Es führt kein Weg an sicheren Fahrradwegen vorbei
Warum eine Helmpflicht die Probleme nicht löst

Ich finde es ja positiv, wenn Bundestagsmitglied Thomas Bareiß angesichts der hohen Anzahl von getöteten und schwer verletzten Fahrradfahrern etwas tun möchte. Nur darf man nicht denken, man setzt den Radfahrern Helme auf und das Problem ist gelöst. Der Bau sicherer Radwege dauert zwar lange und ist kostenintensiv, löst das Problem aber wesentlich effektiver.
Sehen wir uns dazu einmal typische Beispiele von Fahrradunfällen an.
Szenario 1:
Alleinunfall ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer: Radfahrer stürzt - z.B. über ein Hindernis, kombiniert mit einem Moment der Unaufmerksamkeit - bei geringer Geschwindigkeit auf einen Radweg, der weit genug von der Autofahrbahn entfernt liegt, um beim Sturz nicht auf derselben zu landen. Hier passiert in der Regel relativ wenig.
Szenario 2: Wie oben, nur führt der Radweg dicht an der Autostraße entlang, so dass der Radfahrer beim Sturz auf der Autofahrbahn landet. Ob das nachfolgende Auto rechtzeitig bremsen kann, ist fraglich. Ein Helm dürfte dennoch nur sehr wenig nützen, denn alle anderen Körperteile können immer noch vom Auto an- und überfahren werden.
Szenario 3: Wie 1, nur ist der Radfahrer mit hoher Geschwindigkeit unterwegs. Der Aufprall - und im schlimmsten Fall passiert er mit dem Kopf - wird also heftig. Ein Helm ist also anzuraten. Mountainbiker und Rennradfahrer tragen sowieso schon einen.
Szenario 4: Wie 3, jedoch knallt der Radfahrer beim Sturz auf die Straße. Durch den Helm ist sein Kopf geschützt, alle anderen Körperteile, die vom Auto überrollt werden können, jedoch nicht. Und ehrlich gesagt, möchte ich auch diese im Originalzustand behalten. Radwege, die weit genug von den Autostraßen entfernt liegen, um beim Sturz nicht auf diese zu fallen, würde ich daher eindeutig bevorzugen.
Eine sehr häufige Unfallursache ist auch
Szenario 5, geradeaus fahrender Radfahrer wird vom rechtsabbiegenden LKW ( Stichwort Toter Winkel ) übersehen und überfahren. Da hilft kein Helm, denn was nützt es mir, wenn der Kopf zwar heile bleibt, der Rest des Körpers aber Matsch ist?
Szenario 6, Radfahrer stürzt über eine sich plötzlich öffnende Autotür. Auch hier kann ein Helm Schlimmeres verhindern. Allerdings frage ich mich, wie Verkehrsplaner überhaupt auf eine solch absurde Idee kommen können, den Fahrradweg in die Dooring-Zone zu legen. Und ob man nicht mal darüber nachdenken könnte, die Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden, zu korrigieren und je nach lokalen Gegebenheiten die Radwege entweder zu verlegen oder soweit zu verbreitern, dass man im Falle eines Falles noch an einer offenen Autotür vorbeifahren kann. Wenn beides nicht geht, kann man immerhin umliegende Nebenstraßen für den motorisierten Durchgangsverkehr sperren oder wenigstens zu Tempo 30-Zonen machen.
Die beste Lösung wären vom Autoverkehr getrennte kreuzungsfreie Radwege. Fangt bitte an, sie zu errichten. Nur so können wir die hohen Unfallzahlen senken.

Autor:

Astrid Günther aus Duisburg

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