlich konnte Sierau innerparteilichen Gegenspielern, mutmaßlich allen voran wohl Kämmerer, Stadtdirektor, Kulturdezernent und Personaldezernent in einer Person, Jörg Stüdemann, die Zeit zum Warmlaufen für eine Gegenkandidatur nehmen. Eine Wiederaufstellung Sieraus durch die Dortmunder SPD wäre in zwei Jahren definitiv kein automatischer Selbstläufer gewesen. Auch die schwarze Konkurrenz dürfte durch den Taschenspielertrick der Chance beraubt sein, einen adäquaten Gegenkandidaten aufzubauen. Die personell ausgebrannte Dortmunder SPD dürfte froh sein, angesichts des Abgangs zahlreicher alter Kader, überhaupt ein akzeptables Zugpferd für den Kommunalwahlkampf zu haben. Wer von den Wählerinnen und Wählern kennt denn schon die potentiellen Nachfolger des langjährigen SPD-Fraktionsvorsitzenden Ernst Prüsse?

Katastrophale Gesamtbilanz der Rathaus-SPD

Letztlich dürfte auch ein durch Sierau personalisierter Wahlkampf von der katastrophalen Gesamtbilanz der Dortmunder Rathaus-SPD ablenken. Das ewige Haushaltsloch, die Rekordarbeitslosigkeit, das U-Turm Desaster, der drohende Ausbau des defizitären Flughafens, um nur einige Baustellen zu nennen, sollen dahinter verblassen.

Schwarzrotgrüngelbe Laienschauspieler

Die Dortmunder LINKEN, deren Fraktionsvorsitzender Utz Kowalewski bei einer Internetumfrage der Ruhrnachrichten sportliche 18 Prozent Zustimmung erfahren hat, machten letztlich das einzig Richtige angesichts der bühnenreifen Aufführung der schwarzrotgrüngelben Laienschauspieler. Sie beteiligten sich nicht an dem Kasperletheater "Resolution" und enthielten sich daher nicht nur bei der Abstimmung, sondern sie nahmen an der Abstimmung erst gar nicht teil.

Auf der Internetseite der Ruhrnachrichten gab es sogar einen Liveticker.

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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