Zu alt zum Arbeiten? - 51-jährige Velberterin wird aufgrund ihres Alters abgelehnt

Ursula Grazek mit ihrer treuen Hündin. Foto: Dorau
2Bilder
  • Ursula Grazek mit ihrer treuen Hündin. Foto: Dorau
  • hochgeladen von Alice Gevelhoff

Seit langer Zeit sucht Ursula Grazek aus Tönisheide eine neue Arbeitsstelle. Die 51-Jährige wird jedoch nur abgelehnt: Sie sei zu alt, hört sie immer wieder.

Die Witwe musste ihren Job in einer Fabrik aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Um trotzdem weiter arbeiten zu können, machte sie eine Ausbildung bei der Kommunalverwaltung. Doch dann kam das böse Erwachen: Trotz des Engagements wird sie abgelehnt, da sie keine Berufserfahrung hat und zu alt sei. Mittlerweile bewirbt sie sich auf fast alles in der Umgebung, was mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar wäre. Das einzige, was ihr noch Kraft gibt, ist ihre treue Hündin. Dass sie diese aus Kostengründen abgegen soll, ist unvorstellbar für Ursula Grazek. „Dieser Hündin ist es zu verdanken, dass es mich heute noch gibt.“

„Wir sind ein junges Team, Sie sind leider zu alt für die Stelle“. Diese Antwort hat Ursula Grazek nur zu oft gehört. Die 51-jährige Witwe aus Velbert ist seit langer Zeit auf Jobsuche.
„Das einzige, was ich jetzt noch brauche, um wieder zurück ins Leben zu kommen, ist eine Arbeitsstelle“, erzählt Ursula Grazek.
Seit ihr Mann vor vier Jahren unerwartet an Krebs verstorben ist, lebt sie von der Witwenrente und ergänzenden Leistungen vom Amt. Trotz des Umzugs in eine kleinere Wohnung reicht das, was im Monat überbleibt, so gerade zum Leben. „Ich bettle Monat für Monat bei Freunden um Hilfe“, so die Witwe.
Dabei hat die 51-jährige vor acht Jahren noch eine Ausbildung bei der Kommunalverwaltung abgeschlossen. Diese hatte das Arbeitsamt im Rahmen einer Reha-Maßnahme eingeleitet, da Ursula Grazek ihre Stelle in der Produktion einer Fabrik aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiter ausführen konnte. Doch für eine Anstellung in diesem Bereich fehle ihr die nötige Berufserfahrung - und sie sei zu alt. Da stellt sich die Frage, wie wir einen 72 Jahre alten Bundespräsidenten haben können?, bemerkte Ursula Grazek.

Aufgrund ihrer finanziellen Knappheit hat sie kein Auto zur Verfügung. Bei einem ihrer letzten Stellenangebote, bei dem sie nicht direkt wegen ihres Alters abgelehnt wurde, musste sie absagen: Bei einer Arbeitszeit als Reinigungskraft von 4 bis 7 Uhr morgens wäre die Arbeitsstelle auch mit keinem öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen.
Bei einem Gespräch über ihre finanzielle Lage sei ihr von offizieller Seite geraten worden, sie solle doch einfach ihren Hund abgeben. Da dies unvorstellbar für sie ist, weil die 14-jährige Hündin immer ein treuer Beistand besonders nach dem Tod ihres Mannes war, erschütterte dieser Vorschlag Ursual Grazek sehr. „Diesem Hund ist es zu verdanken, dass es mich heute noch gibt.“
Ute Ackerschott, Leiterin der Arbeitsagentur Kreis Mettmann, weiß, was in den Köpfen vieler Arbeitgeber vorgeht.

„Besonders bei gesundheitlichen Bedenken sind Arbeitgeber zurückhaltend, da sie die Tragweite der Erkrankung oft nicht einschätzen können. So genannte ‚Rückkehrer‘, die lange aus der Berufswelt raus waren, können erhebliche Hindernisse haben“, erzählt Ackerschott. Die Bundesagentur für Arbeit bietet für genau diese Frauen, die lange nicht gearbeitet haben, ein Programm der Chancengleichheit. In diesem Programm lernen die Bewerberinnen, wo und wie sie sich bewerben müssen, um die besten Chancen zu haben.
Zurzeit sind 1610 Menschen „50-Plus“ in Niederberg arbeitslos. Davon 700 Frauen. „In den Köpfen der Arbeitgeber ist oft veranktert, dass der Wiedereinstieg schwer ist und die Bewerberinnen aufgrund der mangelnden Arbeitserfahrung völlig neu anfangen“, so Ackerschott.
Ursula Grazek bleibt nur die unermüdliche Jobsuche. Wer ihr eine Chance geben will, kann eine Email an redaktion@stadtanzeiger-niederberg.de senden.

Ursula Grazek mit ihrer treuen Hündin. Foto: Dorau
Autor:

Alice Gevelhoff aus Velbert

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.