Fachtagung Kinderschutz von RISKID e.V. und Helios Klinikum mit bundesweiter Resonanz
„Handeln bevor es zu spät ist!“ - Netzwerk Kindeswohl nimmt weiter Fahrt auf

Der diesjährige Gerd-Unterberg-Preis ging an Dr. Thomas Fischbach, Präsident des BVKJ (2.v.r.). Die Auszeichnung nahmen die RISKID-Vorstände Heinz Sprenger, Michael Reichelt, Dr. Ralf Kownatzki und Dr. Peter Seiffert (v.l.) vor.
Foto: Philipp Ketteler
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  • Der diesjährige Gerd-Unterberg-Preis ging an Dr. Thomas Fischbach, Präsident des BVKJ (2.v.r.). Die Auszeichnung nahmen die RISKID-Vorstände Heinz Sprenger, Michael Reichelt, Dr. Ralf Kownatzki und Dr. Peter Seiffert (v.l.) vor.
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Unter dem Leitmotiv „Handeln bevor es zu spät ist!“ hatten die Initiatoren die zweite Fachtagung Kinderschutz gestellt, zu der jetzt knapp 200 Teilnehmer aus ganz Deutschland in das Hamborner Abteizentrum kamen.

Dr. Peter Seiffert, Chefarzt der nahe gelegenen Helios Kinder- und Jugendklinik und im Jahr 2005 einer der Wegbereiter von RISKID, berichtet aus langjähriger, im wahren Sinn des Wortes „leidvoller“ Erfahrung, dass Kinder täglich Opfer von Gewalt werden.

„Um Kinder bestmöglich schützen zu können, bedarf es der Vernetzung von Fachkräften aus verschiedenen Bereichen wie den niedergelassenen Kinderärzten, Kinderkliniken, Jugendämtern, Pädagogen, Justiz und Polizei“, so Seiffert. Die Tagung analysierte den noch zu verbessernden Ist-Zustand, gab aber zugleich wichtige Impulse, um letztlich ein stabiles „Netzwerk Kindeswohl“ zu installieren.

Und dabei sei die Unterstützung durch die Bundes- und Landespolitik von entscheidender Bedeutung. So wundert es nicht, dass Vorstandsmitglied Seiffert gemeinsam mit dem RISKID-Vorsitzenden Dr. Ralf Kownatzki, Duisburger Kinder- und Jugendarzt, und dessen Stellvertreter Heinz Sprenger, Leitender Kriminalhauptkommissar im Ruhestand, bereits unzählige Gespräche mit verantwortlichen Gesundheits- und Justizpolitkern geführt haben.

Sprenger wird deutlich: „Wir haben momentan eine absurde Gesetzeslage. Man hat den Eindruck, dass mitunter potentielle Täter mehr geschützt werden als misshandelete oder missbrauchte Kinder.“ Das Kinderschutzgesetz von 2012 habe nichts daran geändert, dass man jede Woche bundesweit tote Kinder aufgrund von häuslicher Gewelt oder Missbrauch beklagen müsse.

Nicht selten gingen die mutmaßlichen Täter bei einem neuerlichen, vorgeblichen häuslichen Missgeschick oder Unfall von Arzt zu Arzt, um nicht aufzufallen. Dem könnte ein informativer Austausch der Ärzte einen Riegel vorschieben.

Kinder vor Gewalt und
Missbrauch schützen

Das ist zurzeit aber rechtlich nicht möglich. Man braucht derzeit noch das Einverständnis potentieller Täter. „Genau da müssen wir den Hebel der Gesetzesänderung ansetzen“, so Ralf Kownatzki. Durch die Überzeugungsarbeit von RISKID geht er davon aus, dass es in Kürze eine Gesetzesinititative von Nordrhein-Westfalen und anderen Ländern im Bundesrat geben wird, die den Bund letztlich zum Handeln zwingt.

Wichtig sei es nach Seifferts Überzeuigung, dass die ärztliche Schweigepflicht nicht dem notwendigen und zielführenden Informationsaustausch der Ärzte im Wege steht: „Wir wollen Kinder schützen und keine Täter.“ Und dennoch: oftmals seien Misshandluingen von Kindern keine geplanten, bewusst gewollten Taten, sondern Ausdruck der Überforderung von Erziehungsberechtigten. Oft bedürfen Elterrn selbst professioneller Hilfe.

Auch da setzt die Arbeit von RISKID an, die auch eine Zusammenarbeit mit Behörden und Ämtern vorsieht. Allein für Duisburg und auch für seine Klinik nennt Seiffert erschreckende Zahlen. So wurden bereits im ersten Monat des neuen Jahres 75 Kinder aufgrund der Schwere ihrer Verletzung, die offensichtlich durch Misshandlungen aufgetreten sind, stationär aufgenommen.

Die Tagung, so die RISKID-Verantwortlichen, sei ein weiterer Schritt zur sinnvollen bundesweiten Vernetzung gewesen und werde nicht die letzte ihrer Art sein. Ermutigend sei es zudem, dass sich immer mehr Ärtzte anschließen würden. Die Multiplikatoren leisten beste Arbeit.

Und genau diese hat auch auch Dr. Fischbach geleistet, der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland (BVKJ). Deshalb erhielt er auch während der Tagung den diesjährigen, von RISKID verliehenen Gerd-Unterberg-Preis, benannt nach dem inzwischen verstorbenen Leitenden Duisburger Staatsamwalt, der sich beruflich und darüber hinaus stets für den Schutz und das Wohl von Kindern eingesetzt hat.

HINTERGRUND

RISKID (RisikoKinderInformationssystem Deutschland) wurde 2005 in Duisburg intitiert. Seit 2009 ist die Organisation ein eingetragener Verein., dem in unserer Stadt mittlerweile alle Kinder- und Jugendärzte sowie die Fachkliniken angeschlossen sind. Ziel ist es nach wie vor, den Informationsaustausch von Ärzten zum Wohl der Kinder gesetzlich zu erleichtern.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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