Stoppenberger Bulle ist wieder zurück

Monika Kirchner und Dr. Christoph Moß mit der päpstlichen Urkunde aus dem Jahre 1488. | Foto: Plettendorf
  • Monika Kirchner und Dr. Christoph Moß mit der päpstlichen Urkunde aus dem Jahre 1488.
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Über 500 Jahre ist sie alt und verfügt über eine Original-Unterschrift von Papst Innozenz VIII. Die Bulle zur Schlichtung des „Stoppenberger Schleierstreits“ ist nicht nur urkundlich eine Rarität, sondern auch inhaltlich von einiger Brisanz. Zeugt sie doch vom einstigen Streit zwischen der Essener ­Fürstäbtissin und den Damen des Stoppenberger Stifts, die damals offenbar freier lebten, als es der ­Kirchenoberin gefiel.
„Die Papst-Urkunde ist ein echtes Highlight für uns und jetzt das älteste Stück in unserem Haus“, schwärmt Bistumsarchivar Dr. Christoph Moß von der päpstlichen ­Bulle aus dem Jahre 1488. Als Bulle bezeichnet man ein Schriftstück mit einem Siegel aus Gold, Silber, Wachs oder Blei. Im Falle des Dokumentes zur Schlichtung des Stoppenberger Schleierstreits handelt es sich um ein Siegel aus Blei - charakteristisch für eine ­Papsturkunde, wie Moß betont.
Durch diese Urkunde bestätigte Papst Innozenz VIII. das Recht der Stoppenberger Stiftsdamen, ein weißes Überkleid tragen zu dürfen. „Vordergründig ging es dabei um Kleidung, in Wirklichkeit aber um die Ausrichtung des Damenstiftes“, erklärt der Bistumsarchivar. Die Äbtissinnen von Essen forderten von den dem Prämonstratenserorden zugeordneten Stoppenberger Stiftsdamen das Tragen des Schleiers und die Rückkehr zur Einhaltung strengerer Lebensregeln. „Dieser Streit zog sich über Jahrzehnte“, klärt Moß auf. „In der Literatur ist vom freiweltlichen Charakter die Rede, dieser war wohl freier, als es der Äbtissin gefallen hat.“ Es folgte die Entscheidung des Papstes per Schlichtungsbescheid.
Die Jahre zogen ins Land und das Stift Stoppenberg wurde nach 1803 im Rahmen der Säkularisation von den Franzosen aufgelöst. „In der Regel wurden die Archive damals ins staatliche Archiv übernommen“, erklärt Dr. Christoph Moß. Die päpstliche Bulle gelangte also zunächst in staatliche, dann aber in private Hände. „Eine Dame aus Mainz, Monika Kirchner, erbte die Urkunde von ihrem Onkel und ist nun froh, sie wieder professionell untergebracht zu wissen“, erzählt Moß. „Die Kollegen vom erzbischöflichen Archiv aus Köln stellten den Kontakt zu uns her.“
Derzeit befindet sich die Urkunde, die im Laufe der Zeit mehrfach gefaltet wurde, in den Händen einer Restauratorin, die mit der Entfaltung und Planlegung des alten Schriftstückes beschäftigt ist.
Später soll es dann ins bischöfliche Archiv in die frühere Christophoruskirche nach Essen-Kray zurückkehren, wo es für jedermann einsehbar sein wird. Dort wird es nicht nur als ein wichtiges Dokument zur Geschichte Stoppenbergs katalogisiert werden, sondern zugleich auch mit über 500 Jahren das älteste Schriftstück der Sammlung sein.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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