Kooperation mit Kölner Verein startet
In Hombruch werden jetzt Zigarettenkippen recycelt

Foto: Montierte Aschenbecher in Hombruch

Rund um das Ärztehaus in der Tannenstr.1+3 (Gesundheitszentrum Hombruch) wurden in dieser Woche neue Aschenbecher montiert - Diese gehören zu einem Recyclingsystem des Kölner Vereins Tobacycle, welcher sich das Ziel  gesetzt hat, die Zigarettenkippen aus der Umwelt und den normalen Müllkreislauf zu verbannen.

Die Aschenbecher in Hombruch sind dabei ein erster Testlauf, das Recyclingsystem auch in der Ruhrgebiets-Metropole zu etablieren und die Raucherinnen und Raucher mehr für das Thema und die Folgen für die Umwelt zu sensibilisieren.

Warum das ein so wichtiges Thema ist

Weltweit werden jährlich rund sechs Billionen Zigarette geraucht und davon landen laut aktuellen Studien bis zu 80% in der freien Natur. Forschende des „Cigarette Butt Pollution Projects“ gehen sogar davon aus, dass mehr als ein Drittel des Mülls in den Ozeanen und an den Stränden inzwischen aus den Filtern der eh schon ungesunden Glimmstängel besteht, weit vor Plastiktüten, Strohhalmen oder Getränkeflaschen. Dies führt dazu, dass laut NBC News inzwischen in 70 Prozent aller Seevögel und in bis zu 30 Prozent aller Seeschildkröten Rückstände von Zigarettenfiltern entdeckt werden. Der WWF spricht insgesamt von einem bis zu 680.000 Tonnen schweren Sondermüll-Berg jedes Jahr, wovon alleine 41.000 Tonnen auf Deutschland entfallen.

Gerade die aus Zelluloseazetat bestehenden Filter zerfallen oft erst nach Jahrzehnten (im Salzwasser dauert dies sogar bis zu hundert Jahre) und geben während dieser Zeit nach und nach ihre giftige Inhaltsstoffe ab. Zu den enthaltenen kritischen Schadstoffen gehören unter anderem Arsen, Blei, Kadmium, aromatische Kohlenwasserstoffe, Nikotin sowie Teer. Die Hinterlassenschaften der Rauchenden sind in der Umwelt somit beileibe kein rein ästhetisches Problem, sondern mit bis zu 7.000 darin enthaltenden Giften an Toxizität kaum zu überbieten. Gerade Nikotin landet als aus den Filtern ausgewaschenes Nervengift nicht nur in den Flüssen und Meeren sondern auch über die auf dem Land weggeschnippte Zigarette im Grundwasser. Dabei sind Zigarettenkippen auch für Kinder eine Gefahr: Allein der Giftnotruf Berlin befasst sich jährlich über 250-mal mit der Frage der Vergiftung von Kindern durch das Verschlucken von ganzen Zigaretten oder Kippen. Nikotin ist dabei nach Medikamenten die häufigste Ursache einer Vergiftung im Kleinkindalter.

Ziele des Vereins

Das oberste Ziel des Kölner Vereins Tobacycle ist es, Zigarettenkippen als Problemabfall möglichst komplett aus der Umwelt zu verbannen. Dies realisieren die Vereinsmitglieder rund um den Gründer Mario Merella über den Aufbau eines eigenen Sammelsystems und der erst dadurch möglichen separaten Sammlung der Zigarettenreste, d.h. komplett getrennt von anderem Müll. So können im Online-Shop des Vereins (www.tobacycle.com) diverse In- und Outdoor-Aschenbecher erworben werden und entsprechende Behälter, die auch die Sammlung größerer Mengen ermöglichen sowie personalisierbare Ascher für unterwegs oder im Auto.

Die Zielgruppe des Vereins ist dabei breit gefächert und geht von einzelnen Raucher*innen, die für sich selber sammeln und das Ergebnis dann an eine Sammelstelle bringen bis zu Gaststätten, Unternehmen und Bildungseinrichtungen oder gar Städten und Gemeinden, die ihre öffentlichen Aschenbecher für das System nutzen. Aktuell finden sich die Partner und Annahmestellen des Vereins schwerpunktmäßig vor allem im Rheinland sowie in der Region um Stuttgart – Die Idee und das Konzept expandiert jedoch aktuell immer weitere und sensibilisiert immer mehr Menschen für diese vielen noch unbekannte Herausforderung in Sachen Umweltschutz.

Und was passiert mit den Kippen?

Die Art und Weise, wie die Zigarettenreste gesammelt werden ist dabei entscheidend für die anschließende Verwertung: Während aus sauberen und vor allem trockenen Kippen, die jetzt in Hombruch gesammelt werden, durch das Recyclingverfahren über die stoffliche Verwertung über das Zwischenprodukt eines spritzfähigen Granulates wieder neue Sammelbehälter werden, ist dies mit Zigarettenkippen die nass geworden sind oder mit Fremdstoffen vermischt sind nicht mehr möglich. Diese landen aber als Ausgangsstoff für die Gewinnung vom Strom und Wärme in einer Abfallvergärungsanlage. Das Umweltproblem Zigarettenkippe wird somit aus der Natur geholt und in etwas Nutzbares verwandelt.

Weitere Informationen zum Verein gibt es auf der Homepage.

Autor:

Sebastian Everding aus Dortmund-Süd

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