Soziales
Die Werkhof-Gärtnerei in Grevel

Markus Georg und Rita Breker-Kremer auf dem Gelände der Gärtnerei in Grevel. | Foto: Schwalbert
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Die meisten Menschen, die in der Gärtnerei des Werkhofs in Grevel arbeiten, hat irgendetwas in ihrem Leben aus der Bahn geworfen. Sie kommen aus schwierigen familiären Verhältnissen, haben psychische Probleme, Drogen- oder Alkoholerfahrungen oder eine abgebrochene Schulkarriere hinter sich.

In der Gärtnerei werden sie geerdet, und das im wahrsten Sinne des Wortes. "Sie lernen, Verantwortung für etwas Lebendiges zu übernehmen und manche machen zum ersten Mal in ihrem Leben die Erfahrung, dass ihnen etwas zugetraut wird", erzählt Rita Breker-Kremer, die seit rund 30 Jahren die Gärtnerei leitet.

"Rita", wie sie von den Mitarbeitern genannt wird, ist die Seele des Betriebes. Alle paar Minuten kommt jemand zu ihr mit einer Frage: "Was soll ich jetzt tun? Wo ist das Saatgut, das ich jetzt brauche?"

Rita Breker-Kremer ist nicht nur ausgebildete Gärtnerin, sondern auch studierte Sozialpädagogin. Sie muss nicht nur die 40 Mitarbeiter beschäftigen, die in den verschiedensten Projekten der gGmbH Werkhof arbeiten, sondern sie sorgt auch noch mit einem kleinen professionellen Stab in der Service-GmbH Vermarktung dafür, dass die Gärtnerei genug Ware produziert.

Das geschieht nach dem biologisch-dynamischen Demeter-Standard, das Bio-Gemüse wird sowohl auf Wochenmärkten als auch im gärtnerei-eigenen Laden und über die Liefer-Abo-Gemüsekiste vermarktet. Die Gärtnerei kümmert sich obendrein um die Erhaltung seltener Gemüsesorten, berät Interessierte zu Wildkräutern und Bienenweiden. 

So bietet die Gärtnerei rund hundert verschiedene Tomatensamen-Sorten und 35 Chili-Samensorten an. Immer stärker greifen die Hobbygärtner der Umgebung auf das Angebot an Jungpflanzen zurück.

Im Moment wachsen seltene Grünkohl-Sorten wie die Lippische Palme oder die filigrane Lärchenzunge im Freiland."Wir probieren jedes Jahr etwas Neues aus", erklärt Rita-Breker-Kremer. In Zukunft soll auf dem Gelände auch noch ein kleiner Garten für Kindergärten und Schulkinder entstehen.

Seit rund 35 Jahren gibt es die Gärtnerei nun schon in Grevel, gestartet ist sie als anthroposophische Jugendwerkstatt. Seit 20 Jahren gibt es Projekte für schulmüde Jugendliche, und seit rund zehn Jahren gehören die Gärtnerei und andere Werkstätten im Dortmunder Nordosten nach der Insolvenz des ersten Trägers zur Werkhof Unna gGmbH. „Wir haben hier mit unseren Werkstätten ein gutes Standing“, erklärt Standortleiter Markus Georg. Der Werkhof ist ein mittelgroßer Träger, der mit anderen Trägern wie der AWO, Caritas, Dobeq und Grünbau kooperiert.

„Wir versuchen in den Projekten natürlich, den Menschen Perspektiven zu eröffnen, damit sie wieder Hoffnung schöpfen können“, so Markus Georg. Viele Mitarbeiter in dem Projekt zur sozialen Teilhabe sind mehr als zehn Jahre arbeitslos, sie sind oft deprimiert und denken, dass sie nichts wert sind – diesen Kreislauf wollen wir aufbrechen.“

Viel Wert wird beim Werkhof darauf gelegt, dass die Mitarbeiter aller Werkstätten mit sinnvoller Arbeit beschäftigt werden: „Es gibt Logistikprojekte, das schieben die Leute leere Kisten hin und her. Das ist bei uns anders. Wenn die Logistiker bei der Warenhaltung einen Fehler machen, bekommen sie die Konsequenzen hautnah mit.“

Doch gerade das Projekt zur sozialen Teilhabe läuft im nächsten Jahr aus – wie das Nachfolgeprojekt aussehen wird, weiß aus Georg noch nicht.

Mitten im Gespräch kommt ein Mitarbeiter ins Büro. Er bekomme kein Geld von der ARGE, habe seit drei Wochen kein Geld, um Essen zu kaufen. Ein Einzelfall in dieser Härte, doch Probleme mit der Verwaltung von ARGE und Jobcenter gebe es oft, sagen Breker-Kremer und Georg übereinstimmend.

Telefonanrufe, um Dinge zu regeln sind ihr tägliches Brot: „Am Anfang steht eigentlich immer, das Leben zu sortieren. Viele sind damit einfach überfordert. Wir gucken zuerst immer: Wo können wir helfen,wo muss man an andere Stellen weiter überweisen?“

Doch es gibt auch Erfolgsgeschichten: Der Schüler, der den Abschluss nach Klasse 9 schafft, der Teilnehmer, der nach dem Projekt in Arbeit oder Ausbildung kommt: „Das ist am Schönsten, gelingt aber nicht bei allen“, resümiert Rita Breker-Kremer.

Infos:

Werkhof-Gärtnerei
Werzenkamp 30
44329 Dortmund Grevel

Fläche:
½ HA Fläche unter Folie bzw. Glas
4 ½ HA Freiland

40 Mitarbeiter in Projekten, fünf festangestellte Mitarbeiter

Lieferservice: www.abokiste24.de

Öffnungszeiten Bio-Laden: Di und Fr, 10 – 18 Uhr
Tel. 72 98 92 30

Wochenmarkt: Mitte, Mi+SA

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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