FAZ: Offener Brief von Mathias Döpfner (Springer) an Eric Schmidt (Google) "Warum wir Google fürchten"

Mathias Döpfner ist Vorstandsvorsitzender des deutschen Medienunternehmens Axel Springer SE. | Foto: Axel Springer AG
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Das kritische Internetportal nachdenkseiten.de des Nationalökonomen Albrecht Müller, des Juristen Wolfgang Lieb sowie des Journalisten Jens Berger empfiehlt derzeit die Lektüre des FAZ-Artikels "Warum wir Google fürchten" aus der FAZ-Internetausgabe vom 16. April 2014. Ausgerechnet der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Mathias Döpfner, schildert dort in einem Offenen Brief an den Google-Mitinhaber (10 Prozent laut wikipedia) und Mitglied des Google-Aufsichtsrates Eric Schmidt, warum Döpfner und letztlich auch alle normalen Internetnutzer Google fürchten sollten, ja fürchten müssen.

Erstaunlicherweise findet man Döpfners Beitrag im Feuilleton der FAZ und nicht im Politik- oder Wirtschaftsteil. Dabei werden hier doch knallharte Wirtschaftsinteressen behandelt bzw. Bürgerrechte bedroht.

Döpfner schildert Google aus Sicht eines Konkurrenten, aber auch aus Sicht eines Kunden von Google, der nicht mit und letztlich auch nicht ohne den gigantischen Konzern und seiner Marktmacht kann.

Qualitätsmedien erhalten größtenteils Traffic über Google

"Ein großer Anteil journalistischer Qualitätsmedien erhält seinen Traffic überwiegend via Google. Google hat in Deutschland zurzeit einen Suchmaschinen-Marktanteil von 91,2 Prozent. Da ist die Aussage "wenn Google euch nicht passt, könnt ihr euch ja auslisten lassen und woandershin gehen" in etwa so realistisch wie die Empfehlung an einen Atomstromgegner, doch einfach auf Strom zu verzichten. Das kann er – solange er nicht den Amish People beitreten möchte – im wahren Leben eben nicht.", so Döpfner in seinem Offenen Brief.

"Google sei super-marktbeherrschend"

Google habe durch seine Algorithmen eine unheimliche Macht und sei "super-marktbeherrschend". Die nächstgrößte Suchmaschine sei die chinesische Firma Baldu mit lediglich rund 16 Prozent. Alle anderen "Mitbewerber" hätten Marktanteile von unter 6 Prozent und seien somit Scheinwettbewerber. Zumal Google diese marktbeherrschende Macht auch noch mißbrauche, da Google-eigene Angebote mit minderer Qualität dennoch vor den Angeboten anderer Anbieter gelistet würden, so Döpfner in der FAZ.

Döpfner kritisiert in diesem Zusammenhang auch eine Entscheidung des EU-Wettbewerbskommisars Almunia, der letztlich auch eine fundamentale Entscheidung im Sinne von Google getroffen habe.

Google hat Drohnen-Hersteller gekauft

Angesichts der Allmacht von Google beunruhigt es Döpfner auch, "dass Google – das gerade die Übernahme des Drohnen-Herstellers „Titan Aerospace“ gemeldet hat – seit einiger Zeit als Unterstützer geplanter riesiger Schiffe und schwimmender Arbeitswelten gilt, die auf offenem Meer, also in staatenlosem Gewässer, kreuzen und operieren können. Was ist der Grund für diese Entwicklung?"

Letztlich kritisiert der Springer-Vorstand aber auch die vermeintliche Gratiskultur des Internets, da man in Wirklichkeit mit seinen Daten zahle. Er gibt einige wahrlich erschreckende Beispiele, wie die Zukunft aussehen kann bzw. wie die Gegenwart aussieht.

Dabei ist Döpfner wahrlich nicht irgendjemand. Er ist einer der wenigen die bedingungslos für die Eigner des Medienkonzerns konsequent auf die Internetvermarktung gesetzt und dabei auch ernormen wirtschaftlichen Erfolg hat. Nicht nur dieser Erfolg ist bedroht.

Was Döpfner nicht sagt

Der Journalist Klaus Fischer kritisierte in seinem Kommentar `Herbeigerufene Geister` in der linken Tageszeitung "junge Welt" (jW) aus Berlin am 17.04.2014 an Döpfners Offenen Brief folgendes: "Was Döpfner nicht sagt: Der Hybris von Page, Brin, Facebook-­Zuckerberg oder Amazon-Bezos liegt das neoliberale Konzept zugrunde. Für Konzerne spielen politische Grenzen keine Rolle, die Freiheit des Kapitalverkehrs gilt als heiligstes Gut. Daß aus »gesundem Wettbewerb« schnell ein Rattenrennen wird, wollen nur die Lobbyisten nicht sehen. Es ist das schlimmste Szenario, das der Menschheit außer der Selbstvernichtung droht: die Herrschaft eines oder einer Handvoll Individuen über den ganzen Planeten."

Den gesamten FAZ-Artikel, der wirklich lesenswert ist, finden Sie hier.

Mathias Döpfner ist Vorstandsvorsitzender des deutschen Medienunternehmens Axel Springer SE. | Foto: Axel Springer AG
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Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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